Читать книгу Eine außergewöhnliche Freundschaft - Karin Rieger - Страница 16

DDR – Frankreich

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Es war im März 1968. Ich begab mich ans andere Ende unseres Städtchens, eine Gegend, in die ich bis dahin noch nicht gekommen war. Hinter der Pforte führte ein steiler Weg zum Haus hinauf. Ich besuchte eine Schulkameradin aus der zwölften Klasse.

Sie hatte mich eingeladen, bei ihr noch einmal die Einsätze für das Zusammenspiel in unserem Musikprogramm gründlich zu üben. Im großen Wohnzimmer stand ein Flügel. Vom Fenster aus hatte man eine Panoramaaussicht auf das Tal eines kleinen Flusses und den Wald der anderen Uferseite. Nach kurzer Begrüßung begannen wir mit der genauen Abstimmung für das Lied „Wenn der Mond überm Mekong scheint“, das sie beim nächsten Chorauftritt singen sollte, ein schwieriger Part. Ich übernahm wie so oft die Begleitung am Klavier. Ihre hohe Stimme war bewundernswert.

Als wir mit der Übung fertig waren, unterhielten wir uns und ich entdeckte im Wandregal eine zweifarbige Glasschale, heller Stiel und darüber ein roter Kelch. Die gefiel mir sehr. Auf meine Frage, woher sie diese denn habe, erzählte mir Eva von ihrer Brieffreundin aus Frankreich. Von ihr hatte sie ein Passfoto und diese große Obstschale erhalten. Ich sehe diesen Schrank noch heute vor meinen Augen.

Plötzlich fiel ihr ein, dass sie sich wegen ihres bevorstehenden Studiums gar nicht mehr mit jemandem im westlichen Ausland schreiben durfte. „Karin, willst du die Adresse haben?“, fragte sie ganz unvermittelt. Ohne lange zu überlegen, stimmte ich sofort zu. So erhielt ich die Adresse von Elisabeth. Mich interessierte die ganze Welt. Bisher hatte ich einen Brieffreund in Moskau und zahlreiche Freundinnen in der DDR, mit denen ich mich schrieb.

Eine außergewöhnliche Freundschaft

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