Читать книгу Dort, wo der Mond liegt - Iselin C. Hermann - Страница 4

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Als ihre Mutter muß ich denken, daß sie wohl intuitiv nach Damaskus fährt, um einzutauchen in die Zeit, als wir glücklich miteinander waren, A. S. und ich. Es war seine erste Stationierung im Ausland, wir stahlen uns oft weg von den Cocktailpartys und fuhren nach Hause nach Abu Rumaneh, wo wir wohnten.

Es ist merkwürdig, aber eine Frau weiß eigentlich immer, wann sie ihr Kind empfangen hat. Von allen Liebesnächten war es genau die eine. Die Augustnächte sind im Nahen Osten brennend heiß. Der Ventilator, den wir an der Dekke hatten und der die Luft durcheinanderwirbelte, war eigentlich mehr aus psychologischen Gründen da; man hatte wenigstens das Gefühl, daß etwas unternommen wurde, um die wahnsinnige Hitze zu vertreiben. In der Nacht, als Samia entstand, lag der Mond leuchtend weiß und hoch über uns, kühl in dieser heißen Nacht. Bevor wir einschliefen, ich lag mit dem Gesicht an seinem schweißfeuchten Hals, flüsterte ich, daß sein neuer Name von jetzt an A. S. sein würde. Ich weiß noch, daß er lächelte, vielleicht weil er sich freute, er hat bestimmt nicht verstanden, was ich meinte, aber als ich vier Tage über die Zeit war, sagte ich zu ihm, A. S. bedeutet »Abu Someone, Vater von jemandem«. In meiner Erinnerung sind die Tage und Nächte, bevor sie geboren wurde, unsere glücklichsten. Voller Erwartung. Meine Familie wollte, daß ich für die Geburt nach Hause käme, aber ich war der Meinung, das Amerikanische Krankenhaus von Amman wäre ausreichend. Vielleicht hatte ich intuitiv Angst, unser Seifenblasenglück könnte zerplatzen, wenn ich zu lange weg wäre. Später mußte ich erfahren, daß es nichts mit physischem Abstand zu tun hat. Geschah es schon gleich nach ihrer Geburt? Ich erinnere mich nicht. Alles nach dem 15. Mai, das ganze folgende Jahr, liegt in völliger Dunkelheit vor mir. Obwohl er an meiner Seite war, hatte ich ihn verloren, meinen Mann.

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