Читать книгу Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband! - Ilka Hauck - Страница 17

12 SUMMER

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Ich nähere mich Danny langsam und kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er sitzt alleine auf der Bank am See und sieht irgendwie unglücklich aus. Ich habe ihn noch nie so gesehen, er wirkt immer so selbstsicher und locker. Am liebsten möchte ich zu ihm hinlaufen und ihn in den Arm nehmen. Ich bin verrückt, so viel steht fest. Jetzt hat er mich entdeckt und sieht mir entgegen. Seine Augen leuchten auf und ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel. Wir sehen uns die ganze Zeit an, während ich ihm näher komme. In meinem Bauch kribbelt es und mein Herz klopft schneller.

„Hey.“

Ich bleibe neben ihm stehen, und er sieht mich an mit diesen Augen, die einfach unglaublich sind.

„Hey.“

Ich setze mich vorsichtig neben ihn und nestele unsicher an meinem Rucksack herum.

„Na, auch fertig für heute?“

Danny zieht an seiner Zigarette und mustert mich aufmerksam.

„Ja, zum Glück. Du auch?“

Er nickt und lässt den Blick übers Wasser schweifen.

„Mhm.“

Ich sehe ihn von der Seite an. Er ist einfach perfekt schön. Ich weiß nicht, wie man so sein kann. Ob seine Eltern auch so hübsch sind? Wie müssen die Menschen aussehen, die gemeinsam solch ein wunderschönes Kind bekommen? Meine Gedanken schweifen kurz zu meinen Eltern und für Sekunden legt sich ein eiserner Ring um meine Brust. Doch genau jetzt sieht Danny mich wieder an und ich versinke in dem warmen Braun seiner Augen. Ich muss lächeln und er lächelt zurück. Dennoch wirkt er immer noch ein bisschen traurig.

„Ist alles okay bei dir?“

Ich stelle diese Frage und zucke im gleichen Moment zurück. Wage ich mich damit nicht zu weit vor? Ich habe keine Ahnung, was Danny Moreno von mir will, und noch weniger, ob er mit mir über sich selbst sprechen möchte. Sein Lächeln vertieft sich und mein dummes Herz stolpert heftig.

„Warum fragst du? Sehe ich aus, als ob ich mich direkt in den See stürzen wollte?“

Ich muss lachen. Idiot.

„Nicht ganz so schlimm, nein. Aber irgendwie, ich weiß nicht, du wirkst … traurig. Nachdenklich. Nicht glücklich. Ich weiß nicht.“

Ich sehe ihn unsicher an, warte auf eine spöttische Antwort, doch sie kommt nicht. Stattdessen sieht er wieder aufs Wasser und nickt schließlich langsam.

„Nicht schlecht beobachtet, Sommerröschen.“

Wir schweigen kurz, ich überlege, was ich sagen soll, und nehme schließlich meinen Mut zusammen.

„Was ist denn los? Kann ich dir helfen?“

Er zieht ein letztes Mal an seiner Kippe, bevor er sie austritt. Dann sagt er: „Helfen kannst du mir wohl nicht, aber danke. Und was los ist? Eigentlich nichts.“

Er zögert kurz.

„Weißt du, dass meiner Familie ein größeres Im- und Exportunternehmen gehört?“

Ich schüttele den Kopf. Ich weiß nur, dass Dannys Familie ziemlich wohlhabend ist, das ist kein Geheimnis auf dem Campus.

„Wir führen dieses Unternehmen, das mein Großvater aufgebaut hat, in zweiter Generation. Ich werde die dritte Generation sein.“

Er überlegt und sagt dann: „Das ist auch der Grund, warum ich meine Studiengänge gewählt habe: Weil ich in ein paar Jahren die Firmenleitung übernehmen werde.“

Er malt mit der Fußspitze Kreise in den Kies unter der Bank und ich höre ihm schweigend zu.

„Mein Großvater ist als junger Mann mit seiner Frau aus Italien in die Staaten ausgewandert, hat die Firma gegründet und aufgebaut. Dann hat mein Vater sie übernommen. Und ich werde sie nach ihm leiten.“

Ich nicke und verstehe. Der Klang seiner Stimme sagt mir alles. Diese Firma war vielleicht der Traum seines Großvaters. Vielleicht auch der seines Vaters. Dannys Traum ist sie nicht.

„Du möchtest das aber eigentlich nicht?“

Ich weiß nicht, wie ich es anders formulieren könnte, also frage ich direkt.

Er sieht mich an und zuckt mit den Schultern.

„Ehrlich? Nicht wirklich. Aber ich werde. Weil mein Großvater einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist und ich nichts tun werde, was ihn enttäuscht.“

Er sieht nachdenklich übers Wasser.

„Es ist gar nicht mal, dass mein Großvater böse wäre, wenn ich es nicht täte. Er würde es verstehen, denke ich. Er ist nicht dieser Mensch, der anderen seinen Willen aufzwingen will. Aber ich könnte das nicht, verstehst du? Ich könnte damit nicht leben, zu wissen, dass all seine Arbeit umsonst war. Dass ein Fremder sein Lebenswerk weiterführen wird. Jemand, dem mein Großvater nichts bedeutet.“

Er streicht sich durch die Haare.

„Du liebst ihn sehr, deinen Großvater, was?“

Ich würde am liebsten nach Dannys Hand fassen und sie in meiner halten. Was er gesagt hat, rührt mich sehr und passt so gar nicht zu dem Bild, das viele von ihm haben.

„Ja.“

Er sieht mich an und verzieht das Gesicht.

„Wehe, du erzählst das jemandem. Ich habe einen Ruf zu verlieren, kapiert, Sommerröschen?“

Er grinst und ich muss lachen.

„Ich verrate nichts.“

Dann werde ich ernst.

„Du hast gesagt, du hättest auch gerne Musik studiert. Weißt du, dass du es nicht studierst, heißt ja nicht, dass die Musik kein wichtiger Teil deines Lebens sein kann. Du kannst es verbinden, das, was du magst, und das, was du tun musst. Du kannst so viel machen mit Musik. Du kannst Songs schreiben und komponieren. Du hast gesagt, du spielst Klavier und Gitarre, das ist doch perfekt. Du könntest sogar eine Band gründen, wenn du möchtest. Ich denke, wenn man versucht, das, was man liebt, in eine Waagschale mit dem zu werfen, was man machen muss, dann wird das, was man eben tun muss, leichter. Weil das andere so viel Freude bringt, auch wenn man dafür vielleicht nicht so viel Zeit hat, wie man gerne hätte.“

Danny sieht mich an, dann gleitet ein Lächeln über sein Gesicht, das mein Innerstes berührt.

„Du bist ein kluges Mädchen, Summer Rose.“

Er streicht sachte mit einem Finger über meine Hand, und es fühlt sich an, als würden Funken über meine Haut tanzen.

„Das klingt so leicht, wenn du es sagst. Und so, als ob alles gar nicht so schlimm wäre.“

Er streicht über meine Finger.

„Und vielleicht ist es das ja auch nicht.“

Seine braunen Samtaugen schimmern fast zärtlich und mein Herz spielt verrückt. Ich sollte nicht hier bei ihm sein. Er wird mir zum Verhängnis werden, wenn das so weitergeht. Ich verkrafte im Moment keinen Kummer, kann keinen Schmerz ertragen. Und Danny Moreno wird Schmerzen bedeuten, früher oder später. Es muss so sein, es kann gar nichts anderes bedeuten. Er ist keiner, der bleibt. Oder? Ich sehe auf seine Hand hinunter, die immer noch ganz zart auf meiner liegt. Er hat wunderschöne Hände. Wie alles an ihm so verdammt schön ist. Er ist wie der Teufel in Engelsgestalt, ich weiß es und kann doch nichts gegen diese geballte Kraft tun, die mich so machtvoll zu ihm hinzieht.

„In drei Wochen hat unsere Firma fünfzigjähriges Jubiläum. Hättest du nicht Lust, mich dorthin zu begleiten?“

Seine Stimme dringt wie durch Nebel zu mir durch, so fasziniert bin ich von seiner Hand, die meine berührt. Erst allmählich verstehe ich die Bedeutung seiner Worte und sehe ihn an.

„Was? Ich soll dich begleiten? Das ist nicht dein Ernst, oder?“

Ich mustere ihn skeptisch, doch er nickt nur.

„Warum nicht? Mein Vater hat mir offiziell angeboten, einen Gast mitzubringen und es gibt mit Sicherheit ein erstklassiges Büfett.“

Er zwinkert mir zu und lächelt dabei, doch ich sehe in seinen Augen, dass er es ernst meint. Er würde sich freuen, wenn ich ihn begleiten würde. Offenbar liegt ihm diese Feier ziemlich im Magen, und es würde ihm etwas bedeuten, mich dabeizuhaben. Diese Vorstellung macht mir Angst und ich schüttele den Kopf.

„Ich weiß nicht, Danny. Das ist nett, dass du mich fragst, aber warum nimmst du nicht jemanden von deinen Freunden mit?“

Ich will dort nicht hin. Das bedeutet einen Schritt in die völlig falsche Richtung. Ein Abend mit Danny auf einer Jubiläumsfeier seiner Familie? Ich würde seine Eltern kennenlernen, seinen Großvater, der ihm so wichtig ist. Ich kann das nicht.

„Weil ich von denen niemanden mitnehmen will. Dich würde ich dagegen sehr gern dabeihaben.“

Er sagt das vollkommen schlicht und ich seufze. Was zur Hölle machst du mit mir, Danny? Ich kann deine Familie nicht kennenlernen. Ich kann nicht so tun, als sei ich ganz normal. Ich kann dich nicht noch näher an mich heranlassen. Ich kann das nicht. Und will es auch nicht. Doch warum nur tut es so weh, es nicht zu wollen?

Er umfasst meine Hand fester, als ob er meine Angst spüren würde. Es fühlt sich gut an. Stark. Sicher. Ich möchte weglaufen, und doch tue ich es nicht.

„Komm schon, Sommerröschen, gib dir einen Ruck. Es würde mir wirklich viel bedeuten. Bitte?“

Ich stöhne innerlich. Er weiß genau, wie er mich kriegen kann.

„Ich denke darüber nach, okay?“

Er lehnt sich zurück, seine Hand locker auf meiner.

„Glaub ich nicht. Ich glaube, du traust dich nicht. Wollen wir wetten?“

Seine Augen funkeln herausfordernd.

„Pff, was heißt hier, ich traue mich nicht? Stimmt gar nicht.“

Ich sehe ihn empört an, doch er grinst nur.

„Klar stimmt das. Du machst dir doch jetzt schon ins Hemd.“

Er beugt sich vor und seine verflixt schönen Schokoladenaugen sind ganz dicht vor meinen.

„Wetten, dass ich recht habe? Ich kaufe dir drei Monate lang so viele Becher Ben & Jerry´s Schokoladeneis, wie du willst, wenn ich die Wette verliere.“

Ich kneife die Augen zusammen.

„Du willst mich verarschen, Moreno. Drei Monate lang?“

„Drei Monate.“

Sein Grinsen ist spöttisch, und ich weiß, er legt es darauf an, dass ich zustimme. Ihm geht’s nicht um das Eis, er will, dass ich mitkomme. Und ich muss zugeben, die Vorstellung, mit ihm einen Abend zu verbringen, ist verlockend. Verlockend und beängstigend zugleich.

„Ich überlege es mir. Mehr kann ich dir nicht versprechen.“

Meine Stimme klingt leise und unsicher. Ich möchte nicht so klingen, kann es aber nicht ändern. Er mustert mich forschend, geht zu meiner Überraschung dann nicht mehr näher darauf ein, sondern nickt nur.

„Okay. Ich würde mich freuen.“

Wir unterhalten uns noch über ein paar belanglose Sachen, und ich habe das Gefühl, Danny kann in mir lesen wie in einem offenen Buch. Er merkt, wenn ich mich unwohl fühle, was mich verunsichert. Noch nie hat es jemanden in meinem Leben gegeben, der mich wirklich verstanden hat. Jake tut es, ja, aber auf eine andere Art. Danny bringt die Dinge manchmal so knallhart auf den Punkt, dass mir gar keine Chance bleibt, ihm auszuweichen. Auf der anderen Seite zeigt er oft eine solche Sensibilität, wie ich sie noch nie bei jemandem erlebt habe. Kurz gesagt: Er verwirrt mich ohne Ende. Aber ich merke immer mehr, wie sehr ich ihn in der relativ kurzen Zeit, in der wir uns kennen, ins Herz geschlossen habe. Und das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.

Wir sitzen noch lange am See, und am liebsten würde ich noch viel länger mit ihm zusammenbleiben, doch etwas in mir traut sich nicht, und so verabschieden wir uns, als es allmählich dunkel wird. Danny begleitet mich zu meinem Wohnheim, ich bemerke, dass viele Leute uns neugierig mustern, und muss an Jessicas Worte denken. Wie schnell man doch zum Klatschthema werden kann.

„Also dann, schlaf gut.“

Danny steht direkt vor mir und ich sehe ihm unsicher in die Augen.

„Du auch.“

„Und vergiss nicht, du hast mir was versprochen. Denk darüber nach, ob du mich begleiten willst, okay? Ich erinnere dich daran.“

Da bin ich mir hundertprozentig sicher, dass er das tun wird.

„Ich denke drüber nach. Immerhin geht’s um so viel Schokoladeneis, wie ich mag, nicht wahr?“

Ich versuche, emotional ein wenig auf Abstand zu ihm zu gehen, was nicht einfach ist.

„Genau. Wegen dem Eis.“

Er beugt sich zu mir und sein sinnlicher Duft hüllt mich ein. Seine Augen glitzern belustigt, und ich weiß, er hat mich mal wieder durchschaut. Er weiß, wie er auf mich wirkt und dass ich das nicht will. Und er scheint es zu genießen. Mistkerl.

Sein Blick taucht in meinen, dann lehnt er sich zu mir und küsst mich sachte auf die Wange. Mein Herz klopft wie verrückt, und für Sekunden wünsche ich mir, er würde nicht aufhören und es nicht bei dem Wangenkuss belassen. Doch er tut es, schenkt mir sein Herzschmelzlächeln und zieht sich wieder zurück.

„Bis dann, Summer. Gute Nacht.“

Er zwinkert mir zu, dann dreht er sich um und schlendert lässig davon. Ich starre ihm mit klopfendem Herzen hinterher und überlege, ob ich weinen oder lachen soll. Der Typ ist so gerissen. Er weiß genau, was er tut, da bin ich mir sicher. Er köchelt mich auf kleiner Flamme gar, und ich kann nichts, absolut nichts, dagegen tun. Mit heißen Wangen und zitternden Händen wende ich mich schließlich ab und betrete das Wohnheim.

Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!

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