Читать книгу Die europäische Integration - Jürgen Elvert - Страница 21

E

Оглавление

Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi (1894–1972) aus einer habsburgisch-französischen Familie stammender Schriftsteller, Politiker und Gründer der „Paneuropa-Union“ 1923/1924. Mitglieder waren unter anderem Albert Einstein, Thomas Mann und Konrad Adenauer. 1938 Emigration in die Schweiz und anschließend in die USA, in New York Professor für Geschichte. 1950 erhielt er den ersten internationalen Karlspreis der Stadt Aachen, im selben Jahr unterbreitete er dem Europarat seinen Entwurf für eine Europäische Flagge, 1955 schlug er Beethovens Vertonung von Schillers Ode an die Freude als neue Europäische Hymne vor. Bereits im Jahre 1931 hatte Coudenhove in einem Schreiben an Heinrich Brüning eine Rechtsangleichung der europäischen Staaten mit einem Bundesgericht gefordert und für die Aufnahme der Türkei in den von ihm avisierten paneuropäischen Bund plädiert.

Andere Pläne zur Neuordnung Europas aus der Zwischenkriegszeit

Sowohl der Briand-Plan als auch das Zollunionsprojekt als Beispiele nationaler Interessenpolitik unter dem Deckmantel europäischer Initiativen unterstreichen das Schicksal aller demokratischen Europa-Konzepte der Zwischenkriegszeit. Unabhängig davon, ob sie eine politische Föderation oder eine Wirtschaftsgemeinschaft unterstützten, ob sie Handelshemmnisse abbauen wollten oder dem Pazifismus verpflichtet waren, mussten sie letztlich vor dem nationalstaatlichen Egoismus kapitulieren. Dieser förderte stattdessen bevorzugt solche Initiativen, die die Stärkung einzelner Nationalstaaten im europäischen Mächtekonzert anstrebten, was implizit zugleich zu Lasten konkurrierender Mächte ging. So unterstützte die französische Regierung Anfang der 30er Jahre gezielt Pläne zur Schaffung einer mitteleuropäischen Staatengemeinschaft, die als Gegengewicht zum erstarkenden Deutschen Reich wirken sollte. Die Reichsregierung setzte hingegen alles daran, um, in bewusster Bezugnahme auf die Mitteleuropapläne der Kriegsjahre, den eigenen Einfluss in Ostmittel- und Südosteuropa mit ökonomischen Mitteln zu fördern. Dabei konnte sie sich auf eine Vielzahl von Initiativen berufen, die seit Anfang der 20er Jahre besonders in rechtsintellektuellen antidemokratischen Kreisen entstanden waren und einen Neuordnungsauftrag des Deutschen Reiches für Mitteleuropa formuliert hatten. Das Recht dazu glaubten sie aus einer vermeintlichen „Sonderstellung“ ableiten zu können, die das in der Mitte Europas liegende Reich als Kulturträger dieses Raumes ihrer Meinung nach besaß. Nach der „Machtergreifung“ mutierten solche Konzepte dann oftmals zu Argumentationshilfen für die rassenideologisch und pangermanisch verbrämte Forderung der Nationalsozialisten nach einer kontinentalen Neuordnung.

Nationalsozialistische Neuordnungsziele

Die von den Machthabern des „Dritten Reiches“ angestrebte „neue Ordnung“ Europas hatte indes mit den europäischen Entwürfen, auch mit den meisten Mitteleuropakonzepten der 20er Jahre, nichts mehr gemein. Im Gegenteil – hatten selbst die meisten mitteleuropäischen Denkmodelle aus rechten antidemokratischen Kreisen der Weimarer Republik dem neu zu gestaltenden Raum noch föderative Strukturen zugestanden, ging das nationalsozialistische Ordnungsmodell von der Schaffung eines zentralistischen „großgermanischen Reiches“ aus. Es handelte sich nur noch um die Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie eine Erweiterung der deutschen Außengrenzen erreicht werden konnte, so wie es Hitler in seiner programmatischen Forderung nach einer Vergrößerung des Lebensraums für das deutsche Volk schon Mitte der 20er Jahre gefordert hatte. In den entsprechenden Passagen von „Mein Kampf“ war auch nachzulesen, dass diese Vergrößerung nötigenfalls mit Gewalt vorgenommen werden sollte.

Die europäische Integration

Подняться наверх