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21. Dezember 2015 - Zarifa: vor dem Herrenhaus - Erinnerung an frühere Zeiten

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Hanif wartete, bis Carina sich vollständig beruhigt hatte. „Na komm schon! Wir müssen uns wieder zurückmelden, sonst meinen die anderen noch wir beide haben ein Verhältnis.“ Sein Scherz zauberte ein schwaches Lächeln auf die Lippen der Scheicha. Sie begann, sich die Tränen abzuwischen. Die Tatsache, dass man zu Hause in Deutschland bald Weihnachten feiern würde, trug nicht dazu bei, dass sie sich besser fühlte. Bevor dieses ganze Chaos ausgebrochen war, hatten sie Pläne gehabt, nach München zu Carinas Familie zu fahren und ihnen endlich Sheila persönlich vorzustellen. Die hatten die Kleine nämlich bisher nur über „Skype“ gesehen. Und nun diese ganze verfahrene Situation hier!

„Und außerdem gibt es auch gute Nachrichten“, sagte Hanif in diesem Moment betont fröhlich, „Tahsin hat mich vorhin angerufen, er wird schon in zwei Stunden hier sein. Vielleicht haben die Fährtenleser ja neue Erkenntnisse gewonnen.“

Die Deutsche nickte dankbar für die tröstenden Worte, doch ihr war klar, dass diese Chancen nicht sehr gut standen, sonst hätten sie längst davon gehört.

„Und noch eine ganz wunderbare Neuigkeit habe ich“, platzte Hanif heraus. Die Art wie er es sagte ließ ein gewisses Zögern erkennen, als wäre er sich selbst nicht sicher, ob die Nachricht in der Tat positiv war.

„Leila ist auf dem Weg hierher“, vollendete er seinen Satz und sofort war Carina klar, warum er so herumgedruckst hatte. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, denn mit ähnlichen Worten hatte Rayan sie damals - vor scheinbar so unendlich langer Zeit - aus Zarifa quasi vertrieben. Nur dass es damals eine Lüge gewesen war.

In diesem Moment fügte Hanif leise, fast flehentlich hinzu: „Das macht dir doch nichts aus, oder?“ Er kannte Carina inzwischen gut genug, dass er ihre verhaltene Reaktion bemerkt hatte, obwohl sie sofort versucht hatte, ihre Gefühle zu kaschieren.

„Aber nein! Hanif, es freut mich für dich - für euch- wenn sie sich endlich entschlossen hat, einmal hierher zu kommen. So könnt ihr euch wenigstens sehen, was ohnehin viel zu selten ist.“

Jetzt lächelte der Tarmane sie offen an, was sein sonst stets finsteres Gesicht aufhellte. Er sah auf einmal unverschämt attraktiv aus. „Du solltest wirklich öfter einmal lächeln. Das steht dir“, zog Carina ihn auf und prompt war der Ausdruck wieder verschwunden und er verdrehte die Augen. „Wenn ich für jedes Mal, als dein Ehemann diesen Spruch zu mir gesagt hat, eine Münze bekäme, wäre ich steinreich!“, maulte er gespielt gequält, doch dann grinste er spitzbübisch.

Es war Carina, die ernst wurde: „Ich habe das wirklich ernst gemeint Hanif. Es freut mich für euch. Du hast nur gerade unbewusst fast die gleichen Worte verwendet wie Rayan, als er mich damals von hier weghaben wollte. Daran musste ich gerade denken.“

Jetzt wurde Hanifs Gesicht ein wenig rot und verlegen antwortete er: „Verzeih‘ mir! Das wusste ich nicht, ich wollte nicht irgendwelche alten Wunden wieder aufreißen.“ Und ein klein wenig schämte er sich dafür, dass diese Anspielung von Carina auf alte Zeiten ihm sehr gelegen kann, weil sie davon ablenkte, den Grund für Leilas plötzlichen Sinneswandel zu vertiefen. So musste er seine Scheicha wenigstens nicht anlügen.

Carina stieß ihn spielerisch mit dem Ellenbogen an: „Ach Blödsinn! Ich muss mich ja nur umsehen, um zu merken, wie sehr sich seitdem alles verändert hat. Heute weiß ich, dass Leila mit dir zusammen ist - und was noch viel besser ist: dass ich mit Rayan VERHEIRATET bin!“, sie hielt nachdenklich inne.

„Wer hätte das gedacht, was? Und zudem bin ich die Mutter seiner Kinder. Nein! Die Zeiten haben sich einfach zu schnell geändert. Komm‘ …“, Sie hatten das Haus inzwischen fast wieder erreicht und Carina wollte hineingehen. Doch Hanif hielt sie zurück: „Was hast du eben gesagt? Seiner KINDER? Plural?“

Als Carinas Gesicht knallrot wurde, lachte Hanif laut und zog sie fest in seine Arme. „Du hast so schöne Nachrichten und sagst mir das erst JETZT?“, wieder drückte er sie und mit Erstaunen sah sie, dass seine Augen ein klein wenig feucht glänzten.

Die stürmische Reaktion ihres „Leibwächters“, freute Carina so sehr, dass sie antwortete: „Genau! In gewisser Weise wirst du also Onkel, stell‘ dir das vor …“, sie spielte damit auf die Tatsache an, dass Rayan Hanif vor einigen Monaten von seinem Lebenseid befreit und ihn als seinen Bruder anerkannt hatte. Doch sofort war da wieder dieser Schatten auf dem Gesicht des Tarmanen. Sein innerer Schmerz war unverkennbar, als er sagte: „Schön wär‘s.“

Bevor Carina etwas entgegnen konnte, kam einer der Bediensteten auf sie zu, um sie darüber zu informieren, dass das Mittagessen zubereitet war. Also schwieg sie und drückte nur einmal kurz seinen Arm.

Rayan - Das Blut Von Zarifa

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