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9. Kapitel Begegnung mit Pariser Jungen

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In Paris hielt ich mich nur einige wenige Tage auf, um, wie schon oben bemerkt, ein paar Vorträge zu halten.

Den einen dieser Vorträge sollte ich am ersten Tag nach meiner Ankunft in einem Saal in der Rue Lafayette halten.

Eine halbe Stunde bevor der Vortrag beginnen sollte, kam ich dort an. Es war am Nachmittag.

Neben dem Versammlungsgebäude war ein geräumiger Hof, wo einige muntere Pariser Gymnasiasten spielten.

Ich trat in den Hof hinein und schaute dem Spiel und dem lebhaften Treiben zu.

Bald kamen einige der fröhlichen kleinen Jungen zu mir her und grüßten mich höflich.

Freundlich erwiderte ich ihren Gruß und fragte sie, wie es ihnen ginge und was sie da täten.

„Wir sind hierher gekommen, um im Saale dort nebenan einen Vortrag zu hören.“

Ohne ihnen zu sagen, wer ich sei, fragte ich die Jungen:

„Wann soll der Vortrag beginnen?“

„Erst nach einer halben Stunde“, erwiderten sie, „deshalb spielen wir hier draußen, bis der Vortrag beginnt, statt in den Saal hineinzugehen und dort zu warten.“

Ich merkte bald, daß keiner von ihnen eine Ahnung davon hatte, daß ich der Vortragende sei.

Zum Spaß fragte ich weiter: „Wer wird aber diesen Vortrag halten?“

Die Jungen schauten zuerst einander an. Dann erwiderte einer der Größeren:

„Es ist der Nonni, der die „Récits islandais“ geschrieben hat.“

„Und wer ist denn dieser Nonni?“ fragte ich weiter.

„Es ist ein isländischer Junge.“

„Ein Junge! Kann denn ein Junge so einen Vortrag halten?“

Wieder schauten sich die Jungen gegenseitig an. Sie schienen nicht recht zu wissen, was sie auf diese Fragen antworten sollten. — Dann aber sagte wieder einer der Größeren: „Er muß es wohl können, denn er hat ja das Buch selber geschrieben, und sein Name steht auf den Flugzetteln, die heute verteilt worden sind.“

Ich hatte Spaß an diesem kleinen unschuldigen „Qui pro quo“, wie die Franzosen so eine verworrene Verwechslung nennen.

„Aber wie alt mag wohl dieser Nonni sein?“

„Er wird wohl etwas über 12 Jahre alt sein“, erwiderten sie.

Es wurde immer schwieriger. Ich dachte schon daran, mich nun doch endlich den guten Jungen bekannt zu machen. Um das aber einzuleiten, sagte ich: „Aber sollte dieser Nonni nun doch am Ende jetzt nicht etwas älter geworden sein …?“

„Nein, nein!“ protestierten die Kinder. „Er ist nur zwölf Jahre alt. Es steht im Buch, und wir haben es gelesen.“

Jetzt wurde geläutet … Ich schaute auf meine Uhr. Es war Zeit. Ich mußte in den Saal

Ohne mich zu verraten, nahm ich Abschied von den Kindern und begab mich in den Vortragssaal, um meinen Vortrag zu halten.

Eine gute Stunde später, als ich mit dem Vortrag fertig war und nach Haus zurückfahren wollte, fiel ich auf der Hauptstraße vor dem Vortragssaal wieder in die Hände meiner kleinen Freunde von vorher.

Sie erkannten mich sogleich und riefen einander zu: „Kommt schnell, der Nonni ist wieder da.“

In einem Nu war ich umringt von denselben Jungen und von vielen anderen, die hinzugekommen waren.

Es gelang mir, mit der ganz kleinen Bande aus der Volksmenge der großen Straße in ein Nebengäßchen hineinzuschlüpfen.

Hier umringten mich die lustigen kleinen Pariser wieder. Und nun regnete es nur so Fragen und Ausrufe aller Art.

„Sie sind der Nonni selber. Wir haben Sie gleich erkannt. — Besonders als Sie auf der Bühne zu sprechen anfingen, da haben wir Sie alle wieder erkannt.“

Ich wollte zu Wort kommen, es war aber vorläufig unmöglich.

Alle sprachen und riefen durcheinander und zu gleicher Zeit.

Schließlich gelang es mir doch, die bewegliche und feurige kleine Schar durch Gesten ein wenig zu beruhigen. Und als ich zu Worte kommen konnte, sagte ich:

„Aber Kinder, was soll ich nun da machen? Ihr habt mir ja vorher auf dem Hof gesagt, daß der Nonni ein kleiner zwölfjähriger Junge sei. Dann müßte ich ja selber zu zweifeln anfangen, wer ich eigentlich bin. — Ich bin jetzt achtzig Jahre alt. Der Nonni aber soll zwölf Jahre alt sein! Was soll das aber bedeuten? Und was sollen wir darüber sagen? Und wie ist denn das zu verstehen?“

Jetzt wären die Jungen wahrhaftig bald an mir irre geworden. Die Kleinen standen ratlos da und wußten nicht, was sie sagen sollten.

Da löste auf einmal einer der Großen den schwierigen Knoten.

Er sagte: „Der Nonni hat sehr wahrscheinlich die ganze Geschichte der ‚Récits islandais‘ früher erlebt. Nachher ist er denn älter geworden und schließlich so alt, wie er jetzt ist.“

Jetzt ging allen ein Licht auf, den Kleinen wie den Großen, und endlich wurden alle davon überzeugt, daß der Nonni der „Récits islandais“ viel jünger war als der jetzige Nonni.

Diese Ansicht versuchte auch ich geltend zu machen.

Und so gelang es schließlich, die ganze Schwierigkeit zu lösen.

Nonnis Reise um die Welt

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