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3. Der rätselhafte Ursprung von Purim

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Das Fest am 14. und 15. Adar, das vom Buch Ester eingeführt wird, heißt „Purim“. Sein Datum und sein rätselhafter Name lösten zwischen dem Ende des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts viele Debatten aus.130

Ester und die antike MythologieMan dachte, die Ester-Erzählung sei geschrieben worden, um antike Mythen zu historisieren und zu judaisieren. Tatsächlich lassen die Namen von Ester, Mor­de­chai, Haman, Waschti und Seresch an die Gottheiten Ischtar, Marduk, Humman, Maschti und Geresch denken131; und bestimmte Aspekte der Erzählung erinnern an Themen des Gilgamesch-Epos, an den babylonischen Schöpfungsmythos oder den Abstieg von Tammuz in die Unterwelt.132 Diese Hypothesen müssen jedoch aufgegeben werden, denn sie beruhen auf sehr vagen Ähnlichkeiten mit der biblischen Erzählung, und ihre etymologischen Verbindungen sind nicht überzeugend.133

Purim, ein „judaisiertes“ FestMan hat vermutet, dass die biblische Erwähnung von Purim das Ziel hatte, einem ursprünglich nichtjüdischen Fest zum Winterende (Adar liegt im Februar/März) einen jüdischen Ursprung zuzuschreiben. Purim wurde mit dem persischen oder babylonischen Neujahrsfest in Verbindung gebracht.134 Die Etymologie von Purim135 könnte demnach durch das akkadische puḫru, „Versammlung“, oder pūru, „Los“, „Schicksal“ (Est 3,7), erklärt werden, denn zu Neujahr traten diejenigen ihr Amt an, die durch das Los bestimmt wurden.136 Dass am Ende der neuassyrischen Zeit der aramäische Ausdruck PR vorkommt, der als Beiname eines hohen Beamten verwendet wurde, spricht für die Assoziation mit dem akkadischen pūru.137 Manchmal wird Purim auch mit dem persischen Totenfest Frawardīgān in Verbindung gebracht – wegen der zeitlichen Nähe der Termine und der Ähnlichkeit der griechischen Schreibung φρουραι/φουρδια für „Purim“138. Schließlich ziehen manche aufgrund ähnlicher Gebräuche auch Verbindungslinien zu anderen Festen, vor allem zu den Bacchanalen von Sakaea139, zur persischen Magophonie140, zum Fest der „Öffnung der Fässer“, das die Griechen πιθοιγία und die Römer Vinalia nannten141 oder zu den römischen Lupercalien142. Je mehr Vorschläge gemacht werden, desto spekulativer werden sie.

Purim, ein makkabäisch-hasmonäischesFestWeil wir im Esterbuch Anspielungen auf einen makkabäisch-hasmonäischen Kontext finden, kann man sich vorstellen – und dies ist die Ansicht, die in diesem Kommentar vertreten wird143 –, dass das Fest am 14. und 15. Adar von vornherein eingeführt wurde, um an einen (fiktiven) Sieg der Juden im Perserreich zu erinnern, der in der fiktiven Erzählung des Buches Ester beschrieben wird. Die für die protomasoretische Redaktion von Est 9,20–32 verantwortlichen makkabäisch-hasmonäischen Redaktoren hätten also in Wahrheit das Fest geschaffen, das sie beschreiben. Das Datum des Konflikts zwischen den Juden und ihren Feinden wäre auf den 13. Adar festgelegt worden, um auf den Sieg von Judas Makkabaios über General Nikanor anzuspielen. Die Feierlichkeiten sollten an den folgenden beiden Tagen stattfinden, um eine Vermischung der Feier des „Nikanor-Tags“ (13. Adar) mit dem „Mordechai-Tag“ bzw. „Purim“ (14. [und 15.] Adar; vgl. 2 Makk 15,36) zu vermeiden. Diese beiden „Tage“ werden nacheinander als Feste zum Gedenken an die Siege der Juden in Judäa und in der Diaspora gefeiert. Dies erklärt aber immer noch nicht, warum der Begriff „Purim“ mit dem Fest des 14. und 15. Adar in Verbindung gebracht wurde. Die späte Einführung des Namens bleibt rätselhaft.144 Vielleicht wollte jemand mit der Hinzufügung einer Glosse diese makkabäischen Festlichkeiten charakterisieren, indem er sie mit einem Begriff benannte, der mit der Wurzel פרר „zerstören“145 in Verbindung stand; oder er wollte sich mit dem im Buch Ester eingeführten Fest an ein unbekanntes jüdisches oder heidnisches Fest anschließen.

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