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Оглавление»Was hat denn der Alte von dir gewollt?« Inspektor Franz Ratzinger wiegt sich in seinem Drehsessel hin und her. Die Hände hat er über dem Bauch gefaltet. »Du warst ganz schön lange bei ihm drin.«
Kammerlander brummt etwas Unverständliches und hängt seine Jacke über den Schreibtischstuhl.
»Jetzt sag schon. Was war denn?«
»Er hat gefragt, ob ich seinen Posten übernehmen will.«
Ratzinger zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ja ist er denn krank? Oder schon im Rentenalter?«
Kammerlander nickt und setzt sich. »Nächstes Jahr will er in Pension gehen. Und da hat er gefragt, ob er mich bei seiner vorgesetzten Behörde empfehlen soll.«
»Da schau her. Und? Willst du?«
»Hm. Ich weiß nicht. Man ist dann halt in erster Linie ein Verwaltungsbeamter. Da wird mir schon was fehlen. Du sollst übrigens in meine Fußstapfen treten.«
»Na, dann ist es überhaupt keine Frage, dass du willst. Du möchtest einem so guten Ermittler und Freund doch nicht die Karriere vermasseln?«
»Deine Selbstlosigkeit ehrt dich.«
»Du bist nicht der Erste, der das sagt. Frag mal meine Ex.« Ratzinger lächelt versonnen. »Ein Leben ohne Starkl … Man mag sich das gar nicht vorstellen.«
Jetzt grinst auch Kammerlander.
»Um deinen Schmerz ein wenig abzumildern: Ein Jahr lang dürfen wir uns ja noch an seiner Gegenwart erfreuen. – Ist was Neues reingekommen?«
»Ich hab hier nur eine Vermisstenanzeige liegen.«
Sehr schön. Dann kommen wir heute vielleicht schon mittags heim, denkt Kammerlander. Er freut sich auf das samstägliche Stockschießen, das er seit ein paar Monaten für sich entdeckt hat.
Ratzinger schiebt Kammerlander ein Blatt Papier auf den Schreibtisch.
»Ein junger Mann hat seinen Großvater abgängig gemeldet. Adresse irgendwo bei Sankt Martin. Ich tippe auf einen verwirrten Alten. Ist ja oft so. Die senilen Leutchen marschieren los und finden dann nicht mehr heim.«
»Hm. Hier steht, dass auch sein Wagen verschwunden ist.«
»Was ich immer sage: Ab einem gewissen Alter sollte der Führerschein …«
»Ist schon etwas unternommen worden?«
»Klar. Witt hat alle Dienststellen benachrichtigt und Suchmannschaften …«
Wie aufs Stichwort steckt Inspektor Witt seinen Kopf zur Tür rein. »Ist’s gestattet?«
Kammerlander winkt ihn herein.
»Tja … es geht um den verschwundenen Großvater.« Witt greift umständlich in seine Brusttasche.
Das Hemd spannt sich bedrohlich über seinem Bauch. Wenn die Knöpfe abplatzen, pfeifen uns die wie Projektile um die Ohren, denkt Kammerlander. Endlich zieht Witt ein Stück Papier heraus.
»Und?«
Witt beginnt sorgfältig, das Papier auseinanderzufalten.
»Kannst du falten und sprechen?«, fragt Ratzinger. »Also gleichzeitig?«
Witts Mondgesicht zeigt ein freundliches Lächeln.
Kammerlander ist immer wieder erstaunt, wie absolut schmerzfrei Witt Süffisanz begegnet. Sie gleitet an ihm ab wie ein Seidentuch.
»Also, da haben wir’s ja schon. Der dreiundsiebzigjährige Valentin Beingrübl ist vom Revierförster gefunden worden. Mausetot. Ist wahrscheinlich gestürzt. Also einen Abhang hinab abgestürzt. Seinen Wagen hat die Streife auch gefunden.«
Witt atmet tief durch und reicht Kammerlander das Papier über den Schreibtisch. »Da steht auch drauf, wo sie Beingrübl und das Auto gefunden haben.«
»Vielen Dank.«
»Aber gern!«, sagt Witt und verlässt fröhlich das Büro.
Ratzinger starrt auf seine Computertastatur.
»Einen Abhang hinab abgestürzt. Also ich brauche jetzt einen Kaffee.«
»Nichts da. Wir haben zu tun.« Kammerlander denkt an das Stockschießen am Nachmittag. Da wäre es schon gut, bis Mittag mit dieser Geschichte fertig zu sein. »Der Fall löst sich nicht von allein.«
»Welcher Fall?«
»Solange wir nicht wissen, wie es zu diesem Todesfall gekommen ist, ist es ein Fall.«
»Na schön. Ich freu mich schon drauf, meine Beamten nächstes Jahr auch so herumzuscheuchen.«
»Bis dahin musst du dir noch deine Sporen verdienen.«