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Das gelblich grüne Kahle Bruchkraut wächst in Pflasterfugen besonders gut.

KAHLES BRUCHKRAUT

Herniaria glabra

Familie der Nelkengewächse

(Caryophyllaceae)

Heute viel häufiger als noch um 1980 ist das platt wie eine Briefmarke in Erscheinung tretende Kahle Bruchkraut (Herniaria glabra), standesgemäß in gelblichem Grün. Stets eine Da-gehe-ich-immer-hin-Pflanze. Dieses eigentümliche Nelkengewächs, von vielen achtlos für belangloses Moos gehalten, habe ich in meinem Leben bestimmt schon 300 Mal fotografiert. Bahnsteige, Laderampen, sandige Wege in Heidelandschaften, ältere Sandgruben und selbst private Pflasterzufahrten werden nicht verschont. Da kann dieser luftig-lustige Pflasterhocker auch mal in Bataillonsstärke auftrumpfen. Das sorgt mancherorts leider für Verdruss, aber liebe Leute: Dieses beispiellose, fünf bis 50 Zentimeter breite Kahle Bruchkraut ist eine flatschenartige Zierde, von dem weder Beulen an Karossen, platte Fahrradreifen oder Stolperkanten auf dem Weg zur Haustür ausgehen. Sie können ganz entspannt sein, treten Sie lieber ein paar Meter zurück und beobachten dieses niedliche Gewächs konkurrenzarmer, weil artenarm-lückig bewachsener Zonen. Am besten betrachten Sie es mit der Lupe, denn es besitzt gar keine oder nur sehr kurze Blütenblätter und fällt durch zehn gelblich-grüne Staubgefäße auf. Was sollte diese Art auch mit aufwendigen Blüten, die dann noch Bienen anlocken könnten. Die wären doch durch Tritt auf der Stelle tot. Da reicht bereits die Kraft des Windes zur Verbreitung dieses früher einjährigen, heute hin und wieder zwei- bis mehrjährigen Grüngelblings. Die Klimaerwärmung lässt grüßen, ganze Arten ändern ihren Lebenszyklus, gar ihren Habitus, passen sich den neuen hitzigen, zumindest weniger frostigen Gegebenheiten im Herbst und Winter an.

»Herniaria« ist abgeleitet von lat. hernia = Leistenbruch, ein Hinweis für die frühere Nutzung dieser Pflanze, vor allem als Umschläge zur Vermeidung von Bruch-Operationen bei Kindern.

Ferner wurde das Kahle Bruchkraut auch noch Christenschweiß, Dürrkraut, Glattes Tausendkraut, Harnkraut, Jungfernkraut, Kuckucksseife, Nierenkraut, Passionsblümchen, Tausendkern oder Tausendkorn genannt. Die Saponine enthaltende (diese selbst produzierten chemischen Substanzen wirken antibakteriell) und sogar essbare Pflanze (schmeckt scharf und etwas salzig) wird wirkungsvoll bei Harnwegsleiden (Blase, Niere) verwendet. Da ist ja nun für jeden etwas dabei, denn hier kommt die Signaturenlehre ins Spiel, nach der man einst meinte, den Gewächsen bereits ansehen zu können, wozu sie gut sind. Und da das Bruchkraut brüchig sein kann, hatte man so ein Mittel gegen Brüche gefunden. Bekanntlich versetzt der Glauben ja ganze Berge.

Der Pflanzenretter

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