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Überdosis

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»Was, um alles in der Welt, ist passiert?«, stieß Michael Wollner verwirrt hervor, als sein Blick auf das Chaos vor ihm fiel. Eine kreidebleiche Klara, die ihre Stimme noch nicht wiedergefunden hatte, zeigte nur stumm auf die Tür zum Flur. »Du rührst dich nicht von der Stelle!«, wies er sie an, aber diese hätte eh weder Kraft noch den Mut gehabt, jetzt etwas anderes zu tun, als dort sitzen zu bleiben, wo sie war. Mit wenigen Sätzen durchquerte er den Raum und verschwand in den Flur. Er eilte die Treppe nach oben, wo sich ihm ein grauenhaftes Bild bot. Elisabeth lag rücklings auf dem Boden und wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt, die Augen wild verdreht und mit schwarzgrauem Schaum vor dem Mund. Sein Blick erfasste daneben mehrere leere Medizinflaschen.

Emilia saß zusammengekauert im Türrahmen und wimmerte immer wieder: »Ich habe sie umgebracht! Ich habe sie umgebracht!«

Einige Sekunden zögerte er, dann eilte er zu seiner Tochter und beugte sich über sie. Sie nahm ihn nicht wahr. Ihr Atem kam stoßweise durch die Nase, während der eklige Schaum ihr über die Wangen lief und herabtropfte.

»Oh, mein Gott! Emilia, wie viel hast du ihr eingeflößt?«, fuhr er erst seine Frau an, dann beugte er sich über seine Tochter. »Elisabeth, komm schon, spuck das Zeug aus!«, schrie er auf sie ein, während er versuchte, sie auf die Seite zu drehen, doch das gestaltete sich schwieriger, als er gedacht hatte. Er packte heftiger zu und schüttelte Elisabeth grob, wodurch er hoffte, sie so wieder zur Besinnung zu bekommen. Endlich erreichte er eine Reaktion, doch es war nicht die, auf die er gehofft hatte.

Ein blutunterlaufenes Auge öffnete sich, fixierte ihn kurz. Eine Hand stieß blitzartig vor und traf ihn hart vor die Brust, sodass es ihn hochhob und heftig von ihr wegschleuderte. Er krachte gegen die Wand und fiel um.

Schockiert, nach Luft röchelnd und stöhnend vor Schmerz rappelte er sich wieder auf, traute sich aber zunächst nicht noch einmal näher. Er hatte gehört, dass Epileptiker während ihrer Krämpfe sehr viel Kraft freimachten, aber diese Stärke, die er soeben bei seiner Tochter erlebt hatte, war zu verstörend. Hilflos musste er mit ansehen, wie Elisabeth sich nochmals aufbäumte und zusammenbrach, dann bewegte sie sich nicht mehr. Angst erfüllte ihn. Er krabbelte auf allen vieren näher. Von der Tür kam immer noch die wirre Stimme seiner Frau.

»Ich habe sie umgebracht!«, jammerte Emilia stetig vor sich hin.

Michael beugte sich voller Angst über Elisabeth. Zunächst konnte er nichts feststellen, weil sein eigenes Herz so hämmerte. Kein Puls, kein Atem. Ihre Adern traten stark hervor, als das Gebräu darin sich schwarz verfärbte. Starb seine Tochter wirklich gerade? Mit tränenerfüllten Augen verfolgte er, wie sich die Schwärze, einem Wurzelgeflecht gleich, immer mehr verteilte.

Minuten vergingen, in denen er mit zusammengepressten Lippen über ihr kniete. Weinend schloss er sie in die Arme und hielt sie fest. Emilia kam herübergekrabbelt und schlang schluchzend ihre Arme um sie beide. Eine Weile hockten sie so da. Das Grauen hatte sich ihrer bemächtigt.

Ein halb ersticktes Röcheln. Dann noch einmal. Ein Beben durchlief Elisabeth. Michael sah, wie von einem Moment auf den anderen die Farbe aus Elisabeths Adern verschwand.

Dann hob sich ihr Brustkorb wieder.

Er jubelte: »Sie lebt, Emilia, sie lebt!«

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