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Kommune oder Kollektiv? Was das eine (nicht) mit dem anderen zu tun hat

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Der bekannteste darunter war in Österreich wohl die Otto-Muehl-Kommune Friedrichshof. Lass uns gleich zu Beginn sagen: Was dort alles passiert ist und gelebt wurde, hat sehr wenig bis gar nichts mit dem zu tun, was wir hier und heute unter Gemeinschaft verstehen. Es würde zu weit führen, darauf im Detail einzugehen. Mit (vermutlich) besten Absichten versuchten die damaligen Menschen in kollektiven Zusammenhängen Schritte zu setzen, die mit dem vorherrschenden System brechen wollten.

Im Verlaufe ihres fast 20-jährigen Bestehens entfernte sich die Kommune von diesem ursprünglichen Gemeinschaftsgedanken, bis Muehl selbst eine immer destruktivere Herrschaft über das Projekt ausübte. Letztlich wurden gegen ihn zahlreiche Vorwürfe erhoben, er wurde strafrechtlich verurteilt. Wer Näheres dazu erfahren möchte: Zu diesem Thema kann ich einen sehr interessanten, kritischen Dokumentarfilm empfehlen: In „Meine keine Familie“5 berichtet der Regisseur Paul-Julien Robert von seinem Aufwachsen und Leben inmitten der Kommune.

Was wir dir damit jedenfalls und ganz klar verdeutlichen möchten: Wir wollen uns von dem Wort Kommune ganz bewusst abgrenzen. Nicht zuletzt, da dieser Begriff durch solche gescheiterten Beispiele aus der Vergangenheit wie die Otto-Muehl-Kommune stark gefärbt wurde. Sehr viele, vor allem Menschen älterer Generationen, assoziieren dieses Wort sofort damit, was damals und dort passiert ist.

Stattdessen verwenden wir die Bezeichnung Kollektiv: Sie bezieht sich auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, gleichwertiges Stimmrecht, Konsensentscheidungen. Hier gibt es keinen Guru an der Spitze. Es ist ein Ausdruck, der sich vor allem in der anarchistischen Bewegung durchgesetzt hat. In dieser verorten auch wir uns. Das Hofkollektiv ist demnach ein Kollektiv, das einen Bauernhof bewohnt und bewirtschaftet.

Diese Bezeichnung hat sich für ähnliche Orte wie das Wieserhoisl in Österreich im Moment durchgesetzt. Synonym dazu wird der Begriff Gemeinschaft verwendet. Als Kommune bezeichnen sich unseres Wissens keine aktuellen oder neuen Projekte – eben weil dieser Begriff im Verlaufe der Zeit eine bestimmte ungünstige und auf uns und andere nicht zutreffende Konnotation erhalten hat.


Anarchie in … wenigen Worten erklärt


Es gibt viele Missverständnisse dazu, was der Begriff Anarchismus wirklich bedeutet. Viele denken, wenn sie das Wort Anarchist*innen hören, an Umstürzler*innen, die die Welt ins Chaos befördern möchten. Das ist nicht korrekt, zumal sich der Begriff primär auf eine ideologische Ebene bezieht und eine friedvolle Umsetzung jeder gewaltvoll-aktionistischen Herangehensweise vorzieht. Anarchismus bezeichnet eine bestimmte politische Philosophie, die davon ausgeht, dass jegliche Art von Hierarchie die Menschen in ihrer persönlichen Freiheit beschränkt und somit unterdrückt. Gefordert werden eine Aufhebung hierarchischer Strukturen und damit eine hohe Selbstverantwortung der Individuen. Anhänger*innen des Anarchismus stehen also für Gleichheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung ein. Sie verurteilen den staatlich sanktionierten kapitalistischen Konkurrenzkampf eines „Jede*r gegen jede*n“, der soziale Ungerechtigkeiten fördert und eine kleine Elite immer reicher werden lässt, während die Mehrheit zunehmend verarmt.

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