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5. Der unglückliche Gärtner

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Auf dem Heimweg von der Schule begegnete Elisa ihrem ehemaligen Gartennachbarn, der mit seinem Strohhut in der Hand am Zaun lehnte. Sie stieg vom Fahrrad.

„Hallo!“, grüßte sie laut, um den Krach der Autobahn zu übertönen, die nur wenige Meter entfernt vorbeiführte. Der Kleingärtner wandte sich um.

„Ah, du bist es“, antwortete er ebenso laut und zog sich die Wattestöpsel aus den Ohren, mit denen er sein Gehör vor dem Fahrzeuglärm schützte.

„Was ist denn mit Ihren schönen Kletterrosen passiert?“, wunderte sich Elisa. „Die lassen ja alle die Köpfe hängen.“

„Der verdammte Fuchs!“, schimpfte der Kleingärtner.

„Das soll der Fuchs gewesen sein?“, zweifelte Elisa.

„Ach, wenn du wüsstest, wie ich meine Rosen gehegt und gepflegt habe“, klagte der Kleingärtner. „Ich brauche sie dringend, denn jeden Sonntag lege ich meiner Nachbarin einen Strauß vor die Tür. Ich will sie nämlich heiraten, aber ich traue mich nicht, sie direkt zu fragen, wenn du verstehst was ich meine.“

Elisa nickte verständnisvoll. Sie wartete bis ein besonders lauter Lastwagen sich entfernte und fragte: „Aber seit wann haben es Füchse auf Rosen abgesehen?“

„Die Rosen sind dem Fuchs gleichgültig“, antwortete der Kleingärtner. „Aber der Strauch steht an der Rückwand des Hühnerstalls. Siehst du das Loch in der Erde? Der Fuchs hat einen Tunnel gegraben, um in den Stall zu gelangen, genau unter dem Rosenstrauch hindurch. Und dabei hat er die Wurzeln beschädigt. Ich hab’ den Tunnel erst bemerkt, als ich feststellte, dass die Hühner seit ein paar Tagen immer weniger werden.“

„Oh, das ist schlimm“, meinte Elisa mitfühlend.

„Sieh nur, wie geschickt er das Loch getarnt hat“, grollte der Kleingärtner. „Er hat sogar den Wassertrog darüber geschoben.“

„Ein schlaues Tier“, stimmte Elisa zu.

Der Kleingärtner stülpte sich seinen Strohhut auf den Kopf und erklärte: „Früher hat der Fuchs auf den Wiesen am Baggersee und im Wäldchen Mäuse und Hasen gejagt. Aber die neue Autobahn schneidet ihm den Weg ab. Nun treibt er sich hier in der Ortschaft herum.“

„Und was werden Sie jetzt machen?“, fragte Elisa.

„Zuerst wollte ich das Loch zuschaufeln“, antwortete der Kleingärtner. „Aber das hätte nichts genützt. Der Fuchs würde es in der Nacht wieder aufgraben. Nein, ich sage den Jägern Bescheid. Die stellen eine Falle auf. Wenn der Fuchs in den Tunnel kriecht, schnappt sie zu. Dann ist es aus mit dem Hühnerdieb.“

„Und dann können Sie neue Kletterrosen pflanzen“, setzte Elisa hinzu.

„Ob ich aber je wieder eine so schöne Rosensorte bekomme…“, zweifelte der Kleingärtner. „Den Setzling für diesen Strauch hatte mir noch dein Opa geschenkt.“

„Ich weiß“, nickte Elisa und senkte für den Moment eines kleinen Schweigens ihren Blick.

„Es dauert ziemlich lange, bis ein Rosenstrauch Blüten trägt“, sagte der Kleingärtner bekümmert. „Vielleicht hat meine Nachbarin bis dahin schon jemand anderen geheiratet? Oh, dieser verdammte Fuchs!“

Als Elisa nach Hause radelte, musste sie daran denken, dass Rosen trotz ihrer Dornen im Grunde doch ziemlich wehrlos sind.

Die Blume des kleinen Prinzen

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