Читать книгу Rayan - Das Blut Von Zarifa - Indira Jackson - Страница 6
02. Dezember 2015 - Zarifa: Krankenhaus - Die Not-OP
ОглавлениеDoktor Scott war erleichtert, als sie den Scheich ohne weitere Verzögerungen auf dem OP-Tisch gelegt hatten. Denn wäre bei dem Transport mit der Trage etwas schief gegangen, es hätte das Ende des Anführers der Tarmanen bedeutet. Nicht auszudenken, wenn einer der Träger gestürzt wäre! Auch die Vorbereitung des OP-Saals durch seine Frau war schnell und effizient erfolgt. Er hatte sie geistesgegenwärtig angerufen, sobald er sich von dem Schreck des kaltblütigen Schusses auf ihren Herrn erholt hatte, noch bevor der unbekannte Angreifer erledigt worden war.
Wer hätte gedacht, dass sich das Notfallprotokoll auf das Rayan in Krisenfällen bestand, einmal für ihn selber bezahlt machen würde? Denn vor wenigen Tagen, als Hanif aufgetaucht war und von den Eindringlingen berichtet hatte, waren nicht nur überall Wachen aufgestellt worden, sondern es war auch das Krankenhaus von seinem sonst fast ein wenig verschlafenen Zustand einer friedlichen Kleinstadt in den Alarmzustand versetzt worden.
Somit konnte Frau Scott innerhalb weniger Minuten die letzten Vorbereitungen vor dem Eintreffen eines Schwerstverletzten im OP durchführen.
Da sie gewusst hatte, dass es sich um seine Exzellenz persönlich handelte, hatte sie auch schon die Blutkonserven vorbereitet, die man aus seinem Eigenblut gewonnen hatte, welches der Scheich regelmäßig für den Ernstfall abgegeben hatte. Wie es schien, hielten einige der älteren Stammesbrüder an gewissen in Scotts Augen total veralteten Ansichten fest, dass „das Blut von Zarifa“, das Blut der Herrscher, nicht mit irgendwelchen Konserven verschmutzt werden dürfe. Nach längeren Diskussionen hatte man sich also auf diese Lösung für den Notfall geeinigt.
Nun galt es, auf beiden Seiten der Wunde Klemmen anzubringen, die den Blutverlauf komplett stoppen würden. Nur so war es möglich, im zweiten Schritt ein Kunststoffstück an die zerrissene Arterie anzubringen, das die beiden auseinandergefetzten Enden wieder verbinden würde. Die entsprechenden Materialien lagen griffbereit und steril neben ihm.
Jetzt war der Mediziner hoch konzentriert. Er prüfte nochmals, ob auch alle Instrumente bereitlagen, dann tauschte er einen Blick mit seiner Frau, die ihm während der Operation assistieren würde. Sie lächelte aufmunternd, doch auch ihr war die Nervosität anzusehen. Eine junge Tarmanin, die bereits seit zwei Jahren von ihm ausgebildet wurde, würde die Monitore überwachen, um Atmung und den Puls zu kontrollierten. Auch sie nickte zum Zeichen, dass aus ihrer Sicht alles in Ordnung war. Im Moment war der Patient stabil, was ein gutes Zeichen war. Der Scheich nahm täglich am Kampftraining der Männer teil, sodass seine physische Konstitution ausgezeichnet war. Doch der Blutdruck war aufgrund des schweren Blutverlusts sehr niedrig, zu niedrig für seinen Geschmack. Er hatte also keine Zeit zu verlieren. Trotzdem durfte er nun nicht hektisch werden. Alles, was er tun konnte, war ruhig zu bleiben und effizient vorzugehen. Die Wunde war noch immer durch die Emergency Bandage verschlossen, der Rest des Beins und der Unterkörper des Verletzten waren mit dunkelblauen Operationstüchern abgedeckt worden. Wenn er den Druckverband löste, würden sie schnell sein müssen. Er nahm noch einen tiefen Atemzug, dann setzte er entschlossen die Schere an.