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1936 - Zarifa: Großes Tal - Ein Bastard

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„Du wirst jetzt nicht ohnmächtig!“, ermahnte sie sich selbst. Doch musste sie sich einen Moment lang am Schreibtisch abstützen, was Amir mit einem Hochziehen der Brauen kommentierte. Er hasste theatralische Frauen.

Rabia atmete einige Male tief durch, dann hatte sie ihre Kontrolle wiedererlangt.

„Verzeiht mir die Bemerkung, eure Exzellenz, dass ihr doch am besten wisst, wer es war, der mir die Unschuld genommen hat“, entgegnete sie steif mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte. Es gelang ihr allerdings nicht ganz, die Ironie in ihrer Stimme bei der Anrede zu unterdrücken, was der Scheich mit einem ärgerlichen Blick quittierte.

„Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon du sprichst“, war die eiskalte Antwort. „Und schon gar nicht, weil ich wochenlang nicht hier war. Wer weiß, wer in dieser Zeit alles bei dir ein- und ausgegangen ist?“

Rabia erstarrte. Nicht nur, dass er ihr Verhältnis komplett leugnete, nein obendrein unterstellte er ihr auch noch weitere Männerbekanntschaften. Ihr! Die stets keusch alle Annäherungsversuche abgelehnt hatte und sich noch nicht einmal zu den harmlosen Flirts der anderen Mädchen hatte motivieren lassen. Es war schlichtweg ein schlechter Scherz.

Wie konnte er nur so grausam sein? Wut stieg in Rabia hoch. Über das Verhalten des Mannes, den sie über alle Maßen geschätzt und verehrt hatte. Aber vor allem darüber, dass sie glasklar erkannte, dass sie keine Chance hatte. Denn sie hatte keinerlei Beweis. Niemand hatte sie an diesem entlegenen, ach so verführerischen Ort gesehen. Und dass er sie auf dem Rückweg nachts vor ihrem Haus abgesetzt hatte? Wenn es überhaupt jemand mitbekommen hatte, so konnte das alles bedeuten. Reine Hilfsbereitschaft, nach ihrem Beinahe-Unfall. Es würde sein Wort gegen ihres stehen. Und wer würde nicht dem Scheich mehr Glauben schenken? Es würde ihm ein Leichtes sein, sie wie einen verliebten Groupie dastehen zu lassen, der auf ein bisschen Aufmerksamkeit hoffte. Hatte er von Anfang an geplant, ihr Verhältnis zu leugnen? Wie ironisch es war, dass sie sich nun wirklich wie eine Beute fühlte. Ihr Instinkt hatte die kleine Maus vor dem stolzen Adler gewarnt, dem sie da so unverhofft in der Einsamkeit begegnet war. Doch hatte sie es damals im übertragenen Sinne verstanden und erst jetzt wurde ihr das ganze Ausmaß der wortwörtlichen Auslegung dieser Metapher bewusst.

Sie richtete sich stolz zu ihrer vollen Größe auf und machte im Interesse ihres Kindes einen letzten Vorstoß: „Heißt das, dass Ihr Euren Sohn nicht anerkennen werdet?“

Und obwohl sie sich auf eine negative Antwort eingestellt hatte, traf sie seine Aussage wie eine Ohrfeige: „Meine EHEFRAU ist schwanger - ich werde doch wohl keinen Bastard anerkennen, der meinem Erstgeborenen nachher den Thron streitig macht!“

Mit diesen Worten widmete er sich wieder seinen Papieren - ein Zeichen, dass die Audienz beendet war.

Rayan - Das Blut Von Zarifa

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