Читать книгу Tod im Schilcherland - Isabella Trummer - Страница 19
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Оглавление»Ich hab die restliche Woche freibekommen. Um die Beerdigung zu organisieren und so.«
Herbert Reinweber stellt eine Flasche mit rotem Inhalt auf den Tisch und dazu drei Gläser. »Da ist Himbeersaft drin. Hat der Opa selbst gemacht. Weil Sie ja im Dienst sind und wahrscheinlich nix Starkes dürfen …«
Kammerlander nickt. »Vielen Dank. Den nehmen wir gern.«
»Wissen Sie schon, woran mein Großvater gestorben ist?«
»Die Todesursache war Herzinfarkt.«
Der junge Mann wischt mit dem Handballen einen Tropfen Saft vom Tisch.
»Komisch, er hat nie über Herzprobleme geklagt. Aber danke, dass Sie persönlich gekommen sind.«
»Herr Reinweber, haben Sie inzwischen eine Idee, wieso Ihr Großvater dort oben war? Es gibt da nur eine Jagdhütte und Wald.«
»Ich weiß es wirklich net. Vielleicht …«
»Ja?«
»Vielleicht hat er was ausgeliefert, er hat da so was g’sagt …«
»Wann hat er das gesagt?«
»Bevor ich zur Arbeit gefahren bin. In der Früh, am letzten Tag, an dem er …«
»Was könnte er ausgeliefert haben? Himbeersaft?«
»Er … Ach, jetzt ist’s eh wurscht. Der Opa hat ein bissl was gebrannt. Für den Eigenbedarf. Und für gute Bekannte.«
Kammerlander nickt verständnisvoll. »Und hat vergessen, den Vorgang bei der Behörde zu melden, nehme ich an.«
»Des könnt sein, ja.«
»Nun, ich bin sicher, das hätte er nachgeholt, sobald es seine Zeit zugelassen hätte.«
»Ja, genau. Bestimmt.«
»Wissen Sie, wen alles er … beliefert hat?«
»Nein, des hat mich nie interessiert.«
»Wir brauchen dann noch Namen und Adressen der Leute, die Ihren Großvater gut gekannt haben.«
»Wieso? Wegen dem bissl Schnaps?«
»Nein, darum geht es nicht. Wir wollen nur abklopfen, ob jemand Herrn Beingrübl nach seinem Wirtshausbesuch noch gesehen hat. Oder vorher. Oder sonst etwas weiß.«
Reinweber sieht verunsichert zu den Beamten. »Ist … ist irgendwas nicht in Ordnung? Sie haben doch gesagt, es war ein Herzinfarkt?«
»Ja, das ist richtig. Keine Sorge. Dieses Vorgehen ist üblich. Reine Routine.«
Hoffentlich glaubt er das, denkt Ratzinger und zückt sein Notizbuch.
Als sie zum Wagen gehen, sieht sich Kammerlander den Obstgarten mit den vielen Zwetschgenbäumen an. Da geht sich wohl mehr aus als nur »a bissl Schnaps«. Aber deswegen sind sie nicht hier.
Er dreht sich noch einmal zu Reinweber um, der ihnen von der Tür aus nachsieht.
»Das alles hier werden wohl Sie erben? Oder gibt es noch andere Verwandte?«
Der junge Mann sieht ihn überrascht an.
»Das … weiß ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Hab noch gar nicht dran gedacht, mich um so was zu kümmern.«
Auf der Fahrt nach Sankt Martin berichtet Kammerlander von seiner Erkundungstour mit dem Revierförster.
»Hast du das mit Beingrübls Schuhen abgeklärt?«, fragt er zum Schluss.
Ratzinger nickt. »Es ist, wie du vermutet hast. Er hat nur einen Schuh angehabt.«
»Ich hab den zweiten im Kofferraum. Zum Abgleich.«
»So wie du den Weg zum Absturzort geschildert hast, muss man sich wirklich fragen, was das Ganze sollte.«
»Das lässt mir ja keine Ruhe. Beingrübl war nach Aussage seines Enkels kein bisschen verwirrt. Suizid können wir nach Feststellung der Todesursache auch ausschließen.«
»Und besoffen war er ebenfalls nicht. Bleibt nur die Erkenntnis, dass der Alte ganz bewusst da hinaufwollte.«
»Wohl kaum zum Schwammerlsuchen, um die Uhrzeit.«
»Er wollte jemand treffen«, konstatiert Ratzinger.
»Ja.«
»In der Jagdhütte.«
»Seh ich auch so.«
Kammerlander verkneift sich ein Grinsen. Ratzingers Jagdinstinkt ist erwacht. Um im Jargon zu bleiben.
»Und?«, fragt Ratzinger. »Wem gehört die Hütte?«
»Dem Landtagsabgeordneten Wolfshuber.«
»Ach du Scheiße.«