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Von der Metapher zum Begriff

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Metaphern lassen sich semantisch nach dem Grad ihrer Usualität unterscheiden.

Neue Metaphern gelten im Allgemeinen als lebendig, frisch, kreativ, poetisch oder originell. Beispiele: «Der Schüler ist eine Trommel»; «Die Seele klonen».

Durch häufigen Gebrauch kommt der metaphorische Übertragungseffekt zur Ruhe und Metaphern gehen als Zweitbedeutungen in den Wortschatz ein. Sie werden lexikalisiert. Auf diese Weise bringen Metaphern Polysemien hervor. Meist kann dann nur noch die Etymologie an den Ursprung des lexikalisierten Wortes erinnern, wie zum Beispiel im Wort «Schloss», denn sowohl Schloss als Gebäude als auch Schloss als Türverriegelung haben etymologisch mit Verschliessen zu tun, Verschliessen der Tür und Verschliessen des Tals.

Derselbe Effekt tritt auch ein bei der Katachrese. Man hat kein Wort für einen Gegenstand und holt dann aus einem anderen Bereich ein Wort, das nun diese Funktion übernimmt, so zum Beispiel Motor«haube», Computer«maus», Berg«sattel». Konventionelle Metaphern werden meist als tot, schlafend oder erstarrt bezeichnet.

Lebende und tote Metaphern

Die Grenze zwischen konventionellen und neuen Metaphern ist fliessend. Tote Metaphern sind keine Metaphern mehr, sondern normale Wörter bzw. Begriffe.

«Begriff» wird in diesem Lehrmittel im Rahmen eines dreiseitigen Modells verstanden, wie es von Ogden und Richards 1923 im semiotischen Dreieck entworfen wurde.

Vom Zeichen, dem Laut- bzw. Schriftbild, führt kein direkter Weg zum Gegenstand. Diese Beziehung ist durch den Begriff vermittelt. Er bezeichnet die durch Merkmale ausdifferenzierte Vorstellung, die sich der Sprechende bzw. die Sprachgemeinschaft vom Bezugsobjekt macht. Das äussere Zeichen verweist auf den Begriff, der den reichen Bedeutungsraum von Denotation, Konnotationen und Assoziationen aufspannt, also auch Eigenschaften wie Vagheit und Polysemie einschliesst. Die Merkmale eines Begriffs werden im Sprachbenutzer bzw. der Sprachbenutzerin seit frühester Kindheit als Folge zahlloser Akte gelingender Kommunikation ausdifferenziert. Dies gilt vor allem für die Alltagsbegriffe. Fachbegriffe dagegen sind im Rahmen einer Terminologie durch ausdrückliche Definition normiert.


Begriffe sind klassenbildend

Vom Zeichen her gesehen ist der Begriff Träger einer Bedeutung (also Gegenstand der Semantik), vom konkreten Gegenstand her dagegen Träger einer Deutung (also Gegenstand der Onomasiologie). Begriffe sind sowohl verallgemeinernd (d.h. klassenbildend) als auch abstraktiv, indem sie nicht-klassenbildende Merkmale ausblenden. Beispiel: Der Wal gehört zur Klasse der Säuger, seine Fischmerkmale werden ausgeblendet. Begriffe widerspiegeln zudem die in einer Sprachgemeinschaft gültige Welteinteilung, die ihrerseits kulturelle Bedürfnisse und Handlungskontexte zum Ausdruck bringt. Beispiele sind Unterscheidungen wie «Kraut» – «Unkraut»; «Haustier» – «Schädling». Wenn Metaphern «sterben», kann eine «Ummöblierung» dieser Begriffsordnung stattfinden. Beispiele: «Maus» (Tier und Computerteil), «surfen» (Wassersport und Suche im Internet). Unser Lexikonwortschatz besteht zu einem beträchtlichen Teil aus «toten» Metaphern.

 Semantische Theorien können erklären, wie Metaphern durch Bedeutungserweiterung alter Wörter neue Sichtweisen auf die Wirklichkeit eröffnen. Sie machen verständlich, dass Metaphern (zwischen Aktiv- und Erloschensein) verschiedene Stufen semantischer Stabilisierung durchlaufen. Indem sie die in der Metapher wirksamen Vorgänge von Filterung und Projektion und damit die kognitive Wirkung von Metaphern beleuchten, können semantische Theorien die gedankenleitende Wirkung der Metapher beschreiben.

Im didaktischen Zusammenhang ist es fruchtbar, die von Black angesprochene «Resonanz» der Metapher semantisch durch das Zusammenwirken von Denotation, Konnotation und Assoziation von Begriffen bzw. Wörtern einzuführen.

Denotation entspricht der lexikalischen Bedeutung oder Hauptbedeutung, Konnotationen umfassen die allen Sprachbenutzenden normalerweise bekannten Nebenbedeutungen, Assoziationen individuelle Konnotationen (vgl. Löffler 1998, S. 60). Die beiden Letzteren kann man als «Implikationen» zusammenfassen.

Beispiel: «Strasse»: Denotation = «von Menschen angelegte Fahrbahn»

Konnotationen = «Lärm», «Öffentlichkeit», «Gestank»

Assoziationen = «Ameisen», «Fluss», «frieren»

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