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11. Heuhaufen voller Stecknadeln

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Das dürftige Ergebnis der Atelierbesuche war auch per Telefon zu übermitteln. Kohoutek wählte Hagenaus Nummer.

„Hallo Thomas – hier Frieder.“

„Hallo Frieder. Hast Du interessante Neuigkeiten für mich?“

„Ich frage mich die ganze Zeit, wie Du mich in diese bescheuerte Interview-Idee reingequatscht hast. Ich habe Dir doch gleich gesagt, dass es vollkommen sinnlos ist, irgendwelche Namen herauszupicken. Das kann irgendwer sein, den kein Schwein kennt. Die Du mir genannt hast, spielen doch alle schon in der Oberliga. Die sind – jeder auf seine Art – viel zu gradlinig für so eine Zirkusnummer. Irgendwie versuchen sie, auf sich und ihre Arbeit aufmerksam zu machen und dabei möglichst viele rote Punkte zu sammeln. Nur darum geht es. Der Erste ist einfach die Rampensau, weil er dauernd mit Adrenalin vollgepumpt ist, die Zweite kann nicht anders, der Dritte hat eine Macke, und der Vierte macht es aus kalter Berechnung. Ich bin lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass es von denen mit Sicherheit keiner ist.“

Hagenau wollte sich mit diesem Zwischenergebnis nicht gleich die ganze Idee abwürgen lassen. Deshalb setzte er noch einmal nach.

„Wenn es keiner von denen ist, wer käme sonst noch in Frage?“

Die Antwort ließ jetzt schon deutlich Ärger durchklingen. Schließlich hatte er das Unterfangen von Anfang an kritisch gesehen, jetzt die dazu passenden Ergebnisse geliefert und dennoch blieb sein Gesprächspartner beratungsresistent.

„Vergiss es! Wie willst Du die Stecknadel im Heuhafen finden. Es gibt doch zurzeit nicht den geringsten Anlass, einen solchen Aufwand zu treiben. Wenn unser beider Verdacht stimmt, wird der oder die sich selbst auf dem Tablett servieren. Was hast Du davon, wenn Du es vorher weißt.“

„Und wenn sich keiner meldet?“

„Dann habt Ihr ein paar tolle Kopien. Aber verlass Dich drauf: Für Nüsse macht das keiner. Irgendwie wird sich das Rätsel schon lösen. Warte doch die Zeit ab!“

„Vielleicht hast Du Recht. Einstweilen erst einmal vielen Dank für Deine Bemühungen.“

„Ich kann jetzt nicht gerade sagen `Gern geschehen`.“

„Es war ja auch nicht für Nüsse.“

„Komme ich noch drauf zurück. Bis bald mal.“

Sein letzter Satz schien Hagenau vielleicht der wichtigste Satz des ganzen Telefonats zu sein.

„Ich bestehe darauf, dass Du meine Gegenleistung annimmst, auch wenn jetzt kein verwertbares Ergebnis vorliegt.“

„Ich melde mich.“

Als Hagenau den Hörer aufgelegt hatte, machte er seinen Drehstuhl mit einer Vierteldrehung zum Fensterplatz. Der Ausblick auf die Topographie des Terrors konnte seiner stabilen Gemütsverfassung heute nichts anhaben.

Der rote Punkt

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