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1936 - Zarifa: Großes Tal - Nicht ohne Folgen

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Das Mondlicht schien fahl durch die Luke in den Raum. Die junge Frau drehte sich vor dem Spiegel hin und her und betrachtete sich aus verschiedenen Blickrichtungen. Sie konnte mit ihrem Äußeren sehr zufrieden sein, denn mehr als ein Mann hatte sie bereits als „wunderschön“ bezeichnet und ihr den Hof gemacht. Die Tarmanin hatte rehbraune, sanfte Augen mit langen Wimpern und einen Mund mit vollen Lippen. Sie selbst kritisierte immer, dass ihr rechter Mundwinkel ein wenig höher gezogen zu sein schien, als der andere, doch diese leichte Asymmetrie intensivierte nur die Attraktivität. Wie es sich geziemte, hatte sie ihre seidigen, nachtschwarzen Haare in der Öffentlichkeit stets unter einem weiten Tuch verborgen, sodass nur wenige bisher in den Genuss gekommen waren, die bis zum Poansatz reichende Pracht zu bewundern. Aber natürlich liebten es die anderen Mädchen, zu tratschen und ihre Brüder mit Beschreibungen zu necken. Daher hatte schon so mancher junger Tarmane davon geträumt, sich das Recht zu sichern, nicht nur den Wahrheitsgehalt der Erzählungen über die Haarpracht, sondern am besten gleich auch noch Rabias Körper zu erkunden. Doch hatte die Tarmanin bisher jeden einzelnen Verehrer abgewiesen. Ihr Herz war vergeben. Sie hatte es schon vor zwei Jahren einem Mann geschenkt, der ihr bisher immer unerreichbar erschienen war. Bis vor einigen Monaten das Unvorstellbare geschehen war!

Und nun stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich ängstlich. Oder vielmehr ihren Körper. Sie tat es keineswegs aus Eitelkeit, sondern um festzustellen, wie lange es ihr wohl noch möglich wäre, ihren „Zustand“ zu verheimlichen. Denn sie war schwanger. Und das, ohne verheiratet zu sein. Eine absolute Unmöglichkeit im Jahr 1936.

Wie hatte sie nur so dumm sein können? Aber die wenigen wundervollen Stunden mit dem Mann ihrer Träume hatten jeden Sinn für Verantwortung in ihr ausgelöscht. Vor allem da er sich als genau der Typ von Liebhaber herausgestellt hatte, den sie immer in ihm vermutet hatte: zärtlich, aber nicht zögerlich. Fürsorglich, aber fordernd. Leidenschaftlich hatte er den Takt vorgegeben und ihr nicht einmal den Hauch einer Chance gelassen. Der geborene Verführer. Ein Mann, der gewohnt war, zu bekommen, was er wollte.

Ein Herrscher - ihr Herrscher, Amir, der Scheich der Tarmanen.

Und morgen früh hatte sie nun endlich eine Audienz erhalten, in der sie ihm beichten musste, dass ihre eine Nacht voller Leidenschaft nicht ohne Folgen geblieben war …

Rayan - Das Blut Von Zarifa

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