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ОглавлениеJean Monnet (1988–1979) 1920 bis 1923 stellvertretender Generalsekretär des Völkerbundes. 1943 Übernahme des Amtes des Staatskommissars für Ernährung, Rüstung und Wiederaufbau im französischen Befreiungskomitee in Algier. 1946 Leiter des neu eingerichteten Planungsamtes in Frankreich. 1950 Präsident der Pariser Schuman-Plan-Konferenz, die zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) führte. 1952 bis 1954 Präsident der Hohen Behörde der Montanunion. 1953 Auszeichnung mit dem Karlspreis der Stadt Aachen.
De Gaulles Haltung zu einem britischen Europaengagement während des Zweiten Weltkriegs
Möglicherweise wurzelte die Skepsis de Gaulles in der Erkenntnis, dass Großbritannien aufgrund seiner imperialen Interessen ebenso wie angesichts der großen Bedeutung, die London den Beziehungen zu den USA beimaß, ein entschlossenes europäisches Engagement schwer fallen würde. Dabei konnte sich die europäische Bewegung auch in Großbritannien auf durchaus zahlreiche einflussreiche Förderer berufen. Diese waren in der „Federal Union“-Bewegung organisiert, die nach dem Abschluss des Münchener Abkommens (1938) gegründet worden war, binnen kurzem mehr als 10.000 Mitglieder vornehmlich aus dem universitären und politischen Bereich gewonnen hatte und sich mit Nachdruck für eine föderative Neuorganisation Europas einsetzte. Auch hatte de Gaulle als Beauftragter des französischen Kriegsministeriums im Juni 1940 persönlich an einer anglo-französischen Bundesinitiative mitgewirkt. Diese war zwar zunächst primär zur Abwehr der drohenden deutschen Kriegsmaschinerie konzipiert worden, doch hätte sie im Falle ihrer Realisierung nach Kriegsende zweifellos als Kern einer anglo-französischen Union dienen können, zumal eine solche Möglichkeit auf beiden Seiten des Kanals von maßgeblichen Politikern ernsthaft in Betracht gezogen wurde. Die Unterzeichnung des deutsch-französischen Waffenstillstandsabkommens durch die französische Regierung markierte allerdings das Ende dieser Initiative. Auf ihrer Suche nach Verbündeten im Kampf gegen Hitler-Deutschland blieb der britischen Regierung nun gar nichts anderes mehr übrig, als jenseits des Atlantiks um Unterstützung nachzusuchen.
Die „one-world-policy“ Roosevelts
Das Eintreten der USA in den europäischen Kriegsschauplatz und die kriegsentscheidende Rolle, die nicht nur die Regierung Churchill diesem Schritt beimaß, unterstrich erneut den machtpolitischen Bedeutungsverlust der europäischen Nationalstaaten: Ohne nordamerikanische Hilfe war an eine Bezwingung des „Dritten Reiches“ nicht zu denken. Mochte Winston Churchill anfangs noch gehofft haben, mit nordamerikanischer Unterstützung den eigenen Weltmachtstatus bewahren zu können, musste er spätestens im Oktober 1943 erkennen, dass seine auf eine europäische Neuordnung im Sinne eines föderativen Systems zielenden politischen Konzepte nicht mehr gegen den Willen Washingtons durchsetzbar waren. Seinerzeit war er öffentlich für die Gründung eines europäischen Staatenbundes unter britischer Führung und unter Ausschluss der Sowjetunion eingetreten. Der amerikanische Präsident hatte hierin aber lediglich den Versuch der Restauration einer in unterschiedliche Machtblöcke unterteilten Welt gesehen, die bereits in ihrem Keim die Saat künftiger Weltkriege in sich trug. Als Alternative dazu wollte Franklin D. Roosevelt allein sein Konzept der „one world policy“ gelten lassen. Nur eine globale politische Neuordnung, wie sie bereits in der Atlantik-Charta vom August 1941 in groben Umrissen skizziert worden war, schien ihm einen Ausweg aus der zwischenstaatlichen Anarchie der Nationalstaaten mit ihren verhängnisvollen Folgen aufzuzeigen. Im Rahmen eines solchen Konzepts konnte eine wie auch immer gestaltete europäische Föderation nur eine nachgeordnete Rolle spielen, während der Mitwirkung der Sowjetunion eine zentrale Bedeutung zugekommen wäre. Schließlich war der UdSSR neben den USA, China und Großbritannien die Rolle eines der vier Weltpolizisten zugedacht, die in diesem globalen Sicherheitssystem für Ordnung sorgen sollten.