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Das Ende der Welt

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Beim Abendbrot berichtete Klara wie erwartet fröhlich von ihren guten Noten. Nur eine Zwei, was hieß, dass alles andere Einser waren, bis auf Sport, aber das zählte bei ihr nicht. Und natürlich kam es, wie es kommen musste. Klara fing danach an, Elisabeth zu löchern, was sie denn für Noten hätte. Eine Weile sagte diese nichts und stopfte alles auf dem Tisch in sich hinein, dessen sie habhaft werden konnte, aber nichts davon machte sie richtig satt. Klara bemerkte offenbar nicht, dass ihre Eltern ständig Blicke tauschten. Ihr Vater sah besorgt aus, aber ihre Mutter schaute immer wieder genau auf Elisabeth, ganz so, als würde sie jedes Stück in ihrem Mund zählen. Erst als es nichts mehr zu essen gab, konnte sie ihrer Schwester nicht mehr ausweichen. Immer noch hungrig, wollte sie schon aufstehen, aber ihre Mutter bestand auf eine Familienansprache. Das Gute daran war, dass Elisabeth schon wusste, was jetzt kam, und sich so in allen Einzelheiten an den immer mehr entgleisenden Gesichtszügen von Klara ergötzen konnte. Das anschließende Streitgespräch wurde nach einer ganzen Weile von Emilia Wollner mit einem Machtwort beendet und beide Kinder auf ihre Zimmer geschickt. Klara ging unter Protest, der so laut ausfiel, dass Elisabeth ihn noch oben in ihrem Zimmer hören konnte.

Am anderen Morgen erwachte Elisabeth ganz früh. Wieder hungrig schlich sie nach unten zum Kühlschrank, nur um ihre Mutter bereits beim Packen vorzufinden. Emilia Wollner hatte dunkle Augenringe und schien geweint zu haben. Unter ihren Blicken nahm sich Elisabeth nur eine Banane und wollte sich gerade wieder aus der Küche trollen, als ihre Mutter ihr mit einem Löffel und einer nur allzu bekannten Bügelflasche in der Hand den Weg abschnitt. Sie nötigte ihr einen ganzen Esslöffel von dem Zeug auf, bevor sie sie vorbeiließ. Danach verflog Elisabeths Hunger sofort. Sie nahm die Banane mit nach oben und begann zu packen. Es hatte keinen Zweck, mit ihrer Mutter zu diskutieren. Das hatte noch nie etwas gebracht.

Trotz des frühen Packens dauerte es bis fast drei Uhr nachmittags, bis sie alles eingeladen hatten und losfahren konnten. Ein Umzugsunternehmen mit insgesamt sechs Mann tauchte auf und bekam von Michael Wollner den Schlüssel und genaue Anweisungen, was sie wie einpacken sollten.

Auf der Fahrt aus der Stadt hielten sie noch an einem Bioladen und kauften einige Dinge zum Essen. Klara, die seit dem Einsteigen nur gezetert hatte, verweigerte jeden Bissen, worauf Elisabeth sich auch ihr Essen schnappte, nachdem sie die eigene Portion eilig aufgegessen hatte.

Als sie schließlich auf dem Messeschnellweg Richtung Hildesheim fuhren, gab es auch diese Portion nicht mehr und Elisabeth bekam noch einen Löffel von der Medizin. Klara probierte alles, um ihre Eltern umzustimmen. Sie versuchte sogar, sich zu übergeben, aber es half alles nichts. Elisabeth steckte ihre Ohrstöpsel ein und machte diesmal sogar wirklich Musik an, um den Rest des Streits nicht mitzubekommen, zumindest nicht jedes Wort.

Vor der Autobahnabfahrt Seesen trübte es sich immer weiter ein, als Klara endlich den Mund hielt und trotzig aus dem Fenster starrte. Es begann heftig zu regnen, als wäre der Sommer vorbei, aber das passte zu der unterkühlten Stimmung im Auto.

Herr Wollner fuhr von der Schnellstraße ab und bog auf eine kurvenreiche Straße ein, die in den Harz führte. Elisabeth stellte erleichtert die Musik ab.

Sie passierten einen Felsen namens Hübichenstein, als der Nebel schlagartig weniger wurde und hier und da Sonnenstrahlen durch den Dunst stachen.

Ein Schild wies den Weg nach Bad Grund, doch ihr Vater fuhr weiter. Er machte gerade eine verärgerte Bemerkung über einen Drängler hinter ihm, der wegen des Gegenverkehrs nicht überholen konnte. In einer langgezogenen engen Rechtskurve passierten sie auf der linken Seite einen Parkplatz und ein Museum. Dort schien es eine dieser Höhlen zu geben. ›Iberger Tropfsteinhöhle‹ war dort zu lesen. In der Kurve überholte sie der Wagen. Michael Wollner regte sich fürchterlich auf, aber der silberne Polo mit einem jungen, vermutlich einheimischen Mann hinter dem Steuer hatte gekonnt Schwung geholt und schoss in wenigen Sekunden an dem Passat der Wollners vorbei, gerade noch rechtzeitig, um vor einem entgegenkommenden Bus wieder einzuscheren. Elisabeth, die auf der Rückbank hinter ihrer Mutter saß, konnte nun die Kurve gut überblicken. Es hatte sich eine ganze Schlange von Autos hinter ihnen gesammelt, so langsam fuhr ihr Vater.

»Vielleicht sollten wir einmal halten und die alle vorbeilassen!«, schlug sie vor.

»Ja, wie denn? Hier gibt es keinen Parkplatz und ich fahre schon, so schnell ich kann.«

»Dann dreh um und fahr zurück nach Hause«, fiel nun Klara wieder ein.

»Ruhe da hinten!«, brüllte ihr Vater, doch jetzt legte Klara erst so richtig los.

Zwei Kurven weiter erreichten sie auf der linken Seite einen kleineren Parkplatz. Herr Wollner zog den Wagen raus, weil gerade kein Gegenverkehr kam, und hielt abrupt an, dass alle durchgeschüttelt wurden. Während die nachfolgenden Autos Fahrt aufnahmen und an ihnen vorbeisausten, stieg ihr Vater aus und ging ein paar Schritte von dem Auto weg. Er drehte ihnen den Rücken zu, aber sie hörten ihn deutlich fluchen.

Emilia Wollner schnallte sich ab und drehte sich nach hinten. Sie wirkte sehr ernst, doch Klara beachtete sie gar nicht.

»Ich will nach Hause, ihr spinnt alle miteinander. Ich will in mein Zimmer, ich will nicht in den Harz, ich will in die Stadt.« Klara wurde nun regelrecht hysterisch. »Ihr macht das nur, um mich zu ärgern, ich bin die Allerbeste in meinem Jahrgang. Ich will, dass ihr mich zurückbringt. Ihr seid nicht meine Eltern! Ihr seid echte Monster!«

Patsch!

Elisabeth hatte die Bewegung ihrer Mutter gesehen, bevor diese ausholte, aber sie war so sprachlos, dass sie nichts tun konnte. Ihre Mutter hatte noch nie die Hand gegen Klara erhoben. Doch genau das war eben gerade passiert. Klara hatte sich die allererste Ohrfeige ihres Lebens eingefangen. Emilia Wollner funkelte Klara mit Tränen in den Augen und geröteten Wangen wütend an, sodass diese sich nur noch traute zu wimmern.

»Sag das nie, nie wieder oder ich vergesse mich! Und jetzt halt die Klappe! Und du, grinse nicht so unverschämt, sonst fängst du dir auch noch eine!«

Elisabeth merkte, dass sie gemeint war, biss sich auf die Lippe und wandte den Blick wieder aus ihrem Fenster, während Klara nur leise in sich hinein schluchzte.

Die Autoschlange hatte sie inzwischen passiert. Emilia Wollner stieg aus und ging zu ihrem Mann. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis beide zum Auto zurückkamen. So hatte Elisabeth ausgiebig Zeit, den Wald zu mustern. Er hatte etwas unheimlich Beruhigendes an sich. Durch die geöffneten Türen roch es nach dem Regen und dem kühlen Dunst des Waldes. Die Tannen standen hoch und erzeugten ein Farbspiel in allen Tönen von hellstem Weißgrün bis zum tiefsten Schwarzbraun. Immer wieder waren zwischen den Pflanzen Farbtupfer der Felsen darunter zu sehen, teilweise in Rot, Ocker und Anthrazit. Gelbe Wildblumen standen vereinzelt dazwischen. Bezaubernd. Ohne das Geräusch der vorbeifahrenden Wagen und das Gewimmer von Klara wäre es auch sehr schön ruhig gewesen. Bevor sie diesen Gedanken aber beenden konnte, kamen ihre Eltern zurück und stiegen wieder ein. Ohne dass ein weiteres Wort gesprochen wurde, fuhr Michael Wollner weiter.

Elisabeth warf einen verstohlenen Blick zu Klara hinüber, die ihre Nase in ein Taschentuch vergraben hatte. Die linke Wange konnte sie nicht ganz erkennen, aber die Ränder hatten sich deutlich gerötet. Die Fahrt dauerte dann nicht mehr lang. Die Straße machte eine scharfe Rechtskurve in einem Tal und führte dann entlang eines kleinen Flusses.

»Das muss schon die Innerste sein«, verkündete Emilia Wollner mit einer Karte auf dem Schoß.

»Nun ist es nicht mehr weit. Es geht noch nach links und dann rechts. Innerstetal, müsste das heißen. Wir müssen bis zur Neuen Mühle.«

An der Abzweigung fuhren sie von der Bundesstraße ab. An einem Felsaufschluss ging es vorbei in ein Tal weiter flussaufwärts. Schließlich kamen zwei Gebäude in Sicht. Das Linke schien die Neue Mühle zu sein. Auch wenn das Haus alt aussah, machte es mit dem für den Harz typisch dunkel gestrichenem Holz und weiß gerahmten Fenstern einen guten Eindruck. Ein gelbes Schild in Form einer Tanne hing auf der Vorderseite. Dort stand ein Text, der erklärte, warum dieses Haus Neue Mühle hieß. Es parkte bereits ein kleiner Geländewagen in der Nähe. Eine rundliche ältere Frau lehnte am Kotflügel. Sie trug eine kurze Hose und eine ärmellose Bluse. Ihre Haut war sonnengebräunt und ihre Füße steckten in Ökolatschen.

Die Wollners stiegen aus und begrüßten die Frau, die sich als Frau Grubner vorstellte. Sie gehörte zur Universitätsverwaltung, wie man auch über den Geländewagen erraten konnte, auf dem in großen Lettern TUC – Technische Universität Clausthal stand. Nur Klara blieb sitzen, in der verzweifelten Hoffnung, dass sie alles aufhalten könne, wenn sie nicht ausstieg.

»Willkommen in Clausthal! Sie müssen die Wollners sein. Glück Auf! Wir freuen uns, eine so kompetente Kraft hier in unserem Harz begrüßen zu können. Ich soll Ihnen das vom Dekan ausrichten. Eine ganz reizende Tochter haben sie da, so groß gewachsen und bildhübsch. Du machst sicher Sport. Lass mich raten: Laufen oder vielleicht Klettern?«

Elisabeth konnte nur entgegnen, dass sie wirklich gerne laufe, da redete Frau Grubner auch schon ohne Punkt und Komma weiter.

»Ihrem Sonderwunsch, hier in die abgelegene Mühle zu ziehen, konnten wir mit einigen Auflagen seitens des Denkmalschutzes entsprechen, auch wenn Sie innen feststellen müssen, dass das eine oder andere noch nachgebessert werden muss. Bis die Möbel kommen, habe ich Sie erstmal im Hotel Krone einquartiert. Das Dach ist erst letztes Jahr ausgebessert worden, aber so kurzfristig konnten wir nicht alles organisieren. Allerdings bin ich durchaus überraschende Aktionen vom Dekan gewöhnt, insofern ist das nichts Neues. Bis der Winter kommt, kann ich aber nicht versprechen, dass die Heizung wieder läuft, wenn sie nicht jemand wieder heile zaubert. Sie haben ja für die Übergangsphase den Kachelofen und ein oder zwei Elektroheizkörper.«

Elisabeth bemerkte das Zögern bei ihrem Vater und er wollte etwas erwidern, doch ihre Mutter war schneller.

»Das ist alles kein Problem. Wir freuen uns sehr, dass wir aus der Stadt raus sind und etwas Natur um uns haben. Bis Dezember ist es noch hin!«

So, wie Frau Grubner daraufhin losprustete und viele Lachfältchen um die Augen ein lustiges Muster bildeten, musste man sie einfach gern haben, überlegte Elisabeth.

»Na, Sie werden es schon noch sehen, wenn Vater Harz Sie begrüßt, Kind!«

Sie meinte tatsächlich ihre Mutter, aber auf eine so liebenswürdige Art, dass man ihr dafür nicht böse sein konnte.

»Der Winter beginnt hier oft schon im Oktober, meistens wenn die Erstsemester sich eingeschrieben haben und nicht mehr zurückkönnen!« Immer noch lächelte sie in die inzwischen verwirrten Gesichter der Wollners und fischte einen dicken Schlüsselbund aus der Hosentasche. »Na, dann kommen Sie mal mit.« Doch sie blieb plötzlich stehen. »Schau mal einer an, noch ein hübsches Mädel. Willst du gar nicht aussteigen?«

Nun war ein ganz leichter sächsischer Akzent bei der Universitätsangestellten zu hören. Klara bemerkte die Aufmerksamkeit und tauchte ab.

»Ihr ist noch von der Fahrt schlecht und außerdem hat sie gerade ihr Bein in Gips!«, erläuterte Emilia Wollner.

»Ach nee, das ist aber schade. Na, denn wollen wir mal.«

Die handgeschnitzte Tür machte einen massiven Eindruck. Das Haus wirkte groß und bestand aus einem Mittelbau mit zwei Flügeln. Es gab so viel Platz, dass es ohne Probleme für zwei Familien gereicht hätte, fand Elisabeth.

Geschäftig erläuterte Emilia: »Hier kommt das Arbeitszimmer meines Mannes rein. Direkt nebenan können wir zwei Schreibtische hineinstellen, dann können die Mädchen dort ihre Hausarbeiten machen. Das Zimmer nebenan ist für Rollstühle geeignet. Bis der Gips ab ist, schläft Klara da, dann wird es das Gästezimmer.«

Elisabeth wunderte sich. Anscheinend hatte ihre Mutter schon Pläne, gerade so, als hätte sie bereits den Grundriss des Hauses wochenlang studiert und sich Gedanken gemacht. Dabei konnte die Entscheidung, hierher in den Harz zu ziehen, gerade etwas über einen Tag alt sein. Hatte da jemand nachgeholfen?

So ging es Raum für Raum durch das Haus. Im ersten Stock, dessen Boden an den meisten Stellen leicht knarrte, gab es mehrere Räume und zwei Bäder. Eins davon war ein großes Zimmer mit zwei Fenstern zum Wald hin. Es roch etwas abgestanden und muffig, aber Frau Grubner strahlte, als sie die Fenster weit öffnete und auf den Wald und die davor hinfließende Innerste zeigte.

»Na, wer wird dieses Zimmer nehmen?«

Es war eigentlich keine Frage, denn sie blickte direkt Elisabeth an, während ihre Mutter ins benachbarte Badezimmer schaute und zu ihrem Mann etwas über einen tropfenden Duschkopf sagte.

Mit gedämpfter Stimme setzte Frau Grubner hinzu: »Es liegt am weitesten vom Elternschlafzimmer entfernt und es gibt eine Art Feuerleiter an der Seite, über die eine sportliche junge Frau unbemerkt nach unten gelangen kann, wenn sie ihren Freund besuchen will«, flüsterte sie Elisabeth zu und knuffte sie wie eine alte Freundin in die Seite. So viel Vertrautheit verblüffte Elisabeth, doch Frau Grubner setzte noch einen drauf. »Immerhin bleibt euch hier oben außer Schule, Sport und Freunden nicht viel! Und die Eltern müssen ja nicht alles mitbekommen, was ihr so anstellt, oder?«

Elisabeth wurde rot bis über beide Ohren. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Frau Grubner wandte sich bereits mit einem Gluckser wieder ab und ging zu ihren Eltern. So blieb Elisabeth allein in dem Zimmer zurück. Es gefiel ihr, vor allem wegen der freiliegenden Dachbalken aus altem Holz. Mit der frischen Luft von draußen roch es auch gleich nicht mehr muffig. Sie blickte aus dem Fenster. Tatsächlich befanden sich dort in der Wand Eisengriffe, die man gut erreichen konnte. Sie überlegte kurz, dann fasste sie sich ein Herz und kletterte nach unten. Die Griffe saßen fest und machten kein Geräusch. Elisabeth kam sich wie eine Ausbrecherin vor. Kurz darauf stand sie hinter dem Haus auf einer verwilderten Wiese. Ein Trampelpfad führte zu einer Feuerstelle. Es war wildromantisch. Sie lief los und schaute sich alles an. Es wirkte gar nicht langweilig auf sie. Lose Steine rahmten die Feuerstelle ein und es lag einiges an Holz in der Nähe. Zwei quer liegende Baumstämme dienten als Sitzbänke. Nachdem sie diese begutachtet hatte, stieg sie ein paar Schritte zur Innerste hinab und steckte die Hände ins eiskalte Wasser, sodass ihre Finger schnell taub wurden. Sie setzte sich auf einen Stein am Rand und blickte in den Wald, der sich auf der anderen Seite erhob. Genau in diesem Moment schob sich eine Wolke weiter und die Sonne schien warm herab. Plötzlich konnte sie den Harz spüren. Die Hände auf dem Stein hielt sie den Atem an, denn eine Präsenz sickerte wie Sirup von unten in ihren Körper. Es war ein schweres, tiefes Gefühl, wie eine Kraft, die sie über die Schwerkraft hinweg auf den Boden zog und ausfüllte. Es kribbelte etwas unterhalb ihrer Haut. Wie war das möglich? Es fühlte sich so gut an. Sie blieb sitzen und ließ sich ganz ausfüllen von dem Kribbeln.

Als Frau Grubner eine Stunde später gegangen war, hörte sie ihren Vater rufen. Elisabeth lief zurück und strahlte ihn so überglücklich an, dass ihr Vater, der bis eben noch ein miesepetriges Gesicht gemacht hatte, unvermittelt lachen musste.

»Na, dann haben wir ja wenigstens eine Person hier glücklich gemacht!« Er legte den Arm um seine große Tochter und ging mit ihr zum Auto. »Hier soll es einen guten Asiaten geben. Lust auf Tofu mit Nudeln?«

Elisabeth nickte eifrig.

Emilia Wollner saß bereits im Wagen und redete auf Klara ein. Diese hatte das Auto nicht verlassen. Als Elisabeth mit ihrem Vater zustieg, herrschte ihre Mutter sie an.

»Wo warst du? Wir suchen dich schon ewig!«

»Ich saß hinten am Fluss, nicht weit weg. Es ist herrlich hier, Mama. Kannst du das auch spüren, dieses schwere Kribbeln?«

»Nein, ich spüre nichts!«

Der Blick, den sie erntete, verschlug ihr abrupt die Sprache, denn die Augen ihrer Mutter wurden wieder stechend und hart und die Stimme so kalt, dass Elisabeth kein Bedürfnis mehr hatte, mit ihr zu sprechen. Aber sie sah noch mehr und fühlte es. Ihre Mutter log sie direkt an.

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