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9. Das irdische Leben, eine Vorbereitung auf das höhere Leben im Jenseits. Die alles umfassende Liebe im Gegensatz zur triebhaften Begierde
ОглавлениеDas Kapitel, was wir heute beginnen wollen, ist ein sehr interessantes für den irdischen Menschen, weil es von den Dingen handeln soll, die aus der jenseitigen Welt Einfluß haben auf die Entwicklung von Seele und Geist im irdischen Dasein.
Es bedarf, wie ich schon oft betont habe, des unbedingten Glaubens, der vollkommenen Überzeugung von dem Fortbestand des Geistwesens nach seinem Abschied von der materiellen Welt und von der immer wiederkommenden Inkarnation nach einem Zwischendasein im Jenseits.
Zeitlich gesehen ist das Leben im Jenseits wesentlich länger als das auf der Erde. Ich möchte sagen, daß das Erdendasein fast nur eine Episode, ein kleines Zwischenspiel ist in dem gesamten, unendlich langen Leben beziehungsweise der Existenz des Geistwesens überhaupt.
Es ist dazu auch notwendig, sich immer wieder klar zu machen, daß es nur einen Aufstieg gibt, eine Höherentwicklung, einen Fortschritt, um loszukommen von dem Gedanken, daß nach dem Abschied von der Erde ein Jüngstes Gericht, ein strafender Herrgott oder gar die Hölle zu erwarten ist. Das alles gibt es nicht. Es sind Irrtümer, die durch falsche Auslegung mancher Mitteilungen aus dem Jenseits entstanden sind und an denen mit mehr oder weniger Absicht und Unwissenheit gerne festgehalten wird.
Wir hier wissen auch nicht, wie Gott aussieht, jedenfalls nicht wie ein Mensch, denn der ist sicher nicht die höchste und idealste Form von Lebewesen, die es im Weltall gibt. Die göttliche Allmacht kann nicht weggedacht werden, wenn man einen kleinen bescheidenen Blick in die Naturgesetze und die unfaßbare Ordnung im Weltall tun darf, die den irdischen Menschen nur in einem winzig kleinen Kreis bekannt ist.
Es ist deshalb verzeihlich, daß es Menschen gibt, die ungläubig sind und außerhalb der irdischen Welt mit ihren Naturkräften und Gesetzen nichts als vorhanden annehmen wollen, um so mehr als ihnen über die außerirdischen Kräfte und jenseitigen Gesetze soviel Unwahres und Unverständliches erzählt wird.
Will man aber irrende und verirrte, nach Wahrheit suchende und nach Halt im Leben ringende Menschen auf den richtigen Weg leiten, ihnen ein wahrhafter Wegweiser sein, dann muß man überzeugt sein, restlos und rückhaltlos, daß dieses Leben eben der Vorbereitung auf das höhere Leben im Jenseits dient und jeder die gleichen Prüfungen zu bestehen und Aufgaben zu erfüllen hat, um zu einem höheren Dasein zu gelangen.
Es ist im Jenseits nicht so, daß der Geist etwa tun und lassen kann, was er will. Er ist auch hier an Regeln und Gesetze gebunden, und sein Weg wird ihm genau vorgezeichnet. Ich sagte aber schon, daß keiner gezwungen wird, ihn zu gehen. Sein eigener, freier Wille gibt ihm die Möglichkeit dazu, zu wählen. Solange er nicht entschlossen ist, nach höherem Dasein zu streben und seinem Führer, der ihn unterrichtet, nicht vertraut oder eben ungläubig ist, wird er in seiner Entwicklung stehen bleiben und von den wunderbaren Schönheiten und Freuden des jenseitigen Lebens ausgeschlossen sein. Jeder Fortschritt muß verdient sein und erarbeitet, gleichgültig auf welchem Gebiet.
Eines aber ist bei allem die Hauptgrundlage, die vorhanden sein muß, wenn wahrhaft Gutes erreicht werden soll. Es ist die alles umfassende Liebe. Nicht Liebe, wie sie im irdischen Leben aufgefaßt wird, die eigentlich nicht von der Seele und vom Geist geübt, sondern rein körperlichen Ursprungs ist und als die in keinem Zusammenhang mit der göttlichen Liebe stehende triebhafte Begierde bezeichnet werden muß. Vereint mit göttlicher Liebe gibt sie eine Vollkommenheit, ein Idealbild der Vereinigung zweier Menschen.
Die Liebe aber, von der ich hier als von der Grundlage allen Seins sprechen will, ist der Inbegriff des Guten, des Hilfsbereiten, der Leitfaden für alle Taten und Unternehmungen im irdischen und jenseitigen Dasein.
Auf diesem Gebiet und in dieser Hinsicht herrscht zwischen Diesseits und Jenseits völlige Gleichheit. Der Unterschied liegt nur darin, daß das wahrhaft Gute hier für jeden klar ersichtlich ist, daß es durch nichts verdunkelt und durch nichts vorgetäuscht werden kann, während auf der irdischen Welt mancher für gut gehalten wird, der weit davon entfernt ist, weil reine Eitelkeit und Geltungsdrang ihn zu sogenannten guten Taten veranlassen, vielfach oder meistens aus reiner Berechnung. Das gilt aber nach höheren Gesetzen nicht als gut und ist so lange wertlos, bis gute Taten aus reinem Herzen an ihre Stelle treten.
Soll also ein Arzt einen Kranken heilen und will er einen vollen Erfolg erzielen, dann ist es auch für ihn oberstes Gesetz, daß er seine Behandlung nach dem Grundsatz der selbstlosen Liebe einrichtet. Solche Liebe macht sich von selbst bezahlt, der Lohn für wahrhaft gute Taten bleibt nicht aus. Das soll aber nicht heißen, daß der Arzt auf Entlohnung verzichten muß, nein, er hat das Recht, für seine Leistung zu fordern, aber er wird, wenn er wahrhaft gut ist, auch seine Forderung dem Patienten und seiner Leistungsfähigkeit anpassen. Es müßte überhaupt davon gar nicht gesprochen werden, weil ein guter Mensch dazu keine Belehrung braucht, sondern ihn die Liebe zu den Mitmenschen selbst das Richtige erfühlen läßt.
So wie der Arzt Liebe zur Grundlage seiner Behandlung machen muß, so muß er bemüht sein, den Patienten zur Liebe zu leiten, alle Härte, allen Haß, alle Mißgunst aus ihm zu entfernen suchen, oder besser gesagt, ihm den Weg zu weisen, wie er sein Leben auf Liebe aufbaut.
Es ist bestimmt kein leichtes Beginnen, denn wie viele gute Menschen wird man finden, die leicht und gerne auf diesen Weg geleitet werden wollen, und doch ist es, das muß man mir glauben, der einzig wahre und richtige Weg.
Nur die unrichtige Einstellung zur Umwelt erzeugt die seelischen Störungen und damit so viele Leiden und Krankheiten. Wir werden in den folgenden Abschnitten immer wieder auf dieses Thema zurückkommen und über den Begriff Liebe und ihre Beziehungen zur Menschenkenntnis und zu den verschiedenen Heilmethoden noch manches zu erörtern haben.
Liebe allein ist es, mit der die göttliche Allmacht die Geschicke des Weltalls lenkt, und die Tatsache, wie weit wir von solcher tätigen Liebe entfernt sind, mag uns den Beweis liefern, wie weit entfernt wir Menschen noch sind von der Vollkommenheit, die wir zu erreichen bestrebt sein wollen. Vorläufig ein meiner Meinung nach wenig tröstliches Bild. Es soll uns aber nicht entmutigen. Die Tatsache, daß wir das Ziel bereits kennen, das uns gesteckt ist, darf uns mit Zuversicht erfüllen. Wollen wir also den Weg mutig beschreiten und diesem fernen Ziel mit aller Kraft unserer Seele und unseres Geistes zustreben.