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7. Kapitel „Imperator“ — „Berengaria“
ОглавлениеWie schon mehrere Male angedeutet, nahm ich mir vor, direkt von Europa nach den Vereinigten Staaten Nordamerikas zu fahren. Das sollte die erste Strecke meiner Weltreise sein.
Mit welchem Schiff aber sollte ich diese Überfahrt machen?
Als kleiner Junge hatte ich die Reise von Island nach Dänemark auf einem winzig kleinen Segelschiff gemacht.
Das war siebzig Jahre früher.
Und es war gut so. Denn sonst wäre alles ganz anders gekommen und mein Leben wäre um viele Abenteuer ärmer. Ich hätte nicht so vieles erlebt und hätte darum auch nichts Interessantes erzählen können. Und die Nonni-Bücher wären nicht entstanden. Mir selber würde es jedenfalls leid tun, wenn ich alle die Freuden, die ich jung und alt aller Länder mit meinen Erinnerungen an die abenteuerliche Fahrt mit dem Segler „ Valdemar von Rönne“ gemacht habe, nicht hätte machen dürfen.
Jetzt wollte ich es aber anders machen. Inzwischen hatte die Schiffahrt gewaltige Fortschritte gemacht. Statt eines kleinen Schiffes konnte ich jetzt eines der allergrößten Schiffe wählen.
Die größten Schiffe aber, dachte ich, wird man wohl im Inselreich England finden.
Ich schaute nach und entdeckte bald, daß die damals größten Schiffe der Welt die englische „Queen Mary“ und die französische „Normandie“ waren.
Diese beiden Riesenschiffe waren ganz neu und wurden auch überall als wahre Wunder der Technik angesehen. Hier mußte ich zugreifen, dachte ich.
Ich wandte mich deshalb gleich an die betreffenden Schiffsgesellschaften, die englische und die französische, und fragte, ob noch Platz für einen Reisenden nach Nordamerika zu finden sei.
Sofort erhielt ich die Antwort, daß auf diesen beiden Schiffen für die nächsten fünf Monate alle Plätze schon bestellt seien. Wie merkwürdig! dachte ich, so viele Reisenden nach Amerika.
Da also war guter Rat teuer.… Ich überlegte hin und her Es war aber nichts zu machen: ich mußte auf die beiden prachtvollen Riesenschiffe Englands und Frankreichts verzichten.
Ganz im stillen hatten sich manche meiner älteren Freunde über diese Absagen gefreut. Ich erkannte das aus den Zuschriften, die ich von ihnen erhielt. Diese guten Leute hatten Angst um mich, wegen meines hohen Alters. Daß man mit achtzig Jahren noch Wanderlust haben kann und eine Weltreise beginnen will, ganz allein, schien ihnen unbegreiflich. Aber sie konnten ja nicht wissen, wie es einem Manne zumute ist, der Normannenblut in seinen Adern hat!
Um diesen heimlichen Widerstand zu überwinden, machte ich den Vorschlag, man möge mir einen tapferen Jungen mitgeben, der mir behilflich sein könnte und aus dessen Fragen und Antworten ich wieder zu entnehmen vermöchte, was junge Menschen von heute besonders interessiert. Mit Begeisterung boten sich sofort mehrere Jungen aus der Herderschen Zöglingsfamilie als Begleiter an, wie damals Viktor, der mit mir ging zur Tausendjahrfeier des Things von Reykjavik und der dann kreuz und quer mit mir durch Island streifte. Allein die Eltern dieser Jungen hielten zurück, so daß mir nichts anderes übrig blieb, als die Reise um die Welt allein zu unternehmen. Ich selber hatte nicht die geringste Angst davor; ich fühlte mich ganz sicher in Gottes Hand. Nur davor war mir ein wenig bange, es könnte jemand aus übergroßer Sorge um mein Wohl meine Ordensobern veranlassen, mich selber von der Reise zurückzuhalten.
In aller Eile wandte ich mich daher an eine neue Schiffsgesellschaft in England (weil es inzwischen abgemacht worden war, daß ich von England aus meine Weltreise beginnen sollte) und bestellte eine Fahrkarte nach Newyork mit der „Berengaria“, einem riesengroßen Amerikafahrer, den ich schon etwas näher kannte.
Die „Berengaria“ war 1914 in Deutschland gebaut worden. Sie hatte ursprünglich den Namen „Imperator“ und war das damals größte Schiff der Welt. Mit diesem prachtvollen Schiff wollte ich also die erste Strecke meiner Reise machen, nämlich die Strecke von England nach Neuyork.
Ich hatte aber noch gute Zeit; denn von der „Berengaria“ erhielt ich den Bescheid, daß das Schiff erst nach drei Wochen die Reise von England nach Amerika antreten werde.
So standen mir also bis zur Abfahrt noch drei Wochen frei.