Читать книгу Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl - Jan Quenstedt - Страница 94
1.5.1.7 Ascough: Paul’s Macedonian Associations
ОглавлениеEbenfalls auf paulinische Gemeinden als Referenzpunkt bezieht sich Richard S. Ascough in seiner Untersuchung.1 Er untersucht die Gemeinden in Philippi und ThessalonikiThessaloniki vor dem Hintergrund freiwilliger antiker Vereinigungen. Bei der Darstellung zum Aufbau freiwilliger Vereinigungen fokussiert sich Ascough auf die Bereiche „Types and Functions“, „Membership and Its Requirements“ und „Community Organization“, und setzt die gewonnenen Erkenntnisse dann ins Verhältnis zu den genannten Gemeinden. Für seine Analyse bezieht sich der Verfasser auf eine breite Textbasis zu den Vereinigungen.2
Von besonderem Interesse erscheint innerhalb der Ausführungen zu „Membership and Its Requirements“ der Unterpunkt „Moral EthosEthos“, der einen Einblick in sozial-fürsorgliche Vollzüge innerhalb freiwilliger Vereinigungen formuliert.3 Ascough konstatiert, dass es innerhalb der theologischen Wissenschaft eine Tendenz gäbe, die die freiwilligen Vereinigungen bezichtige, kein Interesse an der ethischen Bildung und Unterweisung ihrer MitgliederMitglied gehabt zu haben. Im Gegensatz dazu würden die christlichen Gruppen als solche gezeichnet, die sich um das Verhalten und die Bildung ihrer MitgliederMitglied bemühen würden.4 Gegen diese pauschalisierende Gegenüberstellung verweist Ascough auf einige Inschriften, die als Belege für ein Interesse freiwilliger Vereinigungen an einem entsprechenden LebenswandelLebenswandel ihrer MitgliederMitglied gelten könnten. Unterschiede zwischen den Vereinigungen und den paulinischen Gemeinden seien darüber hinaus aber in der verwendeten Terminologie festzustellen, was jedoch nicht dazu führen dürfe, grundlegende Differenzen zu vermuten: „[…] in both instances maintenance of moral codes was required.“5 Letztlich seien die angeführten Belege zwar kein Beweis dafür, dass alle freiwilligen Vereinigungen ein derartiges Interesse gehabt hätten. Allerdings würden sie belegen, dass die oben genannte schroffe Differenzierung zu kurz greift und demgegenüber freiwillige Vereinigungen auch als sinnvolle Vergleichsgröße zu christlichen Gemeinden erscheinen.6
Im Vergleich zwischen freiwilligen Vereinigungen und der Gemeinde in Philippi entstünde darüber hinaus das Bild, dass die Gemeinde analog zu den Vereinigungen eine „gender inclusive group“ sei, „in which women exercised some leadership capacity.“7 Auch die verwendeten Titel ἐπίσκοποςἐπίσκοπος und διάκονοςδιάκονος für Personen mit Leitungsverantwortung in Phil 1,1Phil 1,1 entsprächen den Gepflogenheiten freiwilliger Vereinigungen. Differenzen seien u.a. bei dem Umgang mit Finanzmitteln festzuhalten, die auch außerhalb der Gemeinde verwendet würden – im Kontrast zur ausschließlich gruppeninternen Verwendung bei den Vereinigungen.8 „Overall, if the Philippian community is to be classified as analogous to a voluntary association, it is the religious associations rather than the professional associations that make the best analogue.“9
Bei einem Vergleich der freiwilligen Vereinigungen und der Gemeinde in ThessalonikiThessaloniki ergebe sich ein ähnliches Bild wie für den Vergleich der Vereinigungen mit der Gemeinde in Philippi. Wiederum seien in den Ausführungen und der Sprache des PaulusPaulus Analogien und Differenzen zu freiwilligen Vereinigungen wahrnehmbar. Dies führt Ascough zu dem Schluss: „[…] the comparative process reveals that on the social map of antiquity the associations provide a ready analogue for understanding the community structure of the Paul’s Macedonian Christian communities.“10
Anhand der vorgestellten Monographie wird einerseits deutlich, dass sich aufgrund vergleichbarer Strukturen und Terminologien ein Vergleich zwischen freiwilligen antiken Vereinigungen und christlichen Gemeinden nahelegt. Andererseits wird aber auch deutlich, dass durch einen Vergleich nicht die Herkunft aller Aspekte geklärt werden kann, die die frühen christlichen Gemeinden auszeichnen. Dieser Umstand zeigt, dass die Tragfähigkeit der Ergebnisse eines jeden Vergleichs jeweils individuell zu prüfen ist.