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1936 - Zarifa: Großes Tal - Wie im Märchen

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„Rabia“, sagte Scheich Amir Suekran und seine tiefe Stimme sandte Schauer über den Rücken der jungen Tarmanin. Ein Bild blitzte durch ihren Kopf: Ihre verschwitzen Körper und eben diese Stimme, die ihren Namen heiser vor Lust flüsterte. Und ihre Gedanken kehrten zurück zu dem bedeutungsvollen Tag, der ihr Leben für immer verändert hatte:

Als Rabia den Hufschlag hörte, was es schon fast zu spät. Der riesige, rotbraune Hengst kam um die Kurve geschossen und hielt direkt auf sie zu. Ängstlich presste sie sich an die Felswand, so dicht sie konnte, doch der Weg war an dieser Stelle zu eng. Als der Reiter in der letzten Sekunde die Frau sah, riss er an den Zügeln. Doch auch das Pferd hatte das unerwartete Hindernis bemerkt und scheute. Hoch stieg das edle Tier auf seine Hinterbeine, sodass Rabia direkt über ihrem Kopf die schlagenden Hufe sah. Entsetzt glaubte sie, ihre letzte Stunde hätte geschlagen. Eine Berührung und es wäre vorbei. Sie wich zurück, ihr Fuß blieb zwischen Felsen hängen und sie fiel der Länge nach rückwärts zu Boden. Das war vermutlich ihr Glück, denn so konnte das Pferd sie vermeiden, als er mit der Vorhand zurück auf den Fels aufsetzte.

Bei Allah!“, hörte die junge Tarmanin undeutlich eine erschrockene Stimme. „Bist du verletzt?“, doch sie war zu verwirrt, um zu verstehen, was passiert war. Starke Arme hoben sie hoch und lehnten sie vorsichtig mit dem Oberkörper an die Felswand. „Mein Knöchel“, stöhnte sie leise. Als daraufhin fürsorglich tastende Hände ihr Fußgelenk untersuchten, biss sie sich auf die Lippe, um nicht zu schreien. Der Schmerz klärte ihren Geist und sie nahm ihre Umgebung wieder deutlich war. Der Mann, der sich besorgt über ihre Beine gebeugt hatte, drehte in diesem Moment seinen Kopf zu ihr und lächelte sie an: „Keine Sorge. Es ist nichts gebrochen.“ Rabia erschrak. Sie hatte sich so oft in ihren Träumen ausgemalt, wie es wäre, wenn DIESER Mann sie anlächeln würde. Doch bisher hatte er sie nie bemerkt. Sie hatte ihn nur aus der Ferne bewundert, sodass sie jetzt eine unerwartete Panik aufgrund der intensiven Nähe spürte. „Na da haben wir beide wohl noch einmal Glück gehabt, was?“, hörte sie undeutlich. „Exzellenz!“, hauchte sie schwach, doch diese Schwäche kam weniger von ihrer Verletzung, als vielmehr von ihrem viel zu schnell schlagenden Herzen. „Es tut mir so leid!“, begann sie. Doch er legte seinen Finger auf ihren Mund. „Pst! Wenn hier einer Schuld hat, dann ich. Ich hätte den Anstieg nicht in so einem Tempo hinaufreiten sollen.“ Die Berührung seiner Haut auf ihren Lippen war wie ein elektrischer Schlag und ihre Augen öffneten sich ungläubig. Auch Amir schien es verspürt zu haben, denn auf einmal änderte sich sein Gesichtsausdruck. Für den Bruchteil einer Sekunde war Verblüffung zu sehen, dann kam das Lächeln zurück. Doch diesmal war die Besorgnis daraus verschwunden, und wurde ersetzt durch etwas anderes, Gefährlicheres. Es schien, als sei der Jäger in ihm erwacht und hatte sie als Beute erkannt. Rabia registrierte die Veränderung und im Nachhinein wusste sie, dass dieser Moment ihre Chance gewesen wäre, „nein“ zu sagen. Ihr Instinkt warnte sie vor diesem Mann, doch sie hatte zu viele Nächte wach gelegen und sich nur ein wenig seiner Aufmerksamkeit gewünscht. Und nun hatte sie mit einem Mal fast zu viel davon. Seine raue Männlichkeit regte Gefühle in ihr, die sie niemals für möglich gehalten hätte. Sie kam sich vor wie in einem Märchen, als er sie hochnahm und sie zu seinem Pferd trug.

Rayan - Das Blut Von Zarifa

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