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10. Der Mensch noch ein „Zwischenwesen“. Über die Begriffe Weisheit und Wahrheit

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Ich will jetzt damit beginnen, von den Einflüssen, die auf die Seele möglich sind, zu sprechen. Wenn ich auch sicher bin, daß vieles, was ich sage, nicht neu ist für die geltende Wissenschaft, so muß ich doch auch Dinge erwähnen, die zum Zusammenhang erforderlich sind.

Es gibt, wie ich schon einmal sagte, Einflüsse von außen und solche aus dem Innern, also vom Geistwesen direkt. Diese äußeren Einflüsse sind weitgehend bekannt, wenn auch oft in ihrer Wirkung anders ausgelegt, als es den Tatsachen entsprechen würde. Im Grunde genommen ist dies aber nicht so wichtig, wenn man nur weiß, welche Einflüsse schädlich und welche für den Menschen fördernd sind.

Ich will hier nicht beginnen aufzuzählen, sondern lieber in positivem Sinn feststellen, in welcher Weise die Seele gut beeinflußt werden kann. Der Grundgedanke bei allem ist die Liebe, nicht, wie schon betont, die Liebe zwischen den Geschlechtern, die nach Ansicht der Wissenschaft in gutem Sinn in der Ehe gipfeln soll. Nein, von Liebe im Sinn des reinen, geistigen Denkens, der Hilfsbereitschaft und Kameradschaft und was sonst an guten Eigenschaften daraus fließt. Es ist nicht sinnvoll, den Menschen oder, wie wir sagen, das Individuum zu zerpflücken, zu zerlegen, in seine verschiedenen Regungen und Gedanken, es, wenn auch im Rahmen seines eigenen Lebens, seiner Umgebung etc., doch zu analysieren und schon gar nicht zu vergleichen mit einem Idealbild, das keines ist.

Es ist nicht richtig, daß jedes Individuum den drei Forderungen Freundschaft, Beruf und Ehe gerecht werden muß, um ein Idealbild zu ergeben. Das würde richtig sein, wenn der Mensch, wie von so vielen angenommen, nur einmal auf der materiellen Welt wäre.

Wie arm müßten wir uns dünken, wenn wir wüßten, daß wir nur das erreichen können, was wir in der kurzen Zeitspanne unseres Lebens imstande sind zu vollbringen.

Ein gestecktes Ziel zu erreichen, ist der Wunsch jedes strebsamen Menschen. Wie wenigen ist es aber gegönnt, im gegenwärtigen Erdenleben das Ziel wirklich zu erreichen. Kein wahrhaft gegen sich ehrlicher Mensch wird das behaupten, ich meine, wird in dem Gefühl am Ende seines Lebens stehen, daß er alles erreicht hat, was zu erreichen war. Es sei denn, er hat die Fähigkeit, sich selbst zu belügen. Ich will damit vor Augen führen, wie trostlos doch das Erdendasein wäre, wenn jeder das Gefühl hätte oder haben müßte, daß er niemals mehr als das erreichen kann, was ihm im Augenblick – denn das Erdenleben ist nur ein Augenblick – möglich ist. Wie arm wäre die Welt, wie sinnlos!

Ich will aber nicht philosophieren, sondern nur die Grundgedanken aufzeigen und immer wieder darauf hinweisen, daß der Mensch mit einem fertigen Programm auf die Welt kommt, es allerdings selbst nicht mehr weiß, sobald er inkarniert ist.

Daß schon das Kind sich seinen Weg vorzeichnet, ist bekannt, aber nicht durch äußere Einflüsse veranlaßt, sondern auf Grund der in ihm wohnenden Kräfte des Geistes, der wie gesagt in mehr oder weniger reifer Entwicklung, in ihm schlummert. Nun kommt es darauf an, daß die Kräfte, die im Kinde schlummern, zur Entfaltung kommen können, und dazu ist wohl der Einfluß der Umgebung von Bedeutung.

Wird ein Geist in ein gutes Milieu geboren und erfährt er die geeignete verständnisvolle Förderung durch seine Umgebung, die richtige Pflege des Körpers und der Seele, dann wird er in seinem Erdendasein seine vorgenommenen Aufgaben erfüllen. Ich denke dabei an einen Geist, der schon einer höheren Entwicklungsstufe angehört und unter Umständen, und dann wohl meistens, über seine Vorfahren weit hinauswächst. Es gibt da ja, wie wir wissen, so unzählige Varianten, wie es eben Menschen gibt. Deshalb kann kaum eine Norm dafür gefunden werden, die auf alle Fälle gleich anzuwenden ist. Es kommt nun darauf an, auf welchem Gebiet der Geist oder die Seele noch Aufgaben zu erfüllen hat, um langsam, sehr langsam einem Idealbild nahezukommen. Es wäre ein bescheidenes Idealbild, wollten wir annehmen, daß es genügen würde, die von der Wissenschaft bisher gestellten Forderungen hierzu zu erfüllen.

Der Mensch ist im ganzen unendlichen All und der ebenso unendlichen Zeitrechnung nur, ich möchte sagen, ein „Zwischenwesen“ und von einem Idealbild weit entfernt. Solange der Mensch oder auch das Geistwesen noch eines materiellen Körpers bedarf, um sich weiterzuentwickeln, um zu lernen und Fehler gutzumachen, Irrtümer abzulegen und so weiter, so lange kann von einem Idealbild nicht die Rede sein. Wie ein solches aussieht, kann ich nicht erklären, weil die Begriffe im Irdischen dazu fehlen.

Es ist beinahe Überheblichkeit zu nennen, wenn jemand annimmt, der Mensch sei in der Form, wie er auf der Erde lebt, das höchstentwickelte Wesen. Es ist aber eine Gnade, daß wir in der Erkenntnis schon so weit fortgeschritten sind, daß wir wissen, wir sind auf dem richtigen Weg und alle Wege stehen uns offen, mit eigener Kraft weiter fortzuschreiten auf der Suche nach der Wahrheit. Was gehört dazu, die Wahrheit zu finden? Allerhöchste Weisheit, gepaart mit allumfassender Liebe. Weisheit ist nicht nur Wissen und Gelehrsamkeit, es ist der Inbegriff alles Verstehens, die ewige Verbindung von Seele und Geist zu reiner Vollkommenheit. Es ist ein Wort, das für menschliche Anschauung leicht etwas anderes bedeutet. Wir verstehen darunter viel mehr, und weise ist für uns nur ein Mensch, der mit unendlicher Güte und Liebe imstande ist, alles zu wissen und zu verstehen. So ungefähr möchte ich es beschreiben.

Wahrheit ist etwas, das nicht, wie die Menschen es mit wahrhaftig, ehrlich und richtig meinen, sondern das Suchen nach der Wahrheit ist das Suchen nach Gott, nach der unendlichen Allmacht, die alles lenkt und leitet. Das Verstehen der Zusammenhänge der Naturgesetze im Weltall, ihren Sinn zu erfassen und imstande zu sein, ihnen in allem gerecht zu werden, das ist das Ziel, das uns allen gesteckt ist und das erst erreicht sein muß, wollen wir als Idealwesen gelten.

Der Weg dorthin ist schwer und mühsam, aber auch unendlich freudvoll, wenn man bestrebt ist, seine geistige Existenz auf Liebe und Weisheit aufzubauen. Wunderbares birgt das All für uns alle, und das ist das Tröstliche im Kampf um den Aufstieg, um den Fortschritt.

Ich würde gerne davon erzählen, was uns erwartet, wenn wir unsere Aufgaben erfüllen und unsere Pflichten getreulich auf uns nehmen. Es ist aber so ganz anders als auf der irdischen Welt, daß es keine Möglichkeit, keine Worte gibt, es zu schildern. Es würde auf jeden Fall ganz falsche Vorstellungen erzeugen, und das will ich vermeiden. Es ist schon viel zuviel darüber geschrieben worden. Es genügt meiner Meinung nach, daß die Menschen und in erster Linie die Wissenschaft erfährt, daß das Leben auf Erden nicht das erste ist, das ein Mensch erlebt und sicher nicht das letzte, das ihm beschieden ist.

Ist aber ein Mensch strebsam, dann darf er hoffen, daß jedes spätere Leben schöner und in materiellem Sinn erfolgreicher wird als das vergangene. Ich bin nun etwas davon abgekommen, was ich heute besprechen wollte. Wir haben begonnen von den äußeren Einflüssen auf die Seele, wollen aber für heute Schluß machen und morgen fortsetzen.

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