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2.2 Kriterien der Sportsucht

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Die Sportsucht besitzt keinen anerkannten, eigenständigen Eintrag in den gängigen Klassifikationssystemen für psychische Störungen (ICD-10 Dilling 2010 oder DSM-5 American Psychiatric Association 2013). Auch in der vorläufigen Fassung der ICD-11 (WHO 2019) ist Sportsucht nicht als eigenständiges Krankheitsbild aufgenommen. Allerdings wurde bereits 1979 für Sportsucht eine Symptom-Trias aus sozialen/beruflichen Konflikten, Entzugssymptomen und Zwanghaftigkeit vorgeschlagen (Morgan 1979). In den folgenden Jahren bezogen sich die meisten Autorengruppen in der Beschreibung der Suchtkomponenten von Sportsucht auf die generellen Merkmale bzw. Kriterien für Sucht (Davison et al. 2007; De Coverley Veale 1987; Hausenblas und Symons Downs 2002a). Mit dieser Entwicklung wird die Sportsucht als klassische Verhaltenssucht charakterisiert (Thalemann 2009; vgl. auch die Übersichtsarbeiten von Adams und Kirkby 2002; Adams et al. 2003; Allegre et al. 2006).

Die derzeit neueste Systematik zur Bestimmung von Süchten und Verhaltenssüchten ist das »Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders« in seiner fünften Fassung (DSM-5; American Psychiatric Association 2013). Der DSM-5 dient der Systematisierung und Klassifizierung von psychischen Störungen inklusive der Festlegung verschiedener Schweregrade. In Hinsicht auf Süchte wurden im DSM-5 grundlegende Veränderungen vorgenommen. Beispielsweise wurde die frühere Kategorie »substanzbezogene Störungen« in »Sucht und verwandte Störungen« umbenannt, was die strikte Trennung von substanzbezogenen Süchten (z. B. Alkohol, Drogen) und verhaltensbezogenen Süchten (z. B. Kaufsucht, Spielsucht) zumindest teilweise auflöst. Weiterhin wurden die zuvor getrennten Diagnosen von »Missbrauch« und »Abhängigkeit« zusammengeführt.

Unverändert im DSM-5 ist jedoch, dass die Sportsucht keine eigenständige Beschreibung oder Definition erfährt. Stattdessen muss oder sollte sich die Sportsucht in ihren Bestimmungsmerkmalen an den übergeordneten, das heißt grundsätzlichen Kriterien von suchtartigem Verhalten orientieren. Diese Kriterien sind dem DSM-5 nach in elf Facetten beschreibbar. Von diesen elf Facetten sind sieben im Vergleich zur bisherigen Literatur zur Sportsucht (Adams und Kirkby 2002; Allegre et al. 2006; Hausenblas und Symons Downs 2002a) konstant geblieben ( Tab. 2.1). Diese sieben sind die Kriterien Toleranz, Entzugssymptome, Non-Intentionalität, Kontrollverlust, Zeitaufwand, (Sozialer) Konflikt und Beharren/Zwang.

Tab. 2.1: Gegenüberstellung üblicherweise genannter Sportsuchtkriterien (linke Spalte; z. B. Hausenblas und Symons Downs 2002a) und Abhängigkeitskriterien nach DSM-5 (mittlere Spalte).



Anmerkungen: Nach Hausenblas und Symons Downs (2002a) muss bei Vorliegen von drei oder mehr der in der linken Spalte genannten Kriterien eine Sportsucht angenommen werden; in der Neufassung des DSM-5 wird eine Einteilung der Symptomatik in »mild« (2–3 Kriterien), »moderat« (4–5 Kriterien) und »schwer« (mindestens 6 Kriterien) vorgenommen.

Sportsucht und pathologisches Bewegungsverhalten

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