Читать книгу Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband! - Ilka Hauck - Страница 18

13 SUMMER

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Ich hüpfe die Treppen in meinem Wohnheim hinunter und freue mich. Ich habe eine Verabredung mit Jake, wir wollen ins Kino gehen. In den letzten Tagen habe ich ihn nicht sehr häufig gesehen und er hat mir gefehlt. Jake bedeutet für mich Stabilität und Vertrauen. Ich bin mir nicht sicher, was Danny bedeutet, auf jeden Fall spukt er mir viel zu oft im Kopf herum. Und da kommt ein Abend mit meinem besten Freund genau richtig.

Jake wartet unten auf mich und wir umarmen uns zur Begrüßung. Er drückt mich an sich und es fühlt sich gut an. Er benutzt ein neues Aftershave, das ich nicht kenne. Es riecht toll. Unwillkürlich muss ich an Dannys Duft denken. Nie zuvor hat mich ein Duft so derartig umgehauen. So gefangen genommen und solche Gedanken und Sehnsüchte in mir ausgelöst. Ich seufze innerlich. Schon wieder Danny. Aber heute nicht. Dieser Abend gehört Jake. Ich fasse nach seiner Hand und er lächelt mir zu. Seine schönen blauen Augen mustern mich forschend.

„Geht’s dir gut? Tut mir leid, dass ich mich in letzter Zeit etwas rarmache. Ich … ich hab viel zu tun.“

Er senkt den Blick, und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass er mir gerne etwas sagen möchte, es aber nicht tut.

„Kein Problem. Obwohl ich dich schon vermisse, das weißt du, oder?“

Ich möchte nicht, dass er denkt, er sei mir nicht mehr wichtig, weil ich jetzt öfter Danny treffe.

„Klar.“

Er knufft mich in die Seite und sagt: „Okay, was willst du dir ansehen? Du darfst entscheiden.“

„Wow, so viel Ehre? Ich weiß nicht mal genau, was gespielt wird.“

„Shades of Grey?“

Jake grinst breit und ich sehe ihn mit großen Augen an.

„Ähm, ernsthaft? Du und ich? Ich glaube, der läuft gar nicht mehr.“

Ich weiß, es mag albern sein, aber ich möchte mir solch einen Film nicht mit ihm anschauen. Nicht jetzt, wo ich mir nicht sicher bin, was er in mir sieht.

„Das war doch nur ein Witz. Komm, wir schauen mal.“

Er sagt es leichthin, doch ich bin mir nicht sicher, ob er es so meint. Wir entscheiden uns schließlich für den neuen Streifen mit Channing Tatum, denn so hat, laut Jake, jeder von uns etwas davon. Er hat Action und ich kann Channing anschmachten.

Der Abend wird ein voller Erfolg. Der Film ist gut, Channing eine Augenweide und es gibt Popcorn und Cola bis zum Abwinken. Wir sind in lockerer, gelöster Stimmung, als wir das Kino verlassen und in den lauen Abend hinaustreten.

„War cool, oder?“

„Ja.“

Jake fasst nach meiner Hand und wir schlendern langsam durch die Nacht. Es riecht nach gemähtem Gras und ein lauer Wind weht. Ein Abend für Verliebte. Ich muss an Danny denken. Was er wohl gerade macht? Vermutlich hängt er auf irgendeiner Party ab oder liegt mit einem Mädchen im Bett. Der Gedanke versetzt mir einen scharfen Stich in der Herzgegend und ich schüttele verärgert den Kopf. Was geht es mich an, wenn er jemanden abschleppt? Und dass er das tut, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Energisch verdränge ich den Gedanken daran und wende mich an Jake.

„Erzähl mal, wie war deine Woche?“

Ich höre ihm zu, als er von den vergangenen Tagen berichtet, und merke, dass es mir guttut, in unsere Freundschaft abzutauchen. So etwas wie Normalität zu verspüren.

„Und du? Was hast du so gemacht?“

Ich erzähle ihm von den Vorlesungen und davon, dass ich mich mit Jessica angefreundet habe. Nach kurzem Zögern erwähne ich auch, dass ich mich mit Danny getroffen habe.

„Hab ich mir gedacht“, sagt Jake, nachdem er einen Moment geschwiegen hat.

„Ach ja? Hast du? Warum?“

Er zuckt mit den Schultern.

„Ist ziemlich offensichtlich.“

„Was ist offensichtlich?“

Er bleibt stehen und sieht mich an. Der Ausdruck in seinen Augen ist schwer zu definieren.

„Ach komm schon, Summer. Ich bin´s, dein ältester und bester Freund. Du musst nicht versuchen, mich zu verarschen.“

Ich bin irritiert durch den wütenden Unterton in seiner Stimme.

„Ich weiß nicht, was du meinst, wirklich. Klärst du mich bitte auf?“

Er streicht sich genervt durch die Haare.

„Du stehst auf Moreno. Und egal, was du zu Beginn gesagt hast, dass so einer wie er dich nie einwickeln könnte, er hat es schon längst getan. Du willst es mir gegenüber nur nicht zugeben und tust immer noch so, als sei da nichts.“

Er läuft weiter und zieht mich an der Hand mit sich.

„Aber ich bin nicht blöd, außerdem gibt es genug Getratsche über euch auf dem Campus.“

„Was denn für Getratsche?“

Er stöhnt frustriert auf.

„Summer, hast du es immer noch nicht kapiert? Jeder kennt Moreno, er ist der College-Star. Verstehst du? Kein anderer Student ist so beliebt wie er. Und er war bisher ziemlich großzügig, was das Verteilen seiner Gunst an die weiblichen Mitstudenten betrifft. Da fällt es eben auf, wenn er sich plötzlich merkwürdig zurückhält und nur noch mit einem einzigen Mädchen gesichtet wird.“

Jetzt bin ich es, die stehen bleibt.

„Was soll das heißen, er wird nur noch mit einem Mädchen gesichtet? Etwa mit mir? Spinn doch nicht rum, das glaubst du doch selbst nicht.“

Er bläst ärgerlich die Luft zwischen den Zähnen durch.

„Was weiß denn ich? Vielleicht bist du ja seine große Liebe. Seine Traumfrau. Die Eine, für die er alle anderen stehen lässt. Und dass du mich dauernd für ihn stehen lässt, das ist ja inzwischen normal.“

Seine Augen funkeln zornig und mir reicht es jetzt.

„Du hast sie ja nicht alle. Spar dir deinen Sarkasmus und lass mich in Ruhe damit. Seitdem ich hier bin, benimmst du dich so komisch. Dauernd streiten wir uns wegen Danny, und ich kapier nicht, warum. Du kannst ihn nicht leiden, das ist bei mir inzwischen angekommen. Aber dafür kann ich nichts. Und ich lasse dich überhaupt nicht stehen für ihn. Du hattest keine Zeit für mich, falls du dich erinnerst, ich habe dich mehrmals gefragt, ob wir uns sehen können.“

Wir starren uns beide wütend an. Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals mit Jake ernsthaft gestritten zu haben, und es tut mir weh.

„Weißt du, was ich am schlimmsten finde? Wie du das sagst, dass ich ja vielleicht für ihn die Eine wäre, seine große Liebe. Was wäre daran so schlimm? Würdest du es mir nicht gönnen? Dich nicht für mich freuen, wenn ich jemanden finden würde, der mich liebt und den ich liebe? Da stellt sich mir die Frage, warum nicht? Nur nicht, wenn es sich dabei um Danny handeln würde oder generell bei niemandem?“

Jakes Augen werden einen Tick dunkler.

„Wenn du ernsthaft glaubst, der würde es ernst meinen mit dir, dann ist dir wirklich nicht mehr zu helfen.“

Er tritt einen Schritt näher und sieht so wütend aus, dass ich automatisch zurückweiche.

„Der hängt sich doch nur so rein, weil sein Ego es nicht verkraftet, dass du nicht sofort mit ihm in die Kiste springst wie all seine anderen Groupies. Wenn er erst mal hat, was er will, dann dauert es nicht mehr lange, und er nimmt sein altes Herumgevögele wieder auf, darauf kannst du deinen Arsch verwetten. Bilde dir also nur nicht ein, der würde irgendwas ernst meinen von dem, was er zu dir sagt.“

Ich werde blass, denn mit diesen Worten trifft Jake genau meinen wunden Punkt. Ich weiß ja selbst nicht, was Danny wirklich von mir will. Aber die Art, wie er es sagt, das kenne ich nicht von ihm. Er war in all den Jahren nie gemein oder bösartig mir gegenüber. Ich starre ihn an und fühle, wie mir die Tränen kommen. Ich ziehe meine Hand aus seiner und stürme wütend davon. Jake folgt mir schweigend, er versucht nicht, mich einzuholen. Alles an seinem Verhalten verwirrt mich zutiefst. Was ist nur los mit ihm? Dieser Abend hat so schön begonnen und jetzt geraten wir in solch einen blöden Streit? Und schon wieder wegen Danny.

Auch die Fahrt mit dem Bus zum Campus verläuft in unangenehmem Schweigen, und ich bin froh, als wir aussteigen. Jake begleitet mich zu meinem Wohnheim und wir stehen uns unsicher gegenüber.

„Ja, dann. Gute Nacht.“

Noch nie habe ich mich ihm gegenüber so gefühlt. So wütend, so unverstanden. So verletzt. Aber er sieht genau so aus, und ich frage mich, warum nur. Was ist es, was ihn an meiner Freundschaft zu Danny so sehr stört? Freundschaft?, flüstert eine fiese kleine Stimme in meinem Kopf und lacht dabei höhnisch.

„Summer, ach komm, das ist doch scheiße. Es tut mir leid. Ich will nicht mit dir streiten.“

Jake klingt zerknirscht und ich sehe ihn an.

„Das will ich doch auch nicht.“

„Wieder gut?“

Er legt mir die Hand an die Wange und streicht mit dem Daumen sachte darüber. Ich nicke und lächele ihm zu.

„Prima. Dann darf ich noch auf einen Sprung mit hochkommen?“

Ich schlucke. Darauf habe ich ehrlich gesagt gerade wenig Lust, doch ich will ihn nicht wieder verärgern, also fasse ich nach seiner Hand und ziehe ihn mit mir. Die Eingangstür ist wie üblich nicht verschlossen, was eigentlich nicht erlaubt ist.

Jake läuft hinter mir die Treppen hoch, und ich habe das unangenehme Empfinden, er schaut mir dabei auf den Hintern. Auf meinem Stockwerk steht ein Grüppchen zusammen und diskutiert lautstark über etwas, während aus einem anderen Zimmer Musik plärrt.

„Ganz schön was los hier“, grinst Jake und ich verdrehe die Augen.

„Ja, ich hatte Glück, hier ist es immer total friedlich und still. Passt also perfekt zu mir.“

Er lacht und zaust mir durch die Haare. Wir erreichen mein Eckzimmer und ich öffne die Tür. Ich lasse Jake den Vortritt und schließe zögernd hinter ihm. Seit dem Streit vorhin bin ich befangen, kann sein Verhalten nicht einordnen. Fast erscheint er mir manchmal wie ein eifersüchtiger Liebhaber. Aber er ist nicht mein Freund, er ist nur ein Freund. Ich betrachte ihn. Wie würde es sich anfühlen, wenn er mehr wäre? Ich kann es mir nicht vorstellen. Kann er es?

„Willst du was trinken?“

„Nein, lass nur, danke.“

Er zieht die Jacke aus, lässt sich auf mein Bett fallen und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. So oft haben wir schon nebeneinander gelegen. Über Gott und die Welt geredet. Über uns, über alles, was uns beschäftigt. Jake war mein Anker nach dem Tod meiner Eltern. Und all die Jahre davor auch. Ich ziehe zögernd ebenfalls meine Jacke aus, lege mich vorsichtig neben ihn und wir starren wortlos an die Decke. Es fühlt sich anders an als früher. Als ob ein Fremder neben mir liegen würde.

„Wie hat dir der Film gefallen?“

„Gut“, murmele ich. „Und dir?“

„Auch.“

Stille. Ich will das so nicht, ich will meinen besten Freund nicht verlieren. Ich wende mich zu ihm um und im selben Moment tut er das Gleiche. Wir sehen uns in die Augen, dann legt er die Hand in meinen Nacken, zieht mich zu sich und küsst mich. Ich bin völlig überrumpelt, fühle, wie mein Herz in meiner Brust heftig klopft. Jakes Lippen sind weich und wirken irgendwie vertraut, obwohl wir uns noch nie geküsst haben. Es fühlt sich sonderbar an, aber nicht schlimm. Ich halte ganz still, während seine Lippen meine erforschen. Ich wüsste auch gar nicht, was ich machen sollte. Das hier ist Jake, den ich nicht verletzen möchte. Für Sekunden sehe ich Danny vor mir, seine braunen Augen, die mich forschend mustern. Und instinktiv weiß ich, dass er mich ganz anders küssen würde. Dass er mit einem Kuss mein Herz berühren würde. Nur mit einem simplen Kuss. Er kann es schon mit wesentlich weniger. Und das macht mir solche Angst.

Zögernd hebe ich die Hand und lege sie auf Jakes Hüfte. Wäre das hier nicht genau das, was ich mir wünsche? Sicherheit und Vertrauen? Jake würde mir nicht wehtun, er würde auch nicht mit anderen Mädchen ins Bett steigen oder mich nach ein paar Wochen fallen lassen wie einen ausgedienten Spielball. Jake, mein bester Freund, den ich schon seit Jahren kenne. Er ist mir fast so vertraut wie ich mir selbst. Es gäbe keine Geheimnisse, keine Lügen. Keine großen, alles verzehrenden Gefühle, die so zerstörerisch sein können. Ich sehe das Foto meiner Eltern vor mir, daheim auf dem Sideboard. Es wurde kurz nach ihrem Kennenlernen aufgenommen. Sie waren so unendlich verliebt. Und was ist daraus geworden? Was ist nur daraus geworden? Wären ihre Gefühle weniger tief gewesen, vielleicht hätten sie es überstanden. Vielleicht wäre unser aller Leben anders verlaufen. Vielleicht wären sie jetzt noch hier. In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß, und ich merke, wie ungeweinte Tränen in meinen Augen brennen.

Jake löst sich von mir und ich fühle seinen Blick auf mir ruhen. Er hat einen Arm um mich gelegt und zieht mich näher zu sich. Ich drücke mein Gesicht an seine Brust und er streicht über mein Haar.

„Tut mir leid. Ich … das hätte ich nicht tun sollen.“

Ich schüttele den Kopf.

„Schon gut. Es ist nur, ich weiß nicht …“

„Das weiß ich doch auch nicht.“

Er klingt unglücklich und ich sehe ihn an.

„Was ist mit dir, Jake? Was hat sich verändert? Wann hat es sich verändert?“, frage ich leise und er zuckt mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Ich weiß es nicht, Summer.“

Er rückt von mir ab und setzt sich auf. Seine Hände streichen fahrig durch seine Haare, und ich sehe ihm an, dass er ebenso verwirrt ist wie ich.

„Hör zu, vergiss das eben. Vergiss es einfach. War blöd von mir. Ich muss jetzt los.“

Damit springt er aus dem Bett, schnappt seine Jacke und ist schon an der Tür.

„Jake, warte. Wir können doch darüber reden.“

„Da gibt’s nichts zu reden. Bis dann.“

Ich starre auf die Tür, die hinter ihm ins Schloss fällt, und lasse mich aufs Bett zurücksinken. Was ist da zwischen Jake und mir? Wäre es möglich? Doch noch während ich darüber nachdenke, sehe ich zwei braune Augen vor mir, die mich spöttisch mustern. Und doch manchmal so weich und fast zärtlich schimmern, wenn sie mich ansehen.

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