Читать книгу Die Blume des kleinen Prinzen - Karel Szesny - Страница 14
12. Die springende Erfindung
ОглавлениеBei ihrem nächsten Besuch im Laboratorium erlebte Elisa etwas höchst Erstaunliches. Aus dem hinteren Teil des Raumes war ein lautes Knistern, Knacken und Rumoren zu vernehmen. Ein bläuliches Licht flackerte. Blitze zuckten. Die große Silberkugel drehte sich ruckartig hin und her und vollführte die tollsten Sprünge. Die Dielenbretter krachten bedenklich, wenn sie wieder und wieder auf sie herabpolterte.
Zuerst dachte Elisa, der Professor sei gar nicht da, doch dann entdeckte sie ihn durch die Panzerglasscheibe in der Kugel sitzend. Wegen der tanzenden Lichtreflexe auf dem gewölbten Glas konnte sie ihn nur schemenhaft erkennen.
,Das muss ja einen ungeheuren Spaß machen‘, dachte Elisa.
Sie klatschte erfreut in die Hände und rief: „Bravo!“
Die Kugel krachte ein letztes Mal herab und blieb nachfedernd auf ihren drei Teleskopbeinen stehen. Das Blitzen und Rumoren hörte auf. Surrend öffnete sich die Scheibe. Nun erst wurde der Professor deutlich sichtbar. Er trug einen silbernen Stirnreif auf dem Kopf, was bei ihm ziemlich albern wirkte. Sein Gesicht sah aber alles andere als fröhlich aus.
„Herzlichen Glückwunsch!“, rief Elisa ihm begeistert zu.
„Was?!“, grollte er und starrte das Mädchen finster an.
Elisa wunderte sich über seine schlechte Laune. Die Kugel funktionierte doch. Oder sprang sie ihm etwa noch nicht hoch genug?
„Schön, dass es endlich funktioniert“, versuchte sie ihn aufzumuntern. „Das Ding wird auf dem Rummelplatz eine große Attraktion sein. Wirklich toll, wie es hopst und blitzt.“
Die Miene des Professors verdüsterte sich noch mehr. Er riss sich den Stirnreif herunter und raufte sich die Haare, die nun wirr vom Kopf abstanden.
„Das darf nicht wahr sein!“, brüllte er so laut, dass Elisa erschrocken zusammenzuckte. Mit einem gewaltigen Satz sprang er aus der Kugel.
„Zwölf Jahre hab’ ich an meiner sensationellen Erfindung gearbeitet!“, schrie er. „Und da kommt ein kleines Pipimädchen daher und nennt sie eine Rummelplatzattraktion!“
Danach folgte noch eine üble Schimpfkanonade voller unanständiger Ausdrücke, die der Würde dieses hochgebildeten Wissenschaftlers leider überhaupt nicht entsprachen, und die ich an dieser Stelle aus Hochachtung vor seiner ansonsten sehr verdienstvollen Persönlichkeit nicht wiedergeben werde. Dafür bitte ich die Leser um Verständnis.
Als Elisa nach Hause ging, war sie beinahe entschlossen, den Professor überhaupt nicht mehr zu besuchen. Manchmal machte er es ihr wirklich schwer, Verständnis für ihn aufzubringen. Doch weil sie ihn inzwischen recht gut kannte, wusste sie, dass er sich bald wieder beruhigen würde.
Aber das „Pipimädchen“ wollte sie ihm nicht so schnell vergessen.