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3. Vererbung und Inkarnation

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Ich sprach gestern zuletzt von der Vererbung und daß es eine solche im geistigen Sinn nicht gibt. Ich sage im geistigen, weil es auf den Körper natürlich zutrifft. Der Körper ist ein Teil des Mütterlichen und durch den Samen, aus dem der Körper entsteht, auch ein Teil des Vaters. Da kann eine Ähnlichkeit, eine Gleichheit verständlich sein und sie ist berechtigt und sichtbar, daher sind auch viele organische Leiden schon durch die Geburt vom mütterlichen oder väterlichen Teil hineingeboren und wenn auch oft nicht sichtbar, doch in der Veranlagung vorhanden.

Anders ist es mit dem Geist. Er wird nach göttlichen Gesetzen in den entstehenden Körper inkarniert und kommt als völlig fremdes Element in den Körper hinein. Es ist dies begründet in den unendlichen Gesetzen des Weltalls, nach denen alles bis ins Kleinste geregelt ist. Dieses Element wird ganz unabhängig von seinen früheren Eltern in ein Milieu hineingepflanzt, das dazu bestimmt ist, ihm die Voraussetzungen für seine Weiterentwicklung zu bieten.

Es ist wohl oft so, daß ein bestimmtes Geistwesen zu einem bestimmten Elternpaar gebracht wird, weil dort die gleichen Voraussetzungen schon für die Eltern geschaffen waren und es den Sinn hat, daß der neu inkarnierte Geist den gleichen Weg machen soll und dazu das entsprechende Vorbild hat. Es gäbe dafür eine Menge guter Beispiele. Vielfach aber wird ein fortgeschrittener Geist in ganz bescheidene oder ärmliche Verhältnisse hineingeboren, damit entweder er noch die ihm fehlende Läuterung erfährt oder sein fortgeschrittener Geist den Eltern zur Weiterentwicklung und zum Aufstieg verhelfen soll. Dafür gibt es so unendlich viele Ursachen, so mannigfaltige Variationen, daß man im irdischen Sinn nicht von bestimmten Regeln oder Grundsätzen sprechen kann. Wir hier sehen wohl, wie genau alles abgewogen ist und daß alles, was den Geistwesen in immer wiederkehrenden Leben aufgetragen wird, gerecht und richtig ist. Kein Geist hat mehr zu dulden oder zu leisten als ein anderer, nur entwickeln sich nicht alle gleich schnell. Das kommt daher, daß es auch in dieser Hinsicht keinen Zwang gibt, daß jedes Wesen seinen eigenen freien Willen hat, die ihm gebotenen Möglichkeiten nach eigenem Wunsch und Willen in Anspruch nehmen kann oder nicht.

Es ist in diesem Zusammenhang auch notwendig, zu erklären, daß es keinen rächenden und strafenden Gott gibt, der nach dem Abschied des Geistes von der materiellen Welt das Register prüft und verdammt oder lobt. Die allmächtigen Gesetze sind von vornherein da, und jeder bedient sich ihrer in unumstößlicher Folgerichtigkeit. Jede Tat hat ihre entsprechenden Folgen in sich, und ob ein Mensch eine böse Tat, ein Verbrechen noch zu Lebzeiten büßen muß oder erst nach seinem Abgang von der irdischen Welt, ist ganz gleichgültig. Niemand kann sich den Folgen einer bösen Tat entziehen, ebenso wie gute Taten, die im irdischen Leben unbeachtet und erfolglos scheinen, ihren Lohn im Jenseits finden.

Das ist die ausgleichende Gerechtigkeit, und es muß auch den Menschen einmal klar werden, daß es kein Unrecht bedeutet, wenn ein Mensch in guten materiellen Verhältnissen lebt ohne ein besonderes Verdienst und der andere als Bettler, obwohl er sich von früh bis abends plagt und bemüht ist, nur Gutes zu tun. Die Ursachen für die Lebensweise auf der materiellen Welt liegen in vergangenen Leben. Jeder Geist, der zur Erde zurückkommt, kommt aus freien Stücken und wird nicht dazu gezwungen. Der Grund, warum ein Geistwesen die Rückkehr zur Erde wünscht, ist allerdings nicht immer derselbe. Der eine ist bestrebt, Fortschritte zu machen und bemüht, einem höheren Dasein entgegenzugehen. Er ist bereit, alle Aufgaben auf sich zu nehmen, die dazu geeignet sind oder er sieht ein, daß er in seinem früheren Erdenleben Fehler gemacht hat und hat nun den Wunsch, durch gute Taten diese zu sühnen. Ein anderer aber, der in seiner Entwicklung noch zurückgeblieben ist und nicht glauben will, daß auch er ein höheres Leben erreichen kann, der sieht die materielle Welt als das Höchste an, das er erreichen kann und will und wünscht sich deshalb wieder zurück auf die Erde. Er wird so lange bittere Enttäuschungen erleben müssen, bis er einsieht, daß er geirrt hat und es für richtig hält, den anderen Weg einzuschlagen.

Warum ich das erzählt habe, das will ich gleich erklären. Die Menschen, die jetzt auf der Erde leben, lernen von Kindesbeinen an, daß es das größte Glück ist, viel zu besitzen, reich zu sein und damit im materiellen Sinn unabhängig. Ja, in der Zeit und den Zuständen, wie sie jetzt auf der Erde herrschen, hat diese Auffassung für das materielle Leben seine Berechtigung. Aber es ist sehr kurzsichtig betrachtet. Die Menschen müssen lernen, weiter zu sehen, über die Grenzen ihres Erdendaseins hinaus. Nur wenige sind schon richtig eingestellt, und sie können ihre gute Auffassung kaum zum Durchbruch bringen, weil sie von den Bedürfnissen und Erfordernissen des materiellen Lebens mitgerissen werden.

Es ist deshalb wichtig, die Dinge von einer höheren Warte aus zu betrachten. Die irdischen Güter sind dazu gegeben, daß sie genutzt und genossen werden. Sie sollen die Grundlage für ein erfolgreiches Leben sein, aber nicht mehr. Alles, was übertrieben wird, ist voller Irrtum und den muß man meiden. Auf alles verzichten und dem Leben den Rücken kehren, sich nur auf das Jenseits vorbereiten wollen, ist ebenso verkehrt. Es gibt einen goldenen Mittelweg, der gar nicht so schwer zu finden ist, wie die Menschen glauben.

Meine heutigen Ausführungen sind wohl immer noch sozusagen die Einleitung zu dem, was ich konkret dann sagen werde als Arzt und Individualpsychologe. Das Wie und Warum, die großen Zusammenhänge, sind ja die Grundsteine zum gesamten Aufbau und man muß eben ganz von unten anfangen. Für heute genug, morgen Fortsetzung.

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