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Vater und Sohn Sonntag

Am Sonntag wird in der Wohngemeinschaft beim späten Frühstück noch viel über den vergangenen Abend geredet und gelacht. Allen hat es sehr gefallen, einmal eine Auszeit von allem Deutschen zu haben, außer Amadou, der hat sich gerade darauf eingelassen.

„Hast du eigentlich mitbekommen, dass Ibrahim sich auch verliebt hat?“, fragt Sekou Amadou. Verständnislos blickt der seinen Freund an. „Hast du an dem Abend überhaupt irgendetwas in deiner Umgebung wahrgenommen?“, setzt er noch hinzu.

„Äh, nicht wirklich“, ist die vorsichtige Antwort und zu Ibrahim strahlend: „Stimmt das? Erzähl’.“

„Da gibt’s nichts zu erzählen.“

„Es ist die große Rothaarige, die Sekou bei unserem ersten Besuch im Klub so toll fand“, klärt Toucou beflissen und ein wenig verschnupft den Unwissenden auf. Schließlich versucht er es schon seit Jahren, bei dieser Frau zu landen. Aber insgeheim denkt er: Verlieren ist gut, so besteht eine Chance, dass das Glück noch kommt’.

„Jedenfalls“, hebt Ibrahim bedächtig an, „ist es noch zu früh, um etwas zu sagen.“

Toucou reicht diese Antwort nicht aus. „Und? Werdet ihr euch treffen?“

„Ja, aber jetzt lasst mich mit euren Fragen zufrieden.“

Malik schaut auf die Uhr und springt auf. „Verdammt! Es ist schon nach zwei Uhr. Meine Ex hasst es, wenn ich unseren Sohn nicht pünktlich abhole. Ich mach mich besser gleich auf den Weg.“ Er schnappt seine Jacke vom Haken und ruft über die Schulter zurück: „Ich bringe ihn mit; wir essen dann zusammen, okay?“ Selbst am Wochenende verfolgt ihn die Tyrannei der deutschen Pünktlichkeit.

Als er bei seiner ‚Ex’ klingelt, stürmt ihm ein freudestrahlender Sohn entgegen, gefolgt von seiner vorwurfsvoll dreinblickenden Mutter. „Ich weiß, du brauchst nichts zu sagen, nächstes Mal …“, versucht Malik ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber da hat er sich verrechnet.

„Nächstes Mal, nächstes Mal. Es ist immer dasselbe mit dir. Wann lernst du endlich, dich an Verabredungen zu halten?“ Sie ist nicht mehr zu bremsen. „Denkst du, ich habe nichts anderes zu tun, als auf dich zu warten? Dein Sohn liegt mir die ganze Zeit in den Ohren: ‚Wann kommt Papa, wann kommt Papa?’ Denkst du vielleicht auch einmal daran, was es für ihn bedeutet? Diese Unsicherheit? Kommt er überhaupt?“

Malik streichelt seinem Sohn, der sich an sein Bein geklammert hat und mit großen Augen zu ihm aufschaut, geistesabwesend den Kopf. „Wir reden hier von 20 Minuten Verspätung; krieg’ dich wieder ein.“ Und er geht seelenruhig vor seinem Sohn in die Hocke und fragt ihn liebevoll: „Hast du alles? Können wir gehen?“ Driss deutet mit strahlenden Augen auf seinen Minirucksack und nickt heftig.

Ohne sich noch einmal umzudrehen, gehen Vater und Sohn einträchtig zum Auto, gefolgt von einer letzten Anweisung seiner ‚Ex’. „Sei wenigstens pünktlich, wenn du ihn zurückbringst.“

Malik seufzt und knurrt, ohne sich umzudrehen, zurück: „Ja, ja.“

Aber die Antwort passt Tina nun auch wieder nicht. Daher ruft sie mit erhobener Stimme hinter den beiden her: „Du hast aber schnell gelernt, was ‚ja, ja’ bedeutet.“ Zu mehr kommt sie nicht, weil die Autotüren zuklappen.

Malik grinst seinen Sohn von der Seite an und sagt: „Gib mir fünf“, und Driss schlägt begeistert ein, dann lässt er den Motor an, verharrt aber noch sekundenlang regungslos. „Was ist Papa? Warum fährst du nicht los?“

„Sofort, Chef“, lacht Malik.

Er ärgert sich über Tina. ‚Was ist so schlimm daran’, grübelt er kopfschüttelnd, ‚wenn sie 20 Minuten auf mich warten muss? Sie ist doch zu Hause und kann alles Mögliche tun, um sich die Zeit zu vertreiben. Wichtig ist doch, dass ich komme. Und überhaupt, diese ewigen Zurechtweisungen vor dem Kind. Macht sie das mit Absicht, oder merkt sie nicht, dass sie damit den mir gebührenden Respekt als Vater untergräbt? Es verunsichert Driss und macht ihn ängstlich und unglücklich, wenn wir Zoff haben.’ Er ermahnt sich, positive Gedanken zu haben und lenkt das Auto in Richtung Wohngemeinschaft, wo er und sein Sohn sich wohlfühlen.

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