Читать книгу Neukirchener Kinderbibel Neukirchener Erzählbibel (ohne Illustrationen) - Irmgard Weth - Страница 87
75. Jeremia
ОглавлениеBald darauf vergaßen
die Menschen wieder,
was sie Gott versprochen hatten.
Sie dachten nur noch an sich
und an das, was ihnen selbst nützte.
Sie bauten sich prächtige Häuser,
kauften sich kostbare Kleider
und aßen nur erlesene Speisen.
Dabei redeten sie sich ein:
„Uns kann kein Unglück geschehen.
Wir sind ja reich.
Wir nehmen uns, was wir brauchen.
Gott hat gewiss nichts dagegen.
Wenn wir ihm nur ab und zu
im Tempel ein Opfer bringen,
dann ist er sicher zufrieden mit uns.“
So ging es lange Zeit in Jerusalem zu.
Die Reichen wurden
mit jedem Tag reicher.
Aber die Armen wurden
mit jedem Tag ärmer.
Da schickte Gott seinem Volk
einen Propheten: Jeremia.
Der redete den Menschen
ins Gewissen und erinnerte sie
an ihr Versprechen.
Er sprach sie überall an,
auf ihren Straßen und Gassen,
auf ihren Märkten
und an den Stadttoren.
Er rief es sogar in ihre
Häuser und Paläste hinein:
„Ihr Leute von Jerusalem,
hört doch auf Gottes Wort!“
Eines Tages kam Jeremia zum Tempel.
Da sah er, wie die Leute
in ihren prunkvollen Kleidern
zum Gottesdienst gingen.
Wie sie sich aufspielten!
Wie sie sich an den Bettlern
vorbeidrückten und so taten,
als seien sie Luft!
Jeremia packte der Zorn,
als er sie sah.
Er blieb am Tempeltor stehen
und rief ihnen laut entgegen:
„Ihr feinen Leute, hört her!
Glaubt ihr denn,
Gott sei zufrieden mit euch,
wenn ihr ab und zu
zum Gottesdienst geht?
Nein! Bessert euer Leben!
Dann ist Gott mit euch.
Aber ihr hört ja nicht mehr
auf Gott und seine Gebote.
Diebe seid ihr, Lügner, Verbrecher!
Den ganzen Tag treibt ihr nur
eure krummen Geschäfte.
Aber dann kommt ihr
wieder zum Tempel
und fühlt euch dort sicher.
Glaubt ihr denn,
der Tempel sei eine Räuberhöhle,
ein Versteck für Verbrecher?
Macht euch nichts vor!
Bald werden Feinde die Stadt einnehmen
und den Tempel zerstören.“
Da horchten die Leute auf.
Erschrocken blieben sie stehen.
„Ist das nicht der Prophet Jeremia?“,
fragte einer den anderen.
Die Priester aber schrien ihn an:
„Jeremia, was fällt dir ein?
Was hast du hier
an diesem heiligen Ort zu suchen?
Wer hat dir erlaubt,
unsere Gottesdienste zu stören?
Warte nur! Das sollst du büßen!“
Und schon drangen sie auf ihn ein,
packten ihn und schleppten ihn
vor die Richter der Stadt.
„Jeremia muss sterben!“,
schrien sie wütend.
„Denn er hat Unheil über die Stadt
und den Tempel vorausgesagt.“
Aber Jeremia verteidigte sich:
„Nicht ich habe es gesagt.
Gott hat es gesagt.
Ich habe sein Wort nur weitergegeben.
So hört doch endlich auf Gott
und tut, was er sagt!
Dann wird sich Gott
wieder zu euch wenden.
Mich könnt ihr zwar töten,
wenn es euch Spaß macht.
Aber was habt ihr davon?
Ihr macht euch
nur noch mehr schuldig.“
Da wurde es auf einmal
ganz still in der Menge.
„Eigentlich hat er Recht“,
flüsterten einige Leute.
„Vielleicht sollten wir wirklich tun,
was Jeremia sagt?“
Auch die Richter wurden nachdenklich.
Schließlich sagten sie:
„Jeremia hat Recht.
Denn Gott spricht durch ihn.
Wir können ihm nicht widersprechen.“
So ließen sie Jeremia frei.
Aber von diesem Tag an
durfte Jeremia nie mehr
den Tempel betreten.
Jeremia 7 und 26