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5. Kapitel Ein kleines nächtliches Abenteuer

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Von meiner Krankheit erholte ich mich auffallend rasch und konnte daher bald wieder meine Vortragstätigkeit fortsetzen.

Da aber mehrere Vorträge, die ich in Wien hätte halten sollen, wegen meiner Krankheit ausgefallen waren, wurde dieser Ausfall auf eine geschickte Weise wettgemacht. Das geschah so:

Ein Herr aus dem großen Wiener Radiohaus kam zu mir und sagte: „Mehrere Ihrer versprochenen Vorträge sind ja infolge Ihrer Krankheit ausgefallen. Wäre es Ihnen nicht möglich, Ihren Aufenthalt in Wien um einige Wochen zu verlängern, damit Sie diese Vorträge nachholen könnten?“

„Leider ist es mir unmöglich“, erwiderte ich, „denn man wartet auf mich in verschiedenen anderen Gegenden. Nach kurzer Zeit, zum Beispiel, muß ich in der Riedenburg bei Bregenz sein, gleich darauf in Bregenz, dann in Feldkirch, und so weiter. Es tut mir unendlich leid, daß ich Ihren Vorschlag nicht annehmen kann.“

„Ich verstehe Ihre Schwierigkeit“, fuhr der Herr fort, „aber dann möchte ich mit einem anderen Vorschlag kommen, könnten Sie sich nicht heute abend zu uns in das Radiohaus begeben und dort ein paar Vorträge auf unsere Schallplatten sprechen? Diese Vorträge werden wir dann durch ganz Österreich und noch weiterhin verbreiten.“

„Dazu bin ich sehr gern bereit“, erwiderte ich. An demselben Abend fuhr ich nach dem Wiener Radiohaus und gab dort mehrere Erzählungen vor den dortigen Schallplatten zum besten. Diese Erzählungen wurden dann bald darauf nach allen Seiten hin verbreitet.

Kurz nachher verließ ich Wien, um meine Vortragstätigkeit in anderen Gegenden fortzusetzen. Da konnte ich dann zuweilen meine eigenen Erzählungen in den dortigen Radios mit anhören.

Einmal erlebte ich sogar folgenden sonderbaren Fall:

Ich war nach der bekannten Studien- und Erziehungsanstalt Riedenburg in Vorarlberg eingeladen worden.

Zwischen zehn und elf Uhr nachts sollte ich an der Eisenbahnstation Riedenburg absteigen und von dort zu Fuß nach der Anstalt gehen.

Es wurde programmäßig an der genannten Station gehalten. Als ich ausgestiegen war, fuhr der Zug sofort weiter und verschwand bald in der stockfinsteren Nacht.

Da die Gegend mir gänzlich unbekannt war, befand ich mich in der größten Verlegenheit.

An der kleinen Station war es ganz dunkel, und außerdem war kein Mensch dort zu sehen.

Ich stand also hilflos in der finsteren Nacht. Nirgendwo in der Dunkelheit war ein Weg zu entdecken. Von der Riedenburg war keine Hilfe zu hoffen, denn man kannte dort die genaue Zeit meiner Ankunft nicht. Nachdem ich etwa eine Viertelstunde so gestanden und gewartet hatte, entdeckte ich schließlich in der Ferne ein winziges kleines Licht.… Es war das Lämpchen eines Radfahrers, der auf der Landstraße daherfuhr.

Als er nahe genug herangekommen war, rief ich ihn mit lauter Stimme höflich an und bat ihn abzusteigen. Das tat er sofort.

Ich redete ihn mit den Worten an: „Ich bitte Sie um Entschuldigung, mein Herr, können Sie mir nicht sagen, wie ich von hier die Riedenburg erreichen kann?“

Kaum hatte ich diese Worte gesprochen, da hörten wir auf einmal laute Stimmen, die aus der Finsternis bis zu uns drangen.…

Es waren Frauenstimmen.

Unter anderen konnten wir folgende Worte vernehmen: „Aber, Mutter, das ist ja der Nonni, der da gesprochen hat …! Komm doch mit.…“

„Du hast recht, es muß der Nonni sein“, hörten wir die Mutter antworten.

Gleich darauf bewegten sich zwei geheimnisvolle Schatten aus dem Dunkel auf uns zu.…

Voll Erstaunen schaute ich sie an: Es war eine ältere Frau mit ihrer erwachsenen Tochter.

Sie kamen näher zu uns her ins Licht der Fahrradlampe und grüßten uns mit echt österreichischer Höflichkeit.

Die Mutter wandte sich an mich und sagte:

„Es freut mich, Hochwürden, daß ich Sie hier treffe. Wir haben Sie sofort erkannt.“

Sprachlos stand ich da und betrachtete einige Augenblicke die beiden mir gänzlich unbekannten Gestalten.

Schließlich sagte ich: „Aber wie konnten Sie mich erkennen, bevor Sie mich sahen? Ich bin ganz fremd in dieser Gegend und kenne keinen Menschen hier.…“

Lächelnd antwortete die ältere Frau: „Wir brauchten Sie nicht zu sehen. Wir haben Sie an der Stimme erkannt.“

„Aber wie konnten Sie mich an der Stimme erkennen? Wir haben doch nie miteinander gesprochen.“

„Das ist richtig. Aber Sie haben Vorträge in einem Radiohaus gehalten und auch auf Schallplatten dort gesprochen. Das haben wir hier gehört, und deshalb haben wir Sie sofort erkannt, als Sie soeben den Radfahrer herbeiriefen und mit ihm sprachen. — Unser Haus ist hier in nächster Nähe, nur kann man es jetzt wegen der Dunkelheit nicht sehen.“

Nun war mir alles klar.

Wir sprachen noch ein wenig miteinander, und mit Hilfe dieser guten Menschen erreichte ich dann sehr bald die Riedenburg, wo ich mich bei lieben Freunden im besten Wohlergehen einige Tage aufhielt.

Nonnis Reise um die Welt

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