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Das leidige Geld

Heute sind zufällig alle Bewohner zur selben Zeit anwesend und nach dem Essen wird über die finanzielle Situation der Wohngemeinschaft diskutiert.

„Hallo! Jemand zu Hause?“ Sekou wedelt mit der Hand vor Amadous Augen herum, um dessen Aufmerksamkeit zu erhalten. „Bist du noch in unserer Welt?“

Amadou schaut irritiert von Maliks Deutschheft auf. „Was wollt ihr? Ich habe doch alles gemacht. Lasst mich jetzt in Ruhe Deutsch üben“, und wendet sich wieder seinem Heft zu.

„Was wir wollen?“, antwortet Ibrahim nun leicht verärgert, „wir haben ein Problem und wollen es mit dir besprechen. Hast du eben nicht zugehört?“ Beschämt legt Amadou seine Unterrichtsutensilien zur Seite.

„Also, noch einmal für dich: Du hast beim Einkaufen ja gemerkt, wie teuer das Leben hier in Deutschland ist; deswegen können wir auf Dauer nicht von unseren Gastgebern erwarten, dass sie alles alleine bezahlen.“

„Wieso, wir kaufen doch sehr oft ein und …“;

„aber wir haben anscheinend keinen blassen Schimmer …“

„Und ich mache den ganzen Haushalt.“

„Ja, aber ich rede von den Kosten, die sonst noch anfallen.“

„Welche anderen Kosten?“ Erschrocken blickt Amadou in die Runde. Gerade lief alles so gut.

„Keine Panik“, mischt sich Sekou mitfühlend ein, „Ibrahim und ich hatten bis jetzt auch keine Ahnung von den hohen Kosten.“

„Also sagt mir jetzt mal jemand, über was für Kosten ihr redet?“

Malik ergreift seufzend das Wort; er spricht nur ungern über Geld. „Toucou und ich teilen uns alle anfallenden Ausgaben und werden es auch weiterhin tun. Aber es wäre ganz schön, wenn ihr euch ein wenig daran beteiligen könntet; denn seitdem ihr bei uns wohnt, ist unser Verbrauch an Wasser, Strom und Heizung drastisch gestiegen. Das war zu erwarten, wenn fünf statt zwei Personen täglich duschen, die Heizung immer auf Hochtouren läuft und die Waschmaschine auch viel häufiger in Betrieb ist.“ Er macht eine kleine Pause. „Dabei habe ich noch gar nicht an die nächste Telefonrechnung gedacht.“ Amadou zuckt unmerklich zusammen. „Das soll kein Vorwurf sein; ihr wohnt selbstverständlich mietfrei; Toucou und ich wollen nur wissen, ob ihr etwas Geld zu den erhöhten Rechnungen beisteuern könnt, jetzt, wo zwei von euch einen Job haben.“

Ibrahim nickt nachdenklich. „Klar, das ist nur fair. Wir haben davon ja nichts gewusst. Sekou und ich werden selbstverständlich für die monatlichen Mehrkosten aufkommen.“

Amadou ist auf Höchste über die Andeutung der Telefonrechnung beunruhigt. ‚Aber man kann ja nicht sehen, wer telefoniert hat und mit wem’, beruhigt er sich selbst. ‚Jedenfalls werde ich erst wieder zuhause anrufen, wenn ich auch Geld verdiene’, schwört er sich in Gedanken, ‚und ich werde nicht mehr zweimal am Tag heiß duschen, weil mir kalt ist.’

Nur der Gedanke an sein Date mit Emily lässt ihn die nächsten Tage ohne allzu große Gewissensbisse überstehen.

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