Читать книгу Liebe ist kein Honigbrot - Iris Bulling - Страница 9

Kapitel 7

Оглавление

Volker reagierte sehr erfreut, als Steffi den Kinobesuch am Samstag vorschlug. Sie merkte, dass er tatsächlich sehnsüchtig darauf gewartet hatte, allein etwas mit ihr zu unternehmen, und fast meldete sich bei ihr so etwas wie ein schlechtes Gewissen.

Er holte sie sehr früh ab, um mit ihr einen ausgiebigen Bummel durch die Stadt zu machen, wo sie sich schließlich noch einen schönen Kaffee und ein leckeres Stück Torte gönnten.

Der Film „Das Boot“ war gut besucht. Deshalb waren sie froh, dass sie sich frühzeitig auf den Weg gemacht hatten und die Schlange vor ihnen noch nicht so lange war.

Nach der Aufführung musste Steffi sich eingestehen, dass sich dieser Kinobesuch wirklich gelohnt hatte. Volker legte draußen den Arm um sie und drückte sie an sich.

„Wollen wir noch eine Pizza essen? Jetzt schon nach Hause zu gehen wäre doch schade!“

„Du hast Recht. Außerdem muss man diesen Film erst einmal verdauen. Also mir ist das Ende ganz schön an die Nieren gegangen.“

Eng umschlungen gingen sie die Straße hinunter, bis sie an die kleine Pizzeria kamen, in der sich immer viele Studenten einfanden. Aber heute ergatterten sie sogar rasch eine lauschige Ecke.

Der Film war zunächst Gesprächsstoff genug. Irgendwann fragte Volker dann nach Birgit, die sie vor ihrem Weggehen nicht mehr gesehen hatten, weil sie noch bei der Arbeit gewesen war. „Es ist für mich ganz ungewöhnlich, dass sie nicht mitgegangen ist“, meinte er.

„Sie wollte heute mit einigen anderen zu einer Abschlussfete“, wich Steffi aus.

Er griff nach ihrer Hand. „Versteh mich nicht falsch, ich finde das ganz okay. Ich bin sogar sehr glücklich, dass wir diesen Abend mal alleine sind. Wir sollten auch mal Pläne machen, wie wir die Semesterferien nutzen wollen.“

„Die ersten vier Wochen muss ich ja mein Praktikum machen. Da die Schule hier in der Nähe ist, kann ich in meinem Zimmer wohnen bleiben. Birgit wird sich auf dem Land noch eine Unterkunft suchen müssen.“

„Die ersten vier Wochen werde ich auch noch einiges aufzuarbeiten haben. Dann können wir uns sicher öfter mal treffen. Danach wollte ich zwei Wochen lang bei meinem Vater in der Praxis reinschnuppern. Aber eine Woche würde ich gerne mit dir nach Paris fahren. Was hältst du davon?“

Steffi verschlug es erst einmal die Sprache.

„Du denkst ja schon ganz schön weit“, brachte sie schließlich hervor.

„Ohne Planung verplemperst du nur die Zeit“, meinte Volker schulterzuckend. „Du musst ja nicht gleich ja sagen. Lass es dir in aller Ruhe durch den Kopf gehen.“

Als sie sich nach einer weiteren Stunde auf den Nachhauseweg machten, fragte er wie selbstverständlich: „Willst du heute nicht bei mir übernachten? Der Weg ist viel kürzer.“

Zuerst wollte sie ablehnen, aber dann beschloss sie das Angebot anzunehmen. Dadurch blieb es ihr auf jeden Fall erspart, Birgits Heimkehr mitzuerleben oder ihr gleich wieder über den Weg zu laufen. Auch wenn sie sich selbst unfair fand, konnte sie ihr dieses Vergnügen des heutigen Abends doch nicht so richtig verzeihen.

Steffi kam erst am späten Sonntagnachmittag wieder in ihr Zimmer zurück. Aus Birgits Zimmer war leise Popmusik zu hören. Steffi überlegte gerade, ob sie anklopfen sollte, als sich die Tür öffnete und Birgit im totalen Schlamperlook herauskam.

„Du hast es lange ausgehalten“, begrüßte sie sie munter. „Ich nehme an, du hattest einen tollen Abend mit schönem Ausklang!“

„Es war gut. Und bei dir?“

„Och, wir waren ein ganz lustiger Haufen. Die Musik war klasse und wir hatten eine Menge Spaß.“

Es interessierte Steffi brennend, ob sie Henno auch getroffen hatten, aber lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen anstatt direkt zu fragen. Deshalb platzte sie heraus: „Volker und ich werden in den Semesterferien eine Woche nach Paris fahren.“

Birgit freute sich aufrichtig. „Das ist eine prima Idee! Willst du nicht ein bisschen zu mir rein kommen und mir alles erzählen?“

Das Eis war gebrochen, das heißt, von Birgits Seite hatte es ja gar keines gegeben. Steffi merkte, wie sehr sie die aufrichtige Art ihrer Freundin wieder als wohltuend empfand und ließ sich nicht zweimal bitten. Seufzend sank sie auf Birgits Bett.

„Volker ist wirklich ein Goldstück“, meinte sie verträumt. „man kann sich keinen besseren Freund wünschen.“

Sie erzählte über den Film und den Rest des Abends, bis sie schließlich meinte: „Ich erzähle ja nur von uns. Du hast bestimmt auch einiges zu berichten.“

„Wie gesagt, es war ganz lustig. Wir haben auch interessante Typen kennen gelernt. Du wirst einige davon wahrscheinlich noch zu sehen kriegen, wir haben nämlich tüchtig Werbung gemacht für unsere Studiosusklause. Sicher werden wir einige da wieder treffen.“

„Habt ihr auch Bekannte getroffen?“ druckste Steffi herum.

„Meinst du Henno? Ja, der war da, allerdings ohne weibliche Begleitung. Wir haben ein paar Worte gewechselt, aber ansonsten gab es keine Berührungspunkte.“ Sie lachte. „Weißt du, an der TH gibt es noch mehr tolle Typen. Wahrscheinlich hätte es Babs sogar gut getan, wenn sie dabei gewesen wäre.“

Damit war das Thema für sie erledigt. Steffi schaute auf die Uhr und stellte fest, dass fast zwei Stunden vergangen waren.

„Ich muss noch mal meine Notizen für Geschichte überarbeiten“, meinte sie bedauernd. „Wir schreiben am Mittwoch die letzte Klausur.“

„Ich habe auch noch einiges zu tun. Vielleicht gönnen wir uns um zehn rum noch einen Absacker?“

„Mal sehen. Vielleicht schlafe ich auch über den Büchern ein.“

Birgit lachte. „Auch möglich. Dann sehen wir uns morgen!“

Die letzten Tage des Semesters vergingen wie im Flug mit Kolloquien und Klausuren. Am letzten Abend traf sich die ganze Clique noch einmal in der Studiosusklause, wo sie das Ende gemeinsam feierten und auch über ihre Pläne in den Semesterferien berichteten. Am nächsten Tag mussten einige schon aufbrechen, um die Zimmer zu beziehen, die für die Landschulpraktikas angemietet hatten werden müssen. Zu diesen gehörte auch Birgit. Für Steffi, Babs, Konrad und einige andere, die auf Lehramt an Realschulen studierten, war das Ganze entspannter, weil ihre Schulen in der Nähe waren und sie deshalb keinen räumlichen Wechsel brauchten.

Deshalb verabschiedeten sich Steffi und Birgit schon am Abend voneinander.

„Grüße auch Volker von mir. Ich wünsche euch einige wunderschöne Tage in Paris!“

„Dann sehen wir uns wirklich erst in zwei Monaten wieder?“

„Ja. Nach dem Praktikum werde ich gleich bei Wertkauf anfangen zu arbeiten. Diese Wochen wirst du sicherlich sehr genießen. Manchmal würde ich gerne mit dir tauschen.“

Darauf gab Steffi keine Antwort. Seit dem klärenden Gespräch mit ihren Eltern und der inzwischen doch ziemlich festen Beziehung mit Volker fühlte sie sich selbst manchmal privilegiert. Finanzielle Sorgen kannte sie überhaupt nicht, Volker gab ihr zusätzliche Sicherheit. Aber trotzdem stellte sie sich ab und zu die Frage, ob das nun alles war. War sie wirklich glücklich?

Das Praktikum gefiel Steffi sehr gut. Sie hatte einen jungen und sehr engagierten Mentor, der ihr das Gefühl vermittelte, es könnte keine schönere Arbeit als die eines Lehrers geben. Mit den Schülern zu arbeiten war eine große Herausforderung, doch es gelang ihr, interessante Lehrproben zu gestalten und ein vertrauensvolles Arbeitsklima zu schaffen. Ihre Unsicherheit, ob diese Arbeit für sie die richtige sei, war wie weggeblasen. Die vier Wochen vergingen unglaublich schnell. Volker war immer da, wenn sie ihn brauchte. Auch nahm er regen Anteil an ihrer Arbeit und erfreute sich an ihrer Begeisterung.

„Ich bin gespannt, ob ich auch so sprudle, wenn ich meine Praxiserfahrung mache“, lachte er.

Am letzten Praktikumstag packten sie dann alles für zu Hause zusammen und fuhren hintereinander, Steffi in ihrem Polo, Volker in seinem alten R4, Richtung Heimat. Dieses Mal freute sie sich richtig auf das Wiedersehen mit ihren Eltern.

Ihre Mutter hatte ihr schon signalisiert, dass ein größerer Kleidungseinkauf geplant war, sozusagen als Belohnung für das erfolgreiche Semester.

Die Abende waren ebenfalls verplant: Treffen mit ehemaligen Schulkameraden, die auch ihre Semesterferien zu Hause verbrachten, Verabredungen mit Volker, bei denen sie dann auch ihren Trip nach Paris planten.

Am 4. April zuckelten sie los in Volkers klapprigem R4, der mehr Platz bot als Steffis verkehrstüchtigerer Polo. Volker hatte ein kleines preisgünstiges Hotel in der Nähe des Montmartres schon vorgebucht. Als sie sich in den Straßen von Paris bewegten, war Steffi froh, dass sie nicht am Steuer saß. Der Fahrstil der Franzosen unterschied sich doch sehr von dem, was sie gewohnt war. Allerdings war es auch nicht einfach, Volker anhand der Straßenkarte den richtigen Weg zu weisen, und so kamen sie sehr spät und recht genervt nach einigen Umwegen und zusätzlichen Runden im Kreisverkehr bei ihrem Hotel an.

Für den Rest der Woche ließen sie das Auto stehen und nutzten die Metro. Volker hatte einen umfangreichen Reiseführer dabei und wollte möglichst viel sehen. Sie besichtigten Sacre Coeur, das Moulin Rouge von außen, Notre Dame, den Louvre, den Eiffelturm, die Katakomben, die Conciergerie, Versailles…. Volkers Wissensdurst war endlos. Steffi wäre lieber einfach mal an der Seine spazieren gegangen, wollte auch gerne auf der Champs-Elyssee bummeln, aber dann waren die Tage vorüber und die Heimreise musste angetreten werden.

Insgeheim erinnerte Steffi sich wehmütig an die Urlaubsreisen, die sie mit Birgit unternommen hatte, weil dabei auch der Spaß nicht zu kurz gekommen war. So war sie ziemlich schweigsam auf der Rücktour, während Volker noch immer ganz begeistert war, weil sie so viel „abhaken“ konnten.

Als sie vor ihrem Elternhaus anhielten, sagte sie unvermittelt: „Ich werde morgen schon fahren.“

„Morgen schon? Das Semester beginnt doch erst am Montag!“

„Egal. Ich möchte noch einiges vorbereiten. Du kannst dich ja melden, wenn du auch da bist.“

„Schade. Ich dachte, wir könnten uns noch einmal austauschen über unsere Erlebnisse.“

Er stieg aus, holte ihren Koffer aus dem Kofferraum und trug ihn zur Haustür, die schon geöffnet wurde von ihrer Mutter. „Da seid ihr ja! War es schön?“

Steffi ließ sich die Umarmung gefallen und sagte nur: „Ja, aber jetzt bin ich todmüde.“

Dann gab sie Volker einen Kuss zum Abschied.

„Also, wir sehen uns – spätestens am Montag.“

Liebe ist kein Honigbrot

Подняться наверх