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2.8.2. Synthese
ОглавлениеProtomasoretische hasmonäische RedaktionDie thematischen Parallelen zwischen der masoretischen Version von Ester und der makkabäischen Literatur legen den Schluss nahe, dass die Arbeit der protomasoretischen Redaktoren in der makkabäisch-hasmonäischen Zeit stattgefunden hat. Die MT-Fassung von Ester setzt die makkabäische Krise voraus und nimmt Bezug auf sie. Tatsächlich hält sie am Ende der Erzählung fest, dass das Perserreich fortbestehe, dass aber die Juden nun über sich selbst bestimmten und damit einverstanden seien (10,3). Eine historisch vergleichbare Situation dürfte frühestens mit Jonatan Makkabaios eingetreten sein. Des Weiteren erwähnt der MT von Ester das Judaisieren großer Gruppen von Nichtjuden (8,17), was wiederum an die hasmonäische Expansionspolitik von Simon und Hyrkan erinnert. Und schließlich könnte das Verlangen der Diasporajuden, einen großen militärischen Erfolg zu feiern (Est 9,20–32), eine Anspielung auf einen Sieg der Hasmonäer zur Zeit von Hyrkan sein – den Nikanor-Tag, der am 13. Adar gefeiert wurde und den die Festbriefe in 2 Makkabäer erwähnen, um für die Feier des Chanukka-Fests in der Diaspora zu werben. Der Grund dafür dürfte darin liegen, dass die Hasmonäer mit dem Fest ihre Vorrangstellung gegenüber allen anderen Juden stärken wollten.
Auf die Zeit nach der Herrschaft von Hyrkan kann die protomasoretische Umarbeitung nicht datiert werden. Denn in ihr findet sich weder eine Anspielung auf den Anspruch der Hasmonäer, von Aristobul an als unabhängige Monarchen aufzutreten, noch auf die internen jüdischen Konflikte, die sich nach der Regierungszeit von Alexander Jannai verhärtet zu haben scheinen. Andererseits muss diese Redaktion unbedingt vor der Entstehung der LXX-Fassung von Ester stattgefunden haben – spätestens in der Mitte des ersten Jahrhunderts v. u. Z. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass das in der Diaspora geschriebene alte Proto-Ester-Buch in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. u. Z., in der Zeit von Simon oder Johannes Hyrkan, eine redaktionelle Umarbeitung erfuhr. Dies könnte in Judäa, in einem hasmonäischen Kontext im selben intellektuellen Milieu geschehen sein, in dem auch andere literarische Werke wie die ersten beiden Bücher der Makkabäer entstanden.