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b. Wissenschaftspropädeutik

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Der gedankliche Vollzug der Metapher setzt eine diskursübergreifende Denkbewegung in Gang, die man – wenn man sie sich bewusst macht – auch zum Erlernen fächerübergreifenden Denkens nützen kann. Der Weg dazu führt über eine stufengerechte Form der Wissenschaftspropädeutik.

Wissenschaftspropädeutik als Anleitung zum fächer­übergreifenden Denken

Die erste Einübung in die Grundbegriffe und Methoden spezialisierter Fachwissenschaft (wenn auch nicht in die wissenschaftliche Forschung) erfolgt auf der Sekundarstufe II meist über faktenorientierte Hand- und Schulbücher und zumeist ohne erkenntniskritische Reflexion der fachspezifischen Theorien und der sie begleitenden Metaphern und Bilder. Die Bildungsforschung ist sich weitgehend einig, dass diese wissenschaftspropädeutischen Grundlagen nicht erst im Universitätsstudium, sondern parallel zum Aufbau disziplinärer Kompetenz vermittelt werden sollten (Defila, Di Guilio 1996, 131; Schneider 1988 und 1993; Lepenies 1991, 157; Habel 1990).

Die Methode dieses Lehrmittels geht von der Annahme aus, dass auch begrifflich verfestigte, «verblasste» oder «tote» Metaphern einen Teil ihrer Metaphorizität bewahren (vgl. Körper«bau» oder Nahrungs«kette»). Das Mittel zu ihrer «Wiederbelebung» ist die Reflexion der Analogiebezüge, die der Metapher zu Grunde liegen. Diese Reflexion zielt darauf ab, die metaphorischen Implikationen, die im Fachbegriff wirken, ohne aber bewusst kontrolliert zu werden, ins Bewusstsein zu rufen. Gelingt dies, so erreicht man eine Selbsterhellung der Wissenschaft, welche die Reichweite und Grenzen wissenschaftlicher Begriffe sichtbar macht. Beispiele: Die Kennzeichnung der Zelle als «Grundbaustein» hebt die Bauweise des Organismus hervor, blendet aber z.B. seine Schmerzfähigkeit aus. Die Speichermetapher der Neurologie lenkt die Aufmerksamkeit auf die Memorierkapazität des Gehirns, übersieht aber, warum welche Inhalte gespeichert werden.

Die pädagogische Relevanz der Metaphernreflexion liegt darin, dass sie Lernenden auf einer frühen Stufe disziplinärer Prägung den Zusammenhang zwischen Sprache (als Mittel der Wirklichkeitskonstruktion) und Wissenschaft anschaulich macht. Sie liefert einen Beitrag zur Allgemeinbildung, indem sie die impliziten Annahmen wissenschaftlicher Fragestellungen (hidden assumptions) freilegt, Grundbegriffe (in ihrer intra- und extradisziplinären Bedeutung) beleuchtet, Problemdefinitionen (und die Problemausblendungen) und die daraus folgende Aspekthaftigkeit des Wissens ins Bewusstsein der Lernenden ruft.

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