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Die philosophischen Werke

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Der Tod seiner Tochter bedeutete auch eine Krise im Denken Ciceros. Er wurde zum Anlass, die großen Theorien kritisch zu überprüfen. Nie war Cicero philosophisch so produktiv wie in den Monaten nach Tullias Tod. Er betäubte seinen Kummer in einer ungeheuren Arbeitswut, die ihm fast keine Zeit zum persönlichen Grübeln übrigließ. Die lateinische Literatur verdankt dieser übermenschlichen »Trauerarbeit« einige ihrer besten Bücher, inhaltlich wie stilistisch. Es darf nicht vergessen werden, dass die Grammatik und Stilistik der lateinischen Sprache wesentlich auf den Werken Ciceros und Cäsars beruhen. Ciceros Reden und Abhandlungen bilden das Rückgrat der Latinität, er schuf die klassische lateinische Sprache, die für Jahrhunderte gültig blieb.

Schon am 16. Mai kehrte Cicero wieder nach Tusculum zurück, wo die Erinnerung an die letzten Tage Tullias keine unerträgliche Qual mehr darstellte. Er nahm eine ganze Reihe von philosophischen Abhandlungen in Angriff, die »Academica«, »De finibus bonorum et malorum«, und vor allem die »Tusculanae disputationes«, die er schon am 29. Mai begann. Das erste der fünf Bücher handelt vom Tod, das zweite vom Schmerz, das dritte vom seelischen Leiden, alles Themen, die Cicero jetzt, nach dem Verlust Tullias, mit besonderer Betroffenheit untersuchte und ergründete. Die im selben Jahre geschriebenen Bücher über die Natur der Götter (»De natura deorum«) und über die Weissagungen (»De divinatione«) offenbaren ebenfalls das Interesse Ciceros, sich mit metaphysischen Fragen auseinanderzusetzen und für sein Denken, für seine Weltanschauung neue Grundlagen zu finden. Er schuf eine Synthese der jüngeren griechischen Philosophen und wirkte so, besonders als Vermittler ihrer Ethik, auf die ersten christlichen Jahrhunderte.

Requiem für ein Kind

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