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80. Daniel in der Löwengrube
ОглавлениеJahre vergingen.
Inzwischen herrschte König Darius
über das Land.
Darius achtete Daniel hoch.
Er war sein bester Minister.
Darum beschloss der König:
Daniel soll noch mehr Macht
in meinem Königreich haben.
Als aber die anderen Minister
und Fürsten das hörten,
wurden sie neidisch auf Daniel
und sie fragten sich:
„Warum nicht wir?
Wir sind doch viel besser!
Aber wir werden dem König zeigen,
wie schlecht Daniel ist.“
Von diesem Tag an suchten sie
einen Fehler an Daniel zu finden.
Aber sie konnten nichts finden.
„Daniel hat nur einen Fehler“,
meinten sie schließlich.
„Er betet zu viel.“
Und wirklich:
Daniel betete dreimal am Tag,
morgens, mittags und abends.
Er kniete am offenen Fenster,
wenn er mit seinem Gott sprach,
und schaute voll Wehmut nach Westen,
wo in der Ferne Jerusalem lag.
„Ach Herr“, so betete er,
„bring uns wieder nach Hause!“
Eines Tages dachten sich
die Minister und Fürsten
einen listigen Plan aus.
Sie gingen zum König,
verneigten sich tief und sprachen:
„O großer König Darius!
Dein Volk soll dich allein
und niemand sonst ehren.
Darum gib den Befehl:
Niemand darf zu einem Menschen
oder zu einem Gott beten.
Nur dich darf man bitten.
Und dieses Gebot
soll 30 Tage lang gelten.
Wer sich nicht daran hält,
den sollen die Löwen fressen.“
Da fühlte sich der König
geschmeichelt und rief:
„Gut, gut! Das gefällt mir!“
Er schickte Boten ins Land
und ließ überall ausrufen:
„Dies befiehlt König Darius:
Niemand darf zu einem Menschen
oder zu einem Gott beten.
Nur mich dürft ihr bitten.
Und dieses Gebot
soll 30 Tage lang gelten.
Und wer sich nicht daran hält,
den sollen die Löwen fressen.“
Als aber Daniel davon hörte,
wusste er sofort,
dass dieses Gebot auf ihn zielte.
Dennoch ging er hinein in sein Haus,
kniete nieder am offenen Fenster,
betete, lobte und dankte Gott,
wie er es gewohnt war.
Aber unter Daniels Fenster
hatten sich seine Gegner versteckt.
Als sie hörten,
wie Daniel sein Gebet sprach,
eilten sie sogleich zum König
und riefen: „O König!
Hast du nicht gesagt:
,Niemand darf beten‘?“
„Ja“, sagte der König,
„das habe ich wirklich gesagt.“
„Und“, fuhren sie fort,
„hast du nicht gesagt:
,Wer sich nicht daran hält,
den sollen die Löwen fressen‘?“
„Auch das habe ich gesagt“,
gab der König zur Antwort.
„Dann muss Daniel sterben“,
riefen die Fürsten.
„Denn Daniel betet zu seinem Gott,
dreimal am Tag.“
Da merkte der König,
dass die Fürsten ihm
eine Falle gestellt hatten.
„Nein“, rief er entsetzt, „nicht Daniel!
Das lasse ich nicht zu.“
Aber die Fürsten erwiderten:
„Du hast es befohlen.
Nun musst du es tun.“
Vergeblich versuchte der König,
Daniel zu retten.
Aber die Fürsten gaben nicht nach.
Endlich, am Abend,
ließ der König Daniel holen.
„Daniel“, sagte er traurig,
„dein Gott, dem du dienst,
der muss dir jetzt helfen.“
Und er befahl seinen Soldaten:
„Werft ihn zu den Löwen!“
Da packten sie Daniel,
warfen ihn in die Löwengrube
und rollten einen Stein vor die Tür.
Dann wurde es Nacht.
Aber der König konnte nicht schlafen.
Er aß nichts und trank nichts.
Er dachte die ganze Nacht
nur an Daniel.
Am anderen Morgen aber
stand der König früh auf
und eilte zur Grube.
„Daniel“, rief er in die Grube hinab,
„du Diener des lebendigen Gottes!
Hat dein Gott, dem du dienst,
dir auch jetzt geholfen?“
Er horchte gespannt.
Auf einmal hörte er Daniels Stimme:
„Ja, König, Gott hat mir geholfen.
Er hat seinen Engel geschickt.
Der hat den Löwen
das Maul zugehalten.
Sie haben mir nichts getan.“
„Habt ihr gehört?“,
rief der König erleichtert.
„Daniel lebt!
Holt ihn sofort aus der Grube!“
Da zogen sie Daniel heraus.
„Seht“, rief der König voll Staunen,
„Daniel ist unverletzt!
Was für ein Wunder!“
Und der König gab
im ganzen Reich den Befehl aus:
„Ehrt Daniels Gott!
Und fürchtet ihn mehr als die Götter!
Denn er ist ein lebendiger Gott.
Er rettet und hilft.“
Daniel 6