Читать книгу Bergbaukonflikte in Cajamarca, Peru, und gesellschaftlichpolitische Entwicklung - Josef Lustenberger - Страница 26
3.3 Primäre Informationsquellen: Berichte und schriftliche Quellen
ОглавлениеIch habe für die Recherche schriftliche Quellen verschiedener Herkunft gelesen und ausgewertet. In diesem Unterkapitel bespreche ich die wichtigsten dieser Quellen.
Die Berichte der Defensoría del Pueblo (DP) bilden die Grundlage für die Geschichte der Konflikte zwischen Minera Yanacocha, staatlichen Stellen und der lokalen Bevölkerung.51 Die Defensoría del Pueblo veröffentlicht diverse periodische Berichte zu sozialen Konflikten in Peru. Zeitweise veröffentlichte die DP tägliche oder wöchentliche Berichte, seit 2004 regelmässig und ohne Unterbruch einen monatlichen Bericht. Dazu kommt der jährliche Bericht zuhanden des Parlaments und Sonderberichte zu besonderen Aspekten sozialer Konflikte in Peru. Die Berichte sind – technische Probleme vorbehalten – über die Internetseite der Institution zugänglich.52
Um die Konflikte zwischen Minera Yanacocha und der Bevölkerung von Cajamarca zu rekonstruieren, wertete ich die monatlichen Berichte aus. Der erste Bericht erschien im Mai 2004; er umfasst knappe 11 Seiten, die nur spärliche Angaben zu den registrierten Vorfällen enthalten. Die Defensoría del Pueblo hat die Berichte im Verlaufe der letzten zwölf Jahre stark erweitert, dazu hat sie die Berichte mit statistischen Angaben und konfliktsoziologischen Kategorisierungen ergänzt. Der monatliche Bericht vom Februar 2016 umfasst 121 Seiten, die neben den Berichten über die verschiedenen sozialen Konflikte diverse Statistiken und Grafiken enthalten.
Die Defensoría del Pueblo registriert soziale Konflikte und informiert die Öffentlichkeit. Die über Internet verbreitete Information soll eine Warnung an Politik und Verwaltung, an beteiligte Firmen, an zivilgesellschaftliche Organisationen, an die Medien und an die Gesellschaft allgemein sein. Das Ziel ist, die Konflikte innerhalb des gesetzlichen Rahmens und im Dialog anzugehen; Eskalation in Gewalt soll vermieden werden.
In den monatlichen Berichten werden die Beiträge von den 28 regionalen Büros und den 10 thematischen Modulen der Defensoría del Pueblo zusammengestellt. Die regionalen Büros der Defensoría del Pueblo garantieren unmittelbaren Zugang zu relevanten Informationen, was in einem Land wie Peru ein wichtiges Kriterium für Glaubwürdigkeit ist. Die Informationen stammen aus verschiedenen Quellen, die wichtigste ist die Nachfrage bei den Akteuren der betreffenden Konflikte.
Zur Ergänzung habe ich die Berichte des Observatorio de Conflictos Mineros in Peru gelesen. Seit Dezember 2007 gibt der Observatorio de Conflictos Mineros en el Perú halbjährlich einen Bericht über Bergbaukonflikte im Lande heraus. Die Berichte sind über die Internetseite der Organisation CooperAcción verfügbar.53 Der Observatorio de Conflictos Mineros en el Perú ist ein Medium der Nichtregierungsorganisationen CooperAcción, FEDEPAZ und GRUFIDES. Der Observatorio de Conflictos Mineros en el Perú ist Teil des Lateinamerika umfassenden Observatorio de Conflictos Mineros de América Latina (OCMAL), der über 40 Organisationen in Lateinamerika umfasst, die sich kritisch oder ablehnend mit dem Bergbau auseinandersetzen. Die lokalen oder nationalen bergbaukritischen Organisationen gründeten den kontinentalen Observatorio de Conflictos Mineros de América Latina im Jahre 2006.54
Neben der Lektüre dieser Berichte über Bergbaukonflikte konnte ich zahlreiche heterogene schriftliche Quellen ansehen und auswerten. Ich durfte im Sommer 2011 das private Archiv von Herrn Reinhardt Seifert benutzen. Seifert war von 2002 bis 2007 Präsident der Frente de Defensa Ambiental von Cajamarca, also während der Konflikte um den Cerro Quilish 2004, und ist bis heute ein Protagonist im Widerstand gegen Minera Yanacocha. Dazu kommt seine langjährige professionelle Erfahrung als Hydrologe. Die anfallenden Dokumente hat er über Jahre gesammelt und geordnet. Das Archiv umfasst Dokumente unterschiedlichster Gattungen wie Gutachten, Zeitungsberichte, Aufrufe zu Demonstrationen, Briefe etc. und ist grob nach Ereignissen geordnet. Eine Mappe umfasst etwa 10 cm Papier, ich sichtete den Inhalt von etwa 15 Mappen.
Zur Ergänzung des vorliegenden Materials zog ich Presseartikel heran. Dabei lassen sich unterschiedliche Typen unterscheiden: a) Die lokalen Zeitungen von Cajamarca. b) Die beiden grossen nationale Zeitungen La República55 und El Comercio56. In La República sind vor allem die Kommentare peruanischer Intellektueller zum Thema interessant. Lokale und nationale Zeitungen ha-be ich nicht systematisch auf relevante Artikel durchsucht. c) Die NZZ berichtet als einzige Tageszeitung der Schweiz gelegentlich über die Bergbaukonflikte in Peru und speziell in Cajamarca.