Читать книгу Bergbaukonflikte in Cajamarca, Peru, und gesellschaftlichpolitische Entwicklung - Josef Lustenberger - Страница 27

3.4 Qualitative Inhaltsanalyse

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Ich wertete die Expertinnen- und Experteninterviews mit der qualitativen Inhaltsanalyse aus, wie sie Jochen Gläser und Grit Laudel entwickelten.57 Die qualitative Inhaltsanalyse der Expertinnen- und Experteninterviews erfüllt die Ansprüche an sozialwissenschaftliches Arbeiten.58

a) Ich berücksichtigte das qualitative empirische Material gleichberechtigt. Ich werte in einem systematischen Vorgehen das gesamte Material aus, das sind in meinem Fall die transkribierten Expertinnen- und Experteninterviews. Die Beziehungen zwischen den Bergbaukonflikten und der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung sind umstritten. Bergbaukritikerinnen und -kritiker und Bergbaubefürworterinnen und -befürworter beurteilen die Auswirkungen der Bergbaukonflikte auf die gesellschaftliche und politische Entwicklung unterschiedlich. Gerade deshalb ist es wichtig, in der Auswertung der Expertinnen- und Experteninterviews die unterschiedlichen Meinungen gleichberechtigt zu berücksichtigen. Der gleichberechtigten Auswertung darf und muss ein Abwägen bei Widersprüchen folgen; Kriterium ist die Plausibilität, die ich entsprechend begründe.

b) Das Vorgehen ist theoriegeleitet. Die theoretischen Vorüberlegungen bilden mit den dabei abgeleiteten Variablen und Annahmen über Kausalmechanismen die Grundlage für die Auswertung der Expertinnen- und Experteninterviews. So schaffe ich einen definierten Zusammenhang zwischen dem Vorwissen in Form von Theorien und Phänomenen und den die Untersuchung strukturierenden Auswertungskategorien. Dieser definierte und nachvollziehbare Zusammenhang macht die gewonnenen Erkenntnisse anschlussfähig an bereits vorhandene Theorien. Ich habe meine Auswertungskategorien während der Extraktion ergänzt, nicht aber vollständig aufgegeben. Auf diese Weise bilden die theoretischen Vorüberlegungen den Hintergrund für den gesamten Auswertungsprozess.

c) Die Untersuchung wird dem Prinzip der Offenheit gerecht. Die Handhabung des Kategoriensystems ist in zweierlei Hinsicht offen. Erstens lege ich die Merkmalsausprägungen der Kategorien nicht im Voraus fest, sondern beschreibe sie frei verbal. Ich stelle also offene und nicht geschlossene Fragen. Zweitens ergänze ich das Kategoriensystem während der Extraktion, wenn relevante Informationen auftauchen, die nicht in die vorhandenen Kategorien passen. Ich habe jedoch keine Kategorien entfernt. Auf diese Weise stelle ich sicher, dass die theoretischen Vorüberlegungen während der ganzen Auswertung präsent sind.

d) Das schrittweise und systematische Vorgehen entspricht dem Prinzip des Verstehens als Basishandlung sozialwissenschaftlicher Forschung. Es ist möglich, die Schritte der Auswertung, die von den transkribierten Interviews zu den Antworten auf die Forschungsfrage geführt haben, aufzuzeigen und zu diskutieren. Darüber hinaus dokumentiere ich die Ergebnisse der einzelnen Schritte.59

Das Vorgehen der qualitativen Inhaltsanalyse umfasst drei Schritte: die Extraktion, die Aufbereitung und die Auswertung und Darstellung der Informationen.

1. In der Extraktion entnehmen Forscherinnen und Forscher die für die Beantwortung der Forschungsfragen relevanten Textstellen aus dem vorliegenden empirischen Material.60 Sie trennen die Extraktionsergebnisse vom ursprünglichen Text, in dieser Arbeit von den Expertinnen- und Experteninterviews. Dabei reduzieren sie die Informationsfülle und strukturieren die Information gemäss den Untersuchungsfragen. Die Kategorien, die die Extraktion leiten, bauen auf den theoretischen Vorüberlegungen auf, genauer auf den Untersuchungsvariablen oder Einflussfaktoren und den Hypothesen über die Kausalmechanismen, die die Variablen verbinden. Das Kategoriensystem ist offen und Forscherinnen und Forscher können es während der Untersuchung anpassen. So habe ich zum Beispiel die Kategorie Konfliktkultur erst später während der Extraktion hinzugefügt. Oder ich habe der Kategorie Zivilgesellschaft eine grössere Bedeutung gegeben.

Die Extraktionsergebnisse versehen Forscherinnen und Forscher mit einer Quellenangabe, mit der es immer möglich bleibt, auf den ursprünglichen Text zurückzugehen. Die Quellenangabe begleitet die Informationen auch bei der folgenden Aufbereitung, der Auswertung und der Darstellung er Ergebnisse.

Forscherinnen und Forscher beschreiben die Merkmalsausprägungen verbal. Sie ordnen die Daten also auf einer Nominalskala ein. Die „Skala“, hier die Liste der Ausprägungen, entsteht während der Extraktion.

2. In der Aufbereitung bearbeiten die Forscherinnen und Forscher die Rohdaten weiter, jetzt unabhängig vom ursprünglichen Text. Sie fassen die Informationen zusammen, prüfen sie auf Redundanz und Widersprüche und sortieren sie schliesslich nach Kriterien, die für die Auswertung relevant sind.

Ich erledigte die Aufbereitung der Daten zusammen mit der Auswertung und Darstellung. Dabei verzichtete ich darauf, die Informationen in den Extraktionstabellen nach relevanten Kriterien zu sortieren. Weil ich die Variablen mit allgemeinen handlungstheoretischen Überlegungen in Dimensionen gegliedert hatte, fehlten mir die übereinstimmenden Kriterien, die erlaubt hätten, die einzelnen Zeilen der Tabellen nach bestimmten Begriffen oder Zahlen in MS Word neu anzuordnen.

3. Die Auswertung und Darstellung der Ergebnisse entziehen sich einem Handlungsmuster. Die in der Extraktion gemachten Kategorien konnte ich oft nicht als Kapitel oder Unterkapitel übernehmen, sondern verwendete die Extraktionsergebnisse in verschiedenen Kapiteln und Unterkapiteln weiter.61

Bergbaukonflikte in Cajamarca, Peru, und gesellschaftlichpolitische Entwicklung

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