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27. Dezember 2015 - Zarifa: Landestelle - Eine neue Welt

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Leila war es gewohnt, zu fliegen. Sie liebte es, den Metropolen der Welt regelmäßige Besuche abzustatten und war daher mehrmals im Jahr in der Luft. Sie konnte sich keinen Privatjet leisten, so wie Rayan, aber zumindest gönnte sie sich stets die erste Klasse. Nun in der Transall zu sitzen, empfand sie fast als Beleidigung. Was für eine furchtbare Art zu reisen! Es gab nur einige wenige Passagiersitze, dafür umso mehr große Kisten, die irgendwelche Waren nach Zarifa brachten.

„Wie ein Stück Fracht!“, rümpfte sie die Nase. Sie nahm sich vor, mit Rayan den fehlenden Komfort zu diskutieren, bis ihr mit Erschrecken einfiel, dass sie das aktuell nicht konnte. Und dass einer der Gründe ihrer Reise war, dass sie persönlich sicherstellen würde, dass ihr Freund nicht als bemitleidete, sabbernde Kreatur endete. Ein deprimierender Gedanke! Und sie machte sich hier Sorgen um ihre Bequemlichkeit! Je näher sie ihrem Ziel kam, desto nervöser wurde sie. Sie kannte ihre Stärken und Schwächen und war sich bewusst, dass sie es in sich hatte. Trotzdem ängstigte sie der Gedanke, dass Rayan vielleicht bald nicht mehr da sein würde. Er war zu einer festen Konstante in ihrem Leben geworden - was, wenn er nicht mehr wäre? Undenkbar!

Also zuckte sie zusammen, als der Flugkapitän sie über den Bordlautsprecher informierte, dass sie nun zur Landung ansetzen würden. Sie rutsche auf den dem Fenster am nächsten liegenden Sitz und schnallte sich dort an. Dann sah sie neugierig hinaus. Voller Faszination sah sie drei Farben unter sich, die sich in fast künstlich aussehender Schärfe voneinander abhoben: Das tiefe Braun der Wüste, das an der einen Stelle eher ins Rötliche ging, an anderen Bereichen eher einen Gelbstich hatte. Das Grau der schroffen, steil vom Sand aufragenden Felsen, fast kreisrund. Und schließlich grün, welches im Inneren des Gebirges vorherrschte. Der Pilot hatte sie gewarnt, dass die Landung „kurz aber schmerzvoll“ sein werde, weil er die Maschine auf die kurze Landebahn quasi hinunterdrücken musste, also bereitete sie sich vor.

So schlimm war es dann gar nicht, ein bisschen Schaukeln und ein leichtes Holpern beim Aufsetzen und endlich kam die Maschine zum Stehen. Als Leila ausstieg, war sie fast ein wenig enttäuscht. Denn um sie herum war reichlich Fels erkennbar, durchbrochen von einigen dunkelgrün-braunen Büschen. Und wegen dieser Einöde machten alle so einen Aufstand? Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Doch sie hatte sich hinter die Ohren geschrieben, sich anständig zu benehmen, denn ihr war aufgrund der Erzählungen ihrer Freunde klar, wie sehr diese diesen Ort liebten, und sie wollte auf keinen Fall jemanden beleidigen.

In diesem Moment kam Hanif angaloppiert, der außerhalb der Sicherheitszone auf sie gewartet hatte. Es gab hier nicht im eigentlichen Sinne einen abgesperrten Bereich, wie auf anderen Flughäfen, sondern lediglich einige Markierungen auf dem Boden, hinter denen man warten musste, bis die Transall gelandet war, wollte man sich nicht in Gefahr begeben.

Als sie ihren Partner nun leger auf seinem Pferd sitzen sah, begleitet von fünf weiteren Kriegern, wurde ihr zum ersten Mal so richtig bewusst, dass sie einen großen Teil seines Lebens noch nicht kannte. Dies war seine Heimat. Schon allein seine Art sich zu kleiden war ihr fremd, sie kannte ihn in westlicher Kleidung, in den in der Stadt üblichen Gewändern und hatte ihn auch schon einige Male in seinem tiefschwarzen Reiteroutfit gesehen. Doch dieses eng geschnittene, aber doch locker über eine schwarze Hose fallende weiße Hemd, mit einem schwarzen Überwurf, der vor Sand und dem Wetter schützen sollte, gab ihm einen verwegenen und doch gleichzeitig so legeren Eindruck, den sie noch nicht kannte. Und auf einmal freute sie sich, diese neue Welt, der sie bisher nur mit Skepsis begegnet war, mit ihm gemeinsam zu erkunden.

Rayan - Das Blut Von Zarifa

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