Читать книгу Mild ist die färöische Sommernacht - Ein Färöer-Krimi - Jógvan Isaksen - Страница 12
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ОглавлениеSchmerzwellen wogten durch meinen Kopf. Ich kam langsam wieder zu mir und wünschte, ich fiele erneut in den schmerzfreien Schlaf. Eine ganze Schiffswerft war eingezogen und arbeitete im Akkord.
Ich versuchte aufzustehen, aber da wurde mir schwarz vor Augen. Ich wartete einen Augenblick. Dann erhob ich mich ganz, ganz langsam. Jetzt ging es besser, wenn mich der Schmerz auch lähmte. Zuerst auf die Knie, dann mit den Händen abstützen. Schließlich stand ich aufrecht. Ich massierte mir den Nacken. Er tat weh.
Schwer im Kopf und schwach auf den Beinen versuchte ich, einen Überblick über meine Situation zu bekommen. Das war schnell geschehen. Hugo war tot, und ich war niedergeschlagen worden. Ich schaute auf die Uhr. Es war nach zehn. Ich war eine Stunde ohnmächtig gewesen. Der Täter war natürlich schon lange auf und davon.
Irgendwie mußte ich ihn gestört haben. Ich war ihm in die Quere gekommen. Ob der Kerl Hugo getötet und dabei gemeint hatte, es solle aussehen, als wäre Hugo die Treppe hinuntergefallen? Sicher. Warum sonst wäre ich niedergeschlagen worden, wenn es sich um ein Unglück handelte? Oder war da noch etwas Anderes im Spiel?
Ich bekam nur noch mehr Kopfschmerzen von all diesen Fragen. Ich mochte nicht weiter nachdenken, aber vielleicht sollte ich stattdessen nach oben gehen. Die Treppe führte zu einem Flur, der nicht gerade der größte war. Eine Kommode mit einem Spiegel darüber, ein Mantel und ein Paar einsame Schuhe waren alles, was dort zu finden war.
Ich konnte zwischen zwei Türen und einer Treppe in den 1. Stock auswählen. Ich ging in die Küche. Sauber und ordentlich. Ich schaute in die Schränke und in den Kühlschrank, aber alles sah ganz normal aus.
Im Wohnzimmer war auch nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Es war wie die meisten Stuben auf den Färöern eingerichtet: Sofa, Couchtisch, Sessel, Eßtisch mit vier Stühlen, ein großer Farbfernseher. Etwas mehr Bücher als üblich und nicht nur die Illustrierte Varøin. Zeitungen, färöische und dänische, lagen auf dem Couchtisch. Ein großes Gemälde mit einer gewaltigen Landschaft hing über dem Sofa. Sigmund Petersen ließ sich nicht verleugnen.
Nur eine Sache war anders als in anderen Wohnzimmern: Es gab keine einzige Topfpflanze auf den Fensterbänken, nicht einmal einen Kaktus, aber Hugo hatte wohl kaum viel Wert auf derartige Gemütlichkeit gelegt.
Die Schlafzimmer und das Bad waren oben. Nur Hugos altes Zimmer wurde noch benutzt. Es sah fast aus wie vor 25 Jahren. Eine große Kommode, fast mannshoch, war das erste, was ins Auge fiel. Daneben noch Schreibtisch und Bett.
Auf dem Schreibtisch lag alles Mögliche. In den Schubladen einige Papiere und ansonsten der übliche Mist.
Auf der Kommode stand eine größere Anzahl von Modellen, vor allem Flugzeuge und Schiffe. Das Interesse für Modellbau hatte uns zusammengebracht.
In den Schubladen nur Kleidung.
Ich konnte nichts von besonderem Interesse entdecken. Andererseits hatte ich nicht die geringste Ahnung, wonach ich eigentlich suchte. Etwas, daß die Ereignisse vom letzten Abend erhellen konnte? Wer hatte Hugo umgebracht, falls er umgebracht worden war? Und was war mit Sonja?
Es war mir bisher überhaupt nicht in den Sinn gekommen, die Polizei anzurufen. Erst jetzt kam mir der Gedanke. Eins war sicher: ich hatte genug um die Ohren, als das ich zu jeder passenden und unpassenden Zeit zum Verhör rennen wollte. Aber informiert werden mußten sie nun mal.
Ich ging den selben Weg wieder hinaus. Doch diesmal ohne niedergeschlagen zu werden. Hugo rührte sich nicht. Ich hatte zu viel Respekt vor der Polizei, um seine Taschen zu durchsuchen. Oder vor dem Tod?
Bevor ich die Pforte zur Straße öffnete, schaute ich mich links und rechts um. Dort war niemand. Wahrscheinlich war das Fernsehprogramm noch nicht zuende.
Aus der Telefonzelle rief ich 11448 an, erzählte ihnen, wo ein toter Mann zu finden sei und legte wieder auf.
Ich ging zurück zum Ølankret, um mich zu stärken. Hoffentlich hatte der Barkeeper etwas, das stark genug war, um die Handwerker in meinem Kopf dazu zu bringen, sich eine Weile still zu verhalten.