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4.2. Die Josefsgeschichte und das Buch Ester

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Das Buch Ester spielt häufig auf die Josefsgeschichte an (Genesis 37–45).173 Im Herzen eines fremden Königreichs geraten jüdische Helden in Gefahr, erlangen eine herausgehobene Stellung und retten ihr Volk. In beiden Geschichten wird göttliches Handeln selten oder gar nicht erwähnt, und sie haben mehrere Motive gemeinsam: verborgene Identität (2,10.20; Gen 42,7 etc.), Kleidung als Zeichen der gesellschaftlichen Stellung (Est 4,1–4; 6,10; 8,15; Gen 37,23–35; 39,10–20; 41,42), Menschenhandel (Est 7,4; Gen 37,27–28) und die Erlangung der Anerkennung durch Nichtjuden (Est 2,9.15.17; 5,2; Gen 39,4.21).

Manche Aspekte des Buchs Ester beziehen sich auf konkrete Episoden der Josefsgeschichte (Details im Kommentar). Est 2,2–4 verwendet Ausdrücke aus Gen 41,34–37, um den Kontrast deutlich zu machen zwischen den weisen Ratschlägen, die ein Jude wie Josef einem Herrscher zu geben in der Lage ist, und den sinnlosen Empfehlungen der persischen Berater. Est 2,21–23 beschreibt die Verschwörung zweier Eunuchen und ihr Geschick, indem es die Episode vom Mundschenk und dem Bäcker in Genesis 40 in Erinnerung ruft. Die Ehrung, die der Pharao Josef zuteil werden lässt (Gen 41,42–43), inspirierte die Redaktoren des Esterbuchs, als sie die Ehrung, die Mordechai erfährt (6,8–11; 8,15), und das Geschenk des Rings durch Ahasveros (8,2) beschreiben. Und noch weitere Ausdrücke wurden von der Josefsgeschichte in das Buch Ester übernommen.174

Die Josefsgeschichte ist eindeutig Teil des intellektuellen Gepäcks der Autoren von Ester. Wie die Verweise auf die davidische Monarchie wurden Anspielungen auf Episoden im Leben Josefs von den protomasoretischen Redaktoren verstärkt, indem sie Ausdrücke aus dem Text ihrer Quellen übernahmen.175

Diese Verweise auf Episoden aus der Josefsgeschichte tragen Ester und Mordechai in die Tradition der großen biblischen Helden ein. Ester und Mordechai stehen jedoch einer persischen Welt gegenüber, die absurder und unkontrollierbarer ist als die ägyptische Welt in der Josefsgeschichte. Darüber hinaus ist die Anwesenheit in einem fremden Land voller entschlossener Judenfeinde ein Motiv, das in Genesis 37–45 nicht vorkommt. Der Blick des Buches Ester auf die fremde Welt ist daher viel schärfer als der der Genesis-Erzählung.

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