Читать книгу Bern - eine Wohlfühloase? - Jürg Steiner - Страница 8

Der rot-grüne Planet

Оглавление

Wie die Linke zuerst die Stadt belebt und dann das urbane Lebensgefühl bewirtschaftet

Am 6. Dezember 1992, dem Tag, an dem die Schweiz Nein zu einem Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sagte und in der Stadt Bern das rot-grüne Zeitalter begann, genau an diesem Sonntag tauchte die Live-CD «Wintertour» der Berner Rockband Züri West erstmals in den Albumcharts der offiziellen Schweizer Hitparade auf. «Wintertour» war ein Album mit Fotos in Schwarzweiss. Man sah die Band fröstelnd im Schneetreiben, unterwegs in den Bergen, lümmelnd in einer Turnhalle. Die Songs von Sänger Kuno Lauener, sie handelten vom geplatzten Traum, aus Bümpliz nach Casablanca abzuhauen. Von einem Mann, der traurig war wie ein Saxofon, nachdem die Freundin das Weite gesucht, aber ihren Duft auf dem Kopfkissen hinterlassen hatte. Und vom sehnsüchtigen Gefühl, «wenn i z’bärn am fänschter schtah und d’sunne grad im meer versinkt».

Manchmal klang in den Liveaufnahmen die junge, kochende Wut der bleiernen achtziger Jahre an. Züri West vertonte sie im Lied «Flachgleit» über die Räumung des Hüttendorfs Zaffaraya, damals auf dem Gaswerkareal im Mattequartier, oder in «Hansdampf», dem Song zur Besetzung der Dampfzentrale. Lauener besang auf «Wintertour» das traurige, schwermütige Bern der Vor-Handy-Zeit. Eine Stadt, in der man an kalten Abenden am Küchentisch Carambole spielte und hoffte, die Frau gegenüber bleibe da über Nacht. Ein unharmonisches Bern der einsamen Herzen, der hoffnungsvollen Träume, der getrennten Welten.

Bern - eine Wohlfühloase?

Подняться наверх