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Nebel und Sprühregen. Ich stand unter der Dachtraufe des Flughafengebäudes und rauchte eine Zigarette. Da das Flugzeug verspätet war, gab es weder Bus- noch Fähranschluß, und die Reisenden mußten warten. Ich beneidete diejenigen, die ihr Auto am Flughafen stehen hatten und deshalb sofort losfahren konnten. Hugo war einer von ihnen, aber er sah auf dem Weg zu seinem Auto weder nach rechts noch nach links. Als er losfuhr, sah ich, daß sein Auto ein funkelnagelneuer Nissan Bluebird war. Woher um alles in der Welt hatte Hugo Geld für so ein Auto? Er war mit einer Dänin verheiratet gewesen und hatte zwei Kinder, war aber vor kurzen geschieden worden. Das alles konnte nicht gratis sein. Danach war er wieder auf die Färöer gezogen und hatte Arbeit bei einem der wohlhabenderen Ingenieure bekommen, einem derjenigen, die für den Staat bauten. Vielleicht ein Firmenauto?

Nach langem Warten kam endlich der Bus, aber bei Oyrargjógv war die Fähre noch nicht da. Ein großer Teil der Reisenden stieg aus und ging auf dem Anleger herum, Nieselregen oder nicht, ich war unter ihnen. Einige standen zusammen und tranken aus einer Whiskyflasche, von ihnen war lautes Gelächter zu hören. Ich kannte einige flüchtig - die gleichen “Kumpane”, die ich in Kastrup gemieden hatte. Der Tag war sowieso gelaufen, also mischte ich mich mit einer Kognakflasche in der Jackentasche unter die Gruppe.

Als ich abends die Wohnung in der Jóannes Paturssonargøta erreichte, die ich für den Sommer gemietet hatte, war ich leicht beschwipst, und es konnte keine Rede davon sein, jemanden zu besuchen. Zumindest nicht die nächsten Stunden. Ich schmiß die Jacke hin, trat die Schuhe von den Füßen, warf mich aufs Bett und schlief ein.

Um halb neun wachte ich auf. Der Geschmack in meinem Mund war nicht gerade angenehm, er erinnerte an Sägemehl, und ich fühlte mich benebelt. Aber dagegen gab es etwas. Als ich aus der Dusche herauskam und mir die Zähne geputzt hatte, schien die Welt viel freundlicher auszusehen, obwohl die Wohnung im Keller eines Reihenhauses lag und deshalb ziemlich dunkel war. Es roch auch eine Spur muffig, besonders, wenn man die Nase in den Kleiderschrank steckte.

Die Wohnung gehörte einem Freund, der zur See fuhr, aber er war fast nie auf den Färöern. Zwischendurch kam er mal, um seine Familie zu besuchen und im Bierclub vorbeizuschauen, ansonsten verbrachte er seine freien Stunden in Kopenhagen. Ich konnte deshalb seine Wohnung benutzen, so oft ich wollte, und das gefiel mir gut. Ich kam mehrmals im Jahr auf die Färöer und hatte keine Familie in Tórshavn. Nicht einmal einen Vetter oder eine Kusine. Ich hatte keine Eltern mehr, und Geschwister hatte ich auch nicht.

Abgesehen davon, daß die Wohnung dunkel, die muffige Luft schwer und nur das Notwendigste in ihr vorhanden war - darunter natürlich Fernseher und Video - war sie absolut brauchbar. Sie lag zentral, nur einen kurzen Fußweg zu allem in Tórshavn, das Ehepaar, das darüber wohnte, war alt, taub und bekam kaum noch etwas mit, und außerdem bezahlte ich nichts dafür. Ich höre noch das Gelächter meines Freundes, als ich etwas davon murmelte, Miete zahlen zu wollen: “Rutsch mir den Buckel runter! Alle, die so dumm sind und schreiben, haben doch keinen roten Heller. Hau’ bloß ab mit deinen paar Kröten!” Er goß erneut Chivas Regal in unsere Gläser und grinste mich an.

Mild ist die färöische Sommernacht - Ein Färöer-Krimi

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