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76. Jeremia und Baruch

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Eines Tages wurde in Jerusalem

ein Bußtag gefeiert.

Aus dem ganzen Land strömten

die Leute herbei,

um im Tempel zu beten

und Gott um Hilfe zu bitten.

Doch als sie zum Tempeltor kamen,

hörten sie jemand rufen:

„Ihr Leute, hört her!

Gott hat eine wichtige Nachricht

für euch.“

Verwundert blieben sie stehen.

Wer rief da so laut?

Die Worte kannten sie doch!

Da entdeckten sie einen Mann,

der stand im Vorhof des Tempels

und las aus einer Schriftrolle vor.

Baruch war es, ein Freund Jeremias.

Neugierig kamen die Leute näher

und lauschten.

„Habt ihr gehört, was der liest?“,

flüsterten sie erschrocken.

„Das muss der König erfahren

und auch seine Minister

müssen es wissen.“

Und sogleich rannte einer

zum Königspalast,

wo gerade alle Minister

versammelt waren.

Dort meldete er aufgeregt:

„Baruch, der Freund Jeremias,

liest im Vorhof des Tempels

aus einer Schriftrolle vor.

Er hat eine wichtige Nachricht

von Gott.“

Da horchten die Minister auf.

„Was sagst du da?

Eine wichtige Nachricht?

Die müssen wir hören.

Jetzt gleich! Auf der Stelle!“

Schnell ließen sie Baruch rufen

und baten ihn:

„Komm, setz dich zu uns!

Lies uns aus deiner Rolle vor!

Wir wollen dich hören.“

Da las ihnen Baruch alles vor,

von Anfang bis Ende,

Wort für Wort.

Als aber die Minister hörten,

was Baruch las,

wurden sie ganz bleich.

„Sag“, unterbrachen sie ihn,

„ist das wirklich wahr,

was du da liest?

Woher weißt du dies alles?“

„Von Jeremia“, antwortete Baruch.

„Und der weiß es von Gott.

Jeremia hat mir alle Worte gesagt,

und ich habe sie mit Tinte

auf diese Rolle geschrieben,

damit sie niemand vergisst.“

„Gib uns die Rolle!“,

baten ihn die Minister.

„Wir wollen sie auch

dem König vorlesen.

Er muss wissen,

was für ein großes Unglück

uns allen bevorsteht.

Du aber geh schnell zu Jeremia

und versteck dich mit ihm!

Denn wer weiß,

was der König euch antut,

wenn er hört,

was in der Schriftrolle steht.“

Und sie gingen sogleich

zu Jojakim, ihrem König.

Der saß gerade in seinem Winterpalast

und wärmte seine Hände

über dem offenen Feuer.

„O König“, meldeten sie,

„wir haben eine dringende

Nachricht für dich.

Sie steht in einer Schriftrolle.“

„Dann lest sie mir vor!“,

befahl ihnen der König.

„Ich will sie auch hören.“

Da holte ein Diener die Rolle

und las dem König laut vor:

„So spricht der Herr:

Ich will deinen Palast

zur Wüste machen

und deine Stadt

zu einer Stadt ohne Bewohner.

Fremde Völker werden kommen

und diese Stadt zerstören

und im Feuer verbrennen,

weil sie den Bund mit Gott

gebrochen hat.“

Die Minister schauten

gespannt auf den König.

Was würde er tun?

Was würde er dazu sagen?

Der aber verzog keine Miene.

Ungerührt nahm er ein Messer,

schnitt Stück um Stück

von der Schriftrolle ab

und warf alle Stücke ins Feuer.

Den Ministern stockte der Atem.

Wie? Der König wagte es,

Gottes Wort zu verbrennen?

„O König“, baten sie leise,

„tu’s nicht! Bitte, hör auf!“

Doch der König hörte nicht auf sie.

Er ruhte nicht eher,

bis die ganze Rolle verbrannt war.

Da wurde es mit einem Mal

ganz still in der Runde.

Niemand wagte noch,

etwas zu sagen.

Niemand schrie auf.

Niemand weinte und klagte.

Es blieb totenstill in dem Saal.

Gottes Wort war endgültig verstummt.

Aber Gott sprach zu Jeremia:

„Schreib alles noch einmal auf,

alles, was ich geredet habe.“

Da nahm Jeremia

eine neue Schriftrolle,

gab sie Baruch

und sagte ihm alle Worte,

die Gott zu ihm geredet hatte.

Und er fügte hinzu:

„So spricht der Herr:

Einst kommt die Zeit,

da will ich mich wieder

meinem Volk zuwenden

und ich will sie

zu mir heimbringen.

Sie sollen mein Volk sein

und ich will ihr Gott sein.“

Noch war es ein Geheimnis,

was Baruch damals

auf die Schriftrolle schrieb.

Nur wenige Menschen ahnten,

was Gott dem Propheten

anvertraut hatte.

Aber einmal würde der Tag kommen,

da würden die Menschen

mit eigenen Augen sehen,

wie sich Gottes Versprechen

an ihnen erfüllte.

Jeremia 36 (22,6 ff. / 30,1 ff.)

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