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1.5.1.10 Zusammenfassung

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Die theologisch interessierte Forschung zu freiwilligen antiken Vereinigungen kann auf eine längere Tradition zurückblicken, der durch die Zeiten hinweg unterschiedliche Grade der Aufmerksamkeit zukamen. „Theologisch interessiert“ ist die Untersuchung freiwilliger antiker Vereinigungen zu nennen, weil sie diese Gruppen im Vergleich zu frühen christlichen Gemeinden in den Blick nimmt und Analogien und Differenzen der Gruppenbildung aufzeigt. Gemeinsames Ziel ist die Gewinnung eines vertieften Verständnisses für die Entstehungsvoraussetzungen christlicher Gemeinden und deren Etablierung im Rahmen antiker Gruppen und Vereinigungen.

Der Vergleich mit dem antiken Hause, antiken Vereinen, SynagogenSynagoge und philosophischen Schulen bei Meeks zeigt, dass sich substanzielle Analogien und Erklärungen lediglich aus der Summe verschiedener sozialer Institutionen herleiten und plausibilisieren lassen. Demgegenüber fokussiert sich die vorliegende Studie auf einen bestimmten Themenbereich innerhalb einer bestimmten sozialen OrganisationsformOrganisationsform in Form der freiwilligen Vereinigungen. Damit wird nicht infrage gestellt, dass es weitere soziale Phänomene gab, die auf die Ausbildung christlicher Gemeinden und eines christlichen EthosEthos Einfluss hatten, wie u.a. Eckhardt und Leonhard betonen. Wie der Forschungsüberblick gezeigt hat, ist aber in methodischer Perspektive die Fokussierung auf einen Teilaspekt des Gemeinschaftslebens dadurch motiviert und legitimiert, dass eine Untersuchung von HandlungsvollzügenHandlungsvollzüge antiker Vereinigungen, die dem Konzept diakonischen Handelns zuzuschreiben sind, im Vergleich mit entsprechenden christlichen Vollzügen zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein Desiderat darstellt.

In der Zusammenschau der bisherigen Arbeiten in diesem Themenbereich wird aber zugleich deutlich, dass die gewählte Vorgehensweise mit Schwierigkeiten behaftet ist. Zunächst zeigt sich, dass über Vereinigungen größtenteils Selbstaussagen in Form von Inschriften existieren, die auf ihre Objektivität zu befragen sind. Zugleich ist anzunehmen, dass die darin getroffenen Aussagen lediglich einen Teilbereich des Lebens der Vereinigung abbilden. Ebel weist darauf hin, dass insbesondere Vereinigungssatzungen „[…] nur besonders konfliktträchtige Aspekte […] [ansprechen] und dabei auch durchaus das, was im Zentrum des Gemeinschaftsleben stehen kann, […] [auslassen], solange es nicht für Zwietracht unter den Vereinsmitgliedern sorgt.“1 Als Beispiel verweist sie an dieser Stelle auf eine fehlende Beschreibung kultischer Aktivitäten, die weit weniger umstritten waren als die Regelung und Festlegung finanzieller Fragen und Verpflichtungen.2

VereinigungsinschriftenVereinigungsinschrift beschreiben eine Innenperspektive, die nicht zwangsläufig oder grundsätzlich auf die Gewinnung neuer MitgliederMitglied abzielte, sondern Vereinigungsinterna regelte. Deswegen ist eine Mehrzahl an Vereinigungen in den Blick zu nehmen und die Untersuchung idealiter nicht auf eine konkrete Vereinigung zu beschränken. Unter diesen Voraussetzungen kann deutlich werden, was Ebel in Bezug auf die Gemeinden des 2. und 3. Johannesbriefs zum Ausdruck gebracht hat: „Die Stärken und Schwächen dieser frühchristlichen Gemeinde werden durch den Vergleich mit gängigen Formen gemeinschaftlicher Freizeitaktivitäten in ihrem Umfeld erkennbar. Zudem wird durch eine solche Zusammenschau verständlich, warum einzelne Elemente des christlichen Gemeindelebens bei paganen Zeitgenossen Irritationen auslösen können.“3 Mutatis mutandis wird verständlich, warum einzelne Elemente des christlichen Gemeindelebens bei paganen Zeitgenossen auf Zustimmung stießen und Vergleiche mit gängigen Formen gemeinschaftlicher Freizeitaktivitäten evozierten.

Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl

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