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Ein Ort, wo es keinen Schmerz mehr gibt

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Timoxena war erst zwei Jahre alt, als der Tod sie hinwegraffte. Aus elterlicher Sicht war sie um die schönsten Lebensgüter betrogen worden, um Liebe, Ehe und Mutterschaft. Als Philosoph und Psychologe jedoch relativiert Plutarch diesen Verlust, indem er den Standpunkt des Kindes selbst einnimmt, das jetzt in einem schmerzlosen Zustand weilt und das nicht entbehrt, was es weder gekannt noch besessen hat.

»Bedauerst du aber unsere Tochter vielleicht darum, weil sie ehelos und kinderlos aus dem Leben ging, so kannst du dich andrerseits wieder darüber freuen, dass du jener beiden Vorzüge nicht hast entbehren dürfen. Denn es ist nicht so, als ob diese Güter für die, welche dieselben verlieren, großen Wert hätten, und nur geringen für die, welche sie besitzen. Unsere Tochter aber, welche sich an einem Ort befindet, wo es keinen Schmerz mehr gibt, braucht uns keine Sorge zu machen; denn wie sollte uns von ihr aus etwas Schlimmes zukommen, wenn sie selbst keinen Kummer mehr hat; verliert ja auch der Verlust großer Güter seinen Stachel, wenn man dahin kommt, wo man sie nicht mehr braucht. Deine Timoxena aber hat nur einen unbedeutenden Verlust erlitten, denn sie hat nur Unbedeutendes gekannt und an Unbedeutendem Freude gehabt; was aber ihrer Empfindung, ihren Gedanken und ihrem Willen ferne lag, wie sollte man sagen können, sie habe dies verloren?«

Requiem für ein Kind

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