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1.5.1.3 Meeks: Urchristentum und Stadtkultur

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Bereits 1983 erschien die englische Originalausgabe der 1993 in die deutsche Sprache übersetzten Monographie „Urchristentum und Stadtkultur: die soziale Welt der paulinischen Gemeinden“ von Wayne A. Meeks.1 Neben der Darstellung der sozialen Umwelt der paulinischen Gemeinden liegt der besondere Fokus dieser Arbeit auf der Beschreibung der Entstehung und der Entstehungsbedingungen der ersten christlichen Gemeinden. Ausgangspunkt der Überlegungen ist folgende These: „Das Besondere am Urchristentum war, daß das eng vertraute, fest verwachsene Leben der einzelnen Gruppen immer zugleich auch als Teil einer wesentlich größeren, ja weltweiten Bewegung oder Einheit verstanden wurde. Wir werden also auch untersuchen müssen, wie dieses über die einzelne Gemeinde hinausreichende Gefühl entstand und gestärkt wurde.“2 Zur Untersuchung dieser Beobachtung führt Meeks vier Gruppenmodelle in der Umwelt an, die als VorbilderVorbild für christliche Gemeinden Plausibilität besäßen.

Zunächst seien „Häuser“ als Versammlungsort der Gemeinde in den Blick zu nehmen, wie anhand einer Vielzahl an neutestamentlichen Belegen für οἶκοςοἶκος ersichtlich sei. „Die Struktur der frühchristlichen Gruppen stand also in engem Zusammenhang mit jener sozialen Einheit, die gemeinhin als Grundstein der damaligen Gesellschaft galt.“3 Mit der Orientierung an dieser grundlegenden sozialen Einheit banden sich die frühen Gemeinden – so Meeks – in ein bereits existierendes Netz „interner und externer Beziehungen“ ein.4 Jedoch reiche diese Einbindung noch nicht zur Erklärung eines überregionalen Zusammengehörigkeitsgefühls aus, für das weitere VorbilderVorbild bzw. Modelle zu untersuchen seien.

An die Seite der Häuser treten die antiken collegiaCollegia, bei denen „es sich um kleine Gruppen [handelte], in denen intensive und persönliche Kontakte möglich waren und gepflegt wurden. In beiden [d.h. den christlichen Gemeinden und den collegiaCollegia, JQ] wurde man aus freiem Entschluß und nicht durch Geburt Mitglied, wobei allerdings Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, soziale Stellung, AmtAmt und Beruf für die Vereine häufig eine gewisse Rolle spielten.“5 Darüber hinaus dürfen aber auch Differenzen nicht unterschätzt werden. Diese zeigten sich insbesondere im Anspruch der „radikalen Erneuerung ihrer [d.h. der christlichen, JQ] Existenz“6, der sich aus der TaufeTaufe heraus ergab. Demgegenüber stünde aber – auch im Vergleich zu den sozial eher homogenen freiwilligen Vereinigungen – eine weitaus größere Offenheit der Gemeinden für den gesellschaftlichen Status ihrer (potentiellen) MitgliederMitglied.7

Differenzen zwischen freiwilligen Vereinigungen und den christlichen Gemeinden gäbe es auch auf semantischer Ebene. Sprachliche Anleihen bei den Vereinigungen würden die Gemeinden nicht nehmen: Für den vermeintlich verbindenden Begriff ἐκκλησίαἐκκλησία sei eine andere Herkunft als aus dem Bereich der Vereinigungen zu vermuten.8 Die verbindenden Bezeichnungen ἐπίσκοποςἐπίσκοπος und διάκονοςδιάκονος dienten womöglich innerhalb ihres Gebrauchs in den paulinischen Briefen lediglich zur formellen Bezeichnung bestimmter Funktionen bzw. ÄmterAmt.9 Zum Begriff des διάκονοςδιάκονος hält Meeks fest, dass „[d]ie christliche Verwendung des Wortes […] dagegen völlig anderer Art [ist] [d.h. nicht auf das Bedienen bei Tisch bezogen, JQ]. Lediglich episkoposEpiskopos wurde also mit einiger Wahrscheinlichkeit aus dem Sprachgebrauch der collegiaCollegia übernommen, fand aber zur Zeit des PaulusPaulus noch kaum Eingang in die christliche Terminologie.“10 Deswegen könnten Vereinigungen zwar als Vergleichsgrößen dienen, jedoch würden sie nicht erklären, wie es zu den der christlichen Gemeinden inhärenten überregionalen Verbindungen gekommen sei. Vor diesem Hintergrund untersucht Meeks auch SynagogenSynagoge und philosophische Schulen hinsichtlich ihres Vorbildcharakters für die frühen christlichen Gemeinden. Im Endeffekt kommt er jedoch zu dem Schluss, dass keines der vier vorgestellten Modelle die Genese und die Existenz der paulinischen Gemeinde grundsätzlich erklären könne, ebenso wenig wie überregionale Verbindungen, weswegen eine Untersuchung der gemeindlichen Organisation und Entwicklung lediglich anhand der neutestamentlichen Quellen geschehen könne.11

Meeks Ausführungen illustrieren mögliche Bezugsgrößen (Vereinigungen, SynagogenSynagoge, Häuser, philosophische Schulen), an denen sich die frühen Gemeinden orientiert haben könnten. Sie zeigen, dass sich die ersten Gemeinden innerhalb etablierter sozialer Gegebenheiten behaupten und entfalten mussten.

Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl

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