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b. Semantische Theorien der Metapher Die Interaktionstheorie

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Die heutigen Diskussionen der Metapher gehen im Allgemeinen zurück auf Max Blacks Interaktionstheorie (Black 1954). Nach Black wird in der Metapher das sog. Fokus-Wort auf den sog. Rahmen, den Aussagezusammenhang, übertragen. (Weinrich hat später für diese Unterscheidung die anschaulicheren Begriffe «Bildspender» und «Bildempfänger» eingeführt, die im Folgenden verwendet werden.) Durch die Übertragung wird die wörtliche Bedeutung des Bildempfängers verändert. In der Metapher «Der Mensch ist ein Wolf» erhält der Mensch Züge eines Wolfes. Gleichzeitig wirkt dieser neue Verwendungszusammenhang aber auf den Bildspender zurück. (Der Wolf erhält menschliche Züge.) Der Sinn metaphorischen Redens ist es aber nicht, stabile Bedeutung zu schaffen, sondern kontextabhängige Bedeutungseffekte zu erzeugen, die zum Nachvollzug auffordern. Eine Metapher wird verstanden, wenn es gelingt, ein «System von miteinander assoziierten Gemeinplätzen», die mit der wörtlichen Bedeutung des Bildspenders (des Wolfes) einhergehen, auf den Bildempfänger (den Menschen) zu beziehen. Geheimnis und Rätsel der

Metapher als ­Wahrnehmungslenkung

Metapher liegen in der «Resonanz» (Black 1977, S. 389), die im Zusammenwirken der beiden Bedeutungsfelder entsteht. Die durch die Metapher erzeugten Bedeutungseffekte sind kreativ und unabsehbar, da die gesamten Implikationen der beteiligten Begriffe interagieren.

Die gedankenleitende Wirkung der Metapher

Mit dem Verstehen einer Metapher geht eine Wahrnehmungslenkung einher, die im Rahmen dieses Lehrmittels als die gedankenleitende Wirkung der Metapher bezeichnet wird. Black vergleicht den Bildspender der Metapher mit einem Filter, die mit ihm assoziierten Gemeinplätze als die Linien, die den Durchblick auf den Bildempfänger eröffnen. Metaphern heben Einzelaspekte einer Sache hervor und blenden andere aus. Im Beispiel «Der Mensch ist ein Wolf» werden alle jene Eigenschaften des Menschen hervorgehoben, über die sich in der «Wolf-Sprache» reden lässt – das heisst das Wilde, Raubtierhafte und Verräterische – während diejenigen, für die das nicht möglich ist – sie umfassen alles Zivilisierte am Menschen – in den Hintergrund treten. Black bezeichnet diesen Vorgang als «Gesetz der Projektion» (Black 1954, 72).

Im Gegensatz zur Substitutions- und Vergleichstheorie schreibt Black der Metapher eine kognitive Funktion zu. Die Interaktionstheorie macht deutlich, warum Metaphern in vielen Fällen nicht ohne Verlust durch wörtliche Ausdrücke ersetzbar sind. Erläutern kann man Metaphern ebenso schlecht wie den Witz eines Witzes. Ihr Gebrauch zielt auf eine Wahrnehmungsänderung und kann neue Sichtweisen eröffnen.

Kognitive Metapherntheorie

Verbreitete Anerkennung geniesst heute auch die kognitive Metapherntheorie (Lakoff und Johnson 1980, Lakoff 1987, Liebert 1992). Nach diesem Ansatz ist unser gesamtes Denken in Alltag und Wissenschaft von metaphorischen Konzepten geprägt. Hinter der in der Einzeläusserung fassbaren Lexemmetapher machen Lakoff und Johnson abstrakte Konzepte, sog. Bereichsmetaphern, aus, die unbewusst unsere Wahrnehmung lenken und bestimmte Denkbahnen festlegen. Beispiel: Lexemmetaphern wie «Zeit sparen», «Zeit einsetzen», «Zeit gewinnen» verweisen auf die Bereichsmetapher «Zeit ist Geld», die im Hintergrund die Wahrnehmung und das Handeln steuert.

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